Kapitel 57

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Aiden

Ich habe kaum geschlafen. Ich habe mir, die dunklen Gedanken zu denken verboten. Einmal im Leben bin ich wirklich glücklich und dann passiert das. Ich kann es noch gar nicht in Worte fassen. Ich bin gelähmt. Ems Wecker hat mich aus dem Schlaf gerissen. Ich stehe für die Sweeties auf. Sie sollen nicht allein beim Frühstück sitzen.

Ich decke den Tisch und jedes von mir verursachte Geräusch ist doppelt so laut wie sonst. Ich starre die Kaffeemaschine an und warte auf den Kaffee. Ich stütze mich an der Arbeitsplatte ab. Das kann doch alles nicht wahr sein. Irgendein Verrückter läuft durch Hamburg und trifft ausgerechnet auf Emily? Oder wollte er ihre Geldbörse? Ihr Handy? Es will mir nicht in den Kopf gehen.

„Aiden, der Kaffee ist fertig. Bekomme ich auch eine Tasse?" Ich schrecke zusammen, ich habe sie nicht kommen hören. Alina schaut mich an. „Entschuldige, ja, hier nimm den fertigen." Ich reiche ihr die Tasse. „Konntest du etwas schlafen?" Sie nickt. „Besser als ich dachte."

Joshuas Kopf erscheint hinter der Couchlehne. „Morgen, bekomme ich auch einen?" Alina reicht ihre Tasse an Josh weiter. „Hast du auf der Couch geschlafen?" „Ja, ich wollte das Krankenhaus nicht verpassen...falls sie anrufen...haben sie aber nicht!"

Wir setzen uns an den Tisch. Gespenstisch. Keiner mag etwas sagen. "Aiden, mach bitte das Radio an. Das ist ja nicht zum Aushalten." Linni gibt Josh weitere Anweisungen: "Wenn uns auch nicht nach Frühstücken ist, mach dir eine Stulle für später!" Der Radiomoderator weist uns auf den bevorstehenden Regentag hin. Ich schaue nach Draußen. Ja, das entspricht unserer Stimmung – es regnet Bindfäden.

Im Radio singt Katie Melua sanft zu Gitarrenklängen.

I cried for you, and the sky cried for you

And when you went i became a hopeless drifter

But this life was not for you, though i lerned from you

That beauty need only be a whisper.

Alina geht zum Radio und stellt es aus. „Okay, das war eine Scheißidee von mir." Ich reibe ihr den Oberarm. Vielleicht wird es das Baby nicht schaffen. Ich will daran nicht denken. „Ich fahre gleich zu Em. Soll ich euch an der Schule absetzen?" Die beiden ziehen sich kommentarlos an. „Fliegen Onkel Michael und Hannah trotzdem nach Schweden?", fragt Linni von der Rückbank des Autos. Ich zucke mit den Schultern. „Darüber haben wir gestern Abend nicht mehr gesprochen. Ich glaube nicht. Ich schicke dir nachher eine Nachricht."

„Schickst du uns auch gleich eine Nachricht, wenn du im Krankenhaus bist?" Joshua hat Tränen in den Augen. „Selbstverständlich – ich schreibe euch gleich, wie es eurer Mom und dem Baby geht." Die beiden laufen schnell durch den Regen und ich sehe, wie sie in dem großen Schulgebäude verschwinden.

Ems Krankenschwester zeigt mir, wie ich Em waschen kann ohne sie viel zu bewegen. „ Wir haben gestern noch einen Blasenkatheder gelegt. Alles Routine. Es gab keine Veränderung in der Nacht, Herr Nolan. Das heißt aber nichts Schlechtes. Das erleben wir häufiger. Der Arzt kommt ca. um 10 Uhr zur Visite. Wenn Sie zwischendurch irgendetwas benötigen kommen Sie bitte in unser Zimmer." Ich nicke ihr zu.

Nach dem Waschen – ihre linke Hand war noch ganz blutverkrustet- setze ich mich zu Em und lege ihre Hand in meine. Ich schreibe Josh und Linni die versprochenen Nachrichten. „Oh, Em, du hättest deine Sweeties beim Frühstücken sehen sollen. Sie waren so tapfer." Ich muss mich zusammenreißen. Ich rede mit Emily wie am Frühstückstisch. Wir werden Schweden nur verschieben, aber nachholen.

Ich rufe Meikel an. „Morgen, ich bin bei Em....es ist alles unverändert...sagst du bitte Schweden ab. Es sei denn du hast einen so klaren Kopf, wenn du mit Hannah fliegen möchtest, ist es für mich in Ordnung."

...nur für eine NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt