Aidens Verabschiedung mit den Kindern geht schnell. Wir beide stehen im Flur, umarmen uns. Das Taxi wartet vor der Tür. „So, wie du mich heute Morgen geweckt hast, möchte ich wieder geweckt werden, Emily." Er legt leicht den Kopf schief und lächelt mich an. „Dann komm wieder zurück, Aiden!"
Ich öffne die Tür und gebe dem Taxifahrer ein Handzeichen, dass Aiden gleich zu ihm kommt. Es hat wieder angefangen zu schneien. Wir küssen uns noch einmal leidenschaftlich und lösen uns nur langsam. „Vergiss mich nicht, Em!" Und dann geht er zum Taxi, hebt noch einmal kurz die Hand bevor er einsteigt. Gepäck hat er nicht. Er hat alles bei mir gelassen. Alles weitere kann ich nicht mehr erkennen, der Schneefall wird immer dichter.
Das Taxi fährt los und er ist weg. Ich atme tief durch und schließe die Tür. Ich trinke noch meinen Kaffee aus und räume den Frühstückstisch ab. Leer fühle ich mich, wische eine Träne weg. Und allein. Ich ziehe mich schnell an und gehe zu Fuß durch ein tiefverschneites Hamburg.
Wenn ich erst einmal im Hotel bin habe ich keine Zeit mehr zum Nachdenken. Mein Handy summt. Eine SMS von Aiden.
Honey, ich vermisse dich jetzt schon.
Die Schneeflocken fallen auf das Display und ich kann mit den Handschuhen nicht richtig antworten. Das Handy reagiert nicht. Genervt stecke ich das Handy in meine Jackentasche. Im Hotel angekommen, ziehe ich mich um und gehe zum Empfang. „Oh, wie gut, dass du heute hier bist!" Ich bekomme eine Liste mit den zu erwartenden Gästen vor die Nase gehalten. Eine Menge Arbeit wartet auf uns.
Ich schreibe noch kurz an Aiden zurück: Und ich erst! Kuss
Meine Mittagspause besteht aus Abbeißen vom Brot zwischen den Telefonaten oder Einchecken der Gäste. Der Schneefall nimmt kein Ende und immer mehr Menschen kommen in das Hotel, um kurzfristig aufgrund der Wetterlage ein Hotelzimmer zu bekommen. Inzwischen wurden einige Flüge gestrichen und ein älterer Gast, der eigentlich auschecken wollte, bittet mich, nachzusehen, ob sein Flug bereits gecancelt wurde.
„Es tut mir leid, der Flughafen Hamburg wurde vorübergehend wegen des starken Schneefalls geschlossen. Sie hoffen, dass der Schneefall in zwei Stunden weniger wird und dann erhalten wir weitere Auskünfte." Der Gast stöhnt, bleibt aber nett. Ich denke an Aiden. Wo mag er jetzt sein? Bereits über dem Atlantik...weit weg.
Ich komme nach Hause und bin geschafft. Nicht von der Arbeit – doch heute auch. Ich setze mir Wasser für einen Tee auf. Joshua kommt in die Küche. „Kann ich auch einen?" Er deutet auf die Teebeutel. „Sicher." Ich hole eine weitere Tasse heraus.
„Na, Großer?" Ich spüre, dass Joshua reden möchte. „Wir haben die Mathearbeit schon wieder." Oha. Ich gieße den Tee auf und lasse mir nichts anmerken. „ Es ist eine glatte Drei geworden!" Ich grinse ihn an. „Klasse! Damit ist dein Zeugnis sicher, Josh! Ich meine, wenn du jetzt nicht die nächste Arbeit in den Sand setzt." Ich bremse meine Euphorie.
„Jep! Wann landet Aiden zu Hause? Ich muss es ihm unbedingt erzählen!" Ich schaue zur Uhr. „Das dauert noch! Schreib ihm, er wird sich freuen."
Ich schiebe ihm seine Teetasse hinüber. „Das mit Madison... ist echt doof!" Ich nicke. Ich beobachte sein Gesicht. Er sieht traurig aus. Ich gehe zu ihm, nehme ihn kurz in den Arm. „Du hast dir da mehr erwartet." Er nickt. „Ich nehme meine Tasse mit nach oben." Joshua drückt mir ein Küsschen auf die Wange und geht langsam zur Treppe. Diese Sohn-/Mutterküsse werden eine Rarität.
Alina kommt zur Haustür herein. „Boah, hast du das gesehen, Mam? Es liegen bestimmt 15 cm Schnee! Auf den Straßen läuft bald nichts mehr!" Ich gieße eine weitere Tasse Tee auf. „Ja, ich bin zu Fuß nach Hause. Die Stadt wird ganz ruhig. Es fahren kaum noch Autos! Tee?"
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...nur für eine Nacht
RomanceEmily ist seit drei Jahren ohne Mann. Dafür aber mit 2 Kindern. Fast Erwachsen, aber eben nur fast. Irgendwann muss sie anfangen, ihr Leben in den Griff zu bekommen und auch wieder einen Mann in ihr Leben zu lassen. Der erste Mann nach einer langen...