Kapitel 56

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Bei Michael im Büro kann ich meine Arbeit wesentlich angenehmer gestalten und Aiden kann mich von meiner Arbeit nicht zu sehr abhalten. Heute Morgen gab ich ihm meinen Ring – der Gedanke an den heimlichen Brillanten für das Baby bringt mich wieder zum Schmunzeln. Ich hätte Aiden gar nicht so viel Romantik zugetraut.

„Michael, kann ich pünktlich um 16 Uhr gehen? Dann kann ich noch schnell einkaufen bevor ich mit Lucy heute Abend ins Fitnessstudio gehe. Dann weiß ich, dass meine und deine Kinder auch versorgt sind." Michael grinst. „Gut, dass Hannah noch nichts weiß, sonst würde sie auch Unmengen Lebensmittel kaufen. Wir bleiben nur eine Nacht weg, Em!" Ich lächele ihn an. „Ich weiß, kleiner Bruder. Ich bringe die Unterlagen nur noch schnell in die Buchhaltung und dann flitze ich los!"

In der Buchhaltung treffe ich nur auf Penelope. Das ist auch gut so. Auf Janet kann ich gerne drei Tage verzichten. Nach dem gestrigen Tag sehe ich sie in einem anderen Licht. „Hier sind noch die Unterlagen. Dann sehen wir uns am Montag, schönes Wochenende Penelope!" „Viel Spaß in Stockholm, vielleicht kommst du ja doch wenigstens einmal kurz zum Shoppen!" „Ich werde es versuchen. Danke!"

Aiden muss noch zum Juwelier, aber an ein gemeinsames Kommen oder Gehen aus der Firma können wir uns auch im Moment noch nicht erlauben. Ich laufe zur U-Bahn-Station und genieße den wunderbaren Frühlingstag. Ich habe zum ersten Mal in diesem Jahr eine leichte Jacke angezogen. Endlich heraus aus diesen dicken Wintersachen.

Als ich auf der Treppe hinunter zum Bahnsteig gehe, höre ich, wie eine Männerstimme in der Menschenmenge meinen Namen ruft. „Emily?" Ich schaue von den Stufen auf, sehe aber niemanden, den ich kenne. Es ist einfach zu voll – Feierabendverkehr-typisch. „Emily Bennett! Hier" Ich schaue zu der Rolltreppe zu meiner linken und sehe einen blonden Lockenkopf, Finn Needer, der Surferboy, nach oben fahren! So eine Überraschung!

„Warte, ich komme gleich zu dir!" Ich bleibe auf der der Treppe stehen und drehe mich seitlich zu ihm um. Ich werde angerempelt und spüre einen Schmerz an meiner linken Seite. Menschen kreischen auf. Ich höre, wie eine Frau ruft „Oh Gott, er hat ein Messer!" Ich greife automatisch mit meiner linken Hand an das Ende des Rippenbogens und spüre etwas Warmes. Finn kommt zu mir gelaufen. „Emily, ist alles in Ordnung?"

Der Schmerz wird stärker und ich bekomme kaum Luft. Ich schaue an mir herunter und meine Hand ist voller Blut. Mein Baby! Oh nein, mein Baby! „Finn, mein Baby!" Finn hält mich in seinem Arm. „Emily, wir setzen uns jetzt ganz langsam hin, du brauchst Hilfe. Geht es so?" Ich nicke.

Er presst irgendetwas auf meine Rippen. Ich liege auf diesem kalten Beton. Nein, auf Finns Jacke. Wann hat er sie ausgezogen? Hatte er überhaupt eine an? Finn riecht gut und er trägt seine Haare länger. „Emily, gleich wird ein Arzt kommen. Er wird dich untersuchen und deine Wunde versorgen."

„Wunde? Finn, ich bin schwanger, mein Baby..." Finn wiegt mich in seinen Armen. „Emily, es wird alles gut. Du bist schwanger? Dann hast du also den richtigen gefunden! Erzähl mir von ihm!"

„Er ist Amerikaner." Finn streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich friere und mir ist kalt. Es ist doch noch nicht so frühlingshaft, ich hätte die andere Jacke anziehen sollen. „Emily, erzähl mir weiter von ihm. Wie heißt er?"

„Oh, er...er heißt Aiden...und schau...", ich halte ihm meine linke Hand entgegen, aber mein Ring ist gar nicht da, es ist alles nur voller Blut. Wo kommt das ganze Blut nur her und wo ist mein Ring? Aiden? Meine Fingerspitzen beginnen zu kribbeln. „Emily, was macht Joshua, erzähl mir von deinen Kindern!"

„Josh? Ihm geht es gut...", hoffe ich doch und Linni, geht es doch auch gut, oder? Was machen die schwarzen Punkte hier im U-Bahn-Schacht? „Emily, bleib bei mir, der Arzt kommt gerade die Treppe herunter. Siehst du? Es wird alles gut! Emily!"

...nur für eine NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt