Kapitel 43

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Der Alltag hat uns wieder - angekommen im grauen, kalten Hamburg. Schon im Terminal bei der Gepäckabholung ist mir kalt, ich fröstele. Aiden hat einen großen schweren Koffer gepackt. Er hat wirklich alles bedacht, Anzüge, Freizeitkleidung, diverse Schuhe. Ich wusste gar nicht, dass Männer auch so viele Schuhe haben können. In meinem kleinen roten Koffer sind kaum Sachen von mir. Ich habe sie bei Aiden gelassen für unseren März-Besuch.

Wir gehen durch den Zoll und werden von Hannah, Linni und Josh mit dem Abholen überrascht. Ich fliege meinen Kindern in die Arme und mir laufen die Tränen hemmungslos herunter. Ich habe sie so sehr vermisst. Mein schlechtes Gewissen, dass ich eindeutig verdrängt hatte, meldet sich wieder.

Hannah reicht mir ein Taschentuch. Ich umarme sie auch innig und sie murmelt: „Schon gut, Em, wir sind doch da." Ja, sie war immer für mich da. Ich habe ihr so viel zu erzählen.

Aiden wird ebenfalls von Joshua und Alina herzlich begrüßt. Sie nehmen ihn mit Fragen über L. A. in Beschlag. Sie gehen mit unserem Gepäck voraus, Hannah und ich folgen. Sie hakt sich bei mir unter. „Glücklich?" Ich strahle. „Ja, Hannah, so richtig. Mich hat es voll erwischt!" Sie grinst mich zweideutig an. „Nicht mehr der Nerd für eine Nacht?"

„Oh nein! Hannah, ich glaube, es wird richtig ernst. Wenn es so weiter geht, wie bisher, dann kann ich mir vorstellen..." Alina spricht Hannah an. „Tante Hannah?"

Hannah blickt langsam von mir zu Alina. „Ja?" „Machst du bitte das Auto auf?" Alina fragt wohl nicht das erste Mal. Hannah blickt wieder zu mir. Ich flüstere Hannah zu: „Später!"

Aiden blickt besorgt zu mir. Ich schenke ihm mein zufriedenes Lächeln. „Alles gut." Aiden lädt das Gepäck ein. Ich bin glücklich - so glücklich, wie schon lange nicht mehr.

Wir sitzen an unserem Esszimmertisch und Hannah hat mich auf den neusten Stand hinsichtlich meiner Arbeit gebracht. Bis Ende Februar bin ich noch im Messehotel mit verschiedenen Schichten. Die beiden Wochen im März hat sie mir schon dank meiner Kinder frei gehalten.

„Dann hätte ich einen englischen Geschäftsmann, den du zwei Wochen als PA durch Deutschland begleiten sollst." Aiden schaltet sich ein. „Nein." Er wirkt blass und besorgt. „Was?" Hannah fragt in einem entsetzten Ton: „Du willst Em das verbieten?" Er räuspert sich und es ist ihm sichtlich unangenehm.

„Nein, das ist natürlich Emilys Entscheidung. Entschuldigt bitte." Aiden steht auf und geht nach oben. Ich schaue ihm hinterher. Hannah blickt mich fragend an. „Hannah, warte bitte. Ich gehe mal eben zu ihm und kläre das."

Aiden sitzt im Schlafzimmer auf seiner Seite des Bettes und hat die Unterarme auf seine Oberschenkel gestützt. Seine Hände halten seinen Kopf. „Aiden." Ich spreche langsam und leise. „Wenn du nicht möchtest, dass ich den Job annehme, darfst du das sagen."

Er schüttelt mit dem Kopf. „Nein, dazu habe ich kein Recht. Es ist deine Entscheidung." Sein Ton ist kalt. Ich hocke mich vor ihm hin, stütze mich an seinen Knien ab. „Aiden, dafür haben wir noch keine Basis. Ich möchte das nicht. Ich würde es auch nicht wollen, dass du mit einer mir unbekannten persönlichen Assistentin durch das Land reist."

Er schaut mich erleichtert an. „Nein?" Ich schüttele langsam den Kopf. „Nein, mir würde das auch nicht gefallen." Er nimmt meine Hände und zieht mich auf seinen Schoß. Er umarmt mich fest und atmet tief ein.

„Okay." Ich liebe seinen amerikanischen Akzent. „Lässt du mich wieder los?", frage ich sanft nach ein paar Minuten, „Hannah ist immer noch unten." Er lässt mich los und ich stehe auf. Ich gebe ihm einen Kuss und gehe wieder zu Hannah.

...nur für eine NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt