...nur für eine Nacht

Kapitel 50

Die Tage vergehen schnell. Aiden muss leider arbeiten. Wir erfüllen Alinas Wunsch und fahren ins Getty Center. Es liegt quasi in der Nachbarschaft. Alina tendiert zu einem Kunststudium und ist völlig begeistert von der Architektur des Gebäudekomplexes. Sie brabbelt den ganzen Tag von Skulpturen, Zeichnungen, Manuskripten und Gemälden.

Joshua und ich langweilen uns schnell, genießen aber diesen wunderschönen angrenzenden Park mit seiner Liegewiese. Da alles auf einem Hügel liegt, können wir sowohl die Pazifikküste als auch die Wolkenkratzer in Downtown L.A. sehen – beeindruckend.

Am nächsten Tag erfüllen wir Joshuas Wunsch mit einem Besuch des Ocean Front Walk. Hier klappen uns manchmal unsere Unterkiefer herunter. So viele verrückt aussehende Menschen haben wir noch nie gesehen. Auf dieser Promenade begegnen wir singende Rentner, Clowns, Akrobaten, Schauspieler - kurz: ein Zirkus unter freiem Himmel.

Am Muscle Beach staunen wir über die Künste der Skateboarder und Alina sehe ich zum allerersten Mal hechelnd vor Männern stehen. Es sind die nicht nur junge Männer, die ihre Muskeln vor dem Publikum präsentieren. Wir sind viel zu weit gelaufen und ich rufe Aiden an, um ihn zu einem neuen Abhol-Treffpunkt zu lotsen.

Alina setzt sich am Donnerstag mit dem Wunsch für das Contemporary Art Museum durch. Als ich die Lampeninstallation von Renzo Piano sehe, beginne ich, Alinas Geschmack für Kunst zu verstehen. Gefühlte hunderte Lampen stehen dicht gedrängt zusammen und bilden eine tolle Kulisse.

Joshua ist ein wenig genervt. Als Alina ihre Zustimmung für das Disneyland am Freitag gibt, ist Joshua wieder friedlich. „Linni, eigentlich sind wir dafür zu alt – aber das muss man doch einmal im Leben gemacht haben, oder?" Aiden fährt uns nach Anaheim und wir haben einen zauberhaften Kindertag. Auch ich fühle mich noch einmal in Kindheitstage zurück gesetzt, als Mickey Mouse mich in die Arme nimmt.

Wir werden von Madison abgeholt, da Aiden noch länger in der Firma zu tun hat. Madison lässt mich in Brentwood raus und nimmt Alina und Joshua mit. Die beiden haben mit Madisons Hilfe eine Fotocollage für Aiden erstellt, die sie um die heutigen Fotos ergänzen wollen. Ich habe mein Foto für Aiden bereits im Schlafzimmer versteckt.

Es ist 19 Uhr und Aiden kommt endlich von der Arbeit. Eigentlich wollte er schon um 17 Uhr hier sein. Ich habe ihm sein Vitello Tonnato schon vor längerer Zeit abgedeckt und liege im Bademantel nach einem Sprung in den Pool entspannt auf dem Sofa.

Er kommt nicht direkt zu mir. Ich schaue auf und sehe sein erschöpftes Gesicht. „Hey, Tiger. Anstrengender Tag?" Aiden fährt sich mit einer Hand durch sein Haar und blickt vom Küchentresen zu mir. Er sieht müde aus. „Ja."

„Möchtest du etwas essen? Ich habe dir Vitello gemacht." Ich stehe auf und deute mit meiner Hand zur Küche. Aiden kommt zu mir, drückt mir einen kurzen Kuss auf den Mund, lässt sich dann auf die Couch plumpsen. „Nein, ich habe keinen Appetit."

Ich streiche ihm kurz über die Wange. „Einen Drink?" Aiden nickt kurz. Ich gehe in die Küche, lasse ihm ein paar Eiswürfel in das Glas fallen und fülle Whiskey dazu. Ich bleibe hinter ihm stehen und reiche ihm das Glas über seine Schulter über die Couchlehne. „Danke, Em."

Er nimmt einen Schluck und atmet durch. Okay, er ist geschafft. So habe ich ihn noch nicht kennengelernt. Ich lege meine Hände auf seine Schultern und beginne ihn sanft zu massieren. Ich sehe von der Seite, wie er seine Augen langsam schließt. Wenn er nicht gleich erzählen mag, ist es in Ordnung. Das Glas stellt Aiden vor ihm auf den Tisch ab. Gleichzeitig nimmt er eine Hand und bittet mich stumm, herum zu kommen.

Ich beuge mich zu ihm herab und küsse ihn sanft. Mh, dieser Whiskeygeschmack und Aiden, ich mag das. „Die Kinder?", fragt Aiden an meinen Lippen. „Bei Madison. Sie kommen erst gegen 22 Uhr." Ich küsse ihn wieder, merke aber, dass er nicht ganz bei mir ist. „Entspann dich", flüstere ich ihm zu. Er schnauft und sein Mundwinkel verzieht sich leicht nach oben.