...nur für eine Nacht

Kapitel 46

Die restlichen Tage bis zu unserem Urlaub bei Aiden vergehen wider Erwarten schnell. Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude. An dem einen Tag konnten wir unsere neuen Pässe abholen, was uns alle in Urlaubsstimmung versetzte.

Der Abschied vom Messehotel fiel mir etwas schwer. Diese Arbeit hat mir gefallen, nur die Arbeitskollegen waren sehr unbeständig. Herr Belz hatte nur wenig Zeit für mich, nahm mich dennoch zur Seite und bot mir einen festen Job im Hotel an. Ich soll es mir während meines Urlaubs überlegen und gerne wieder auf ihn zukommen.

Wenn ich in Aidens Firma mit der Überprüfung fertig bin, könnte ich fest im Messehotel arbeiten. Darüber muss ich mir jetzt noch keine Gedanken machen. Wir haben unsere Koffer im „Late-Check-in" gerade abgegeben und sitzen in der S-Bahn.

Joshua und Alina sind aufgeregt. „Wollen wir zu Hause noch zusammen auf unseren Urlaub anstoßen? Ich mixe uns etwas!" Er hebt beide Hände und schüttelt einen imaginären Shaker. „Aber nur einen und dann schnurstracks ins Bett. Wir müssen morgen sehr früh aus den Federn!" Ich erinnere noch einmal an den Flugplan.

Von Hamburg nach London, zwei Stunden Aufenthalt und direkt weiter nach L. A. – trotzdem sind wir 15 Stunden unterwegs. Die Visa hat Chloe für uns organisiert und Aiden wird uns abholen. Endlich - die lange Wartezeit ist vorbei. Meine Sehnsucht ist unendlich groß.

Nach langen Stunden des Wartens, Sitzen, Dämmern, Schlafen und Essens kommen wir erschöpft in L. A. an. Mir ist übel von der schlechten Luft im Flieger und meine Knochen fühlen sich steif an. Meine Kinder sind schneller durch den Einreisebereich, obwohl ich im sonst schnelleren Bereich für Reisende stehe, die nicht zum ersten Mal einreisen.

Alina und Joshua haben Aiden bereits begrüßt, als ich durch die getönte Schiebetür heraus gehe. Aiden hält seine Arme weit auf, drückt mir ein keusches Küsschen auf den Mund und hält mich fest. Ich atme seinen Duft ein und fühle mich wie eine Weltreisende, die endlich nach einer sehr langen Reise nach Hause kommt. Ich umarme ihn ebenfalls fest und will ihn auch nicht wieder loslassen. „Endlich!", raunt Aiden an meinem Ohr. Vor Rührung läuft mir eine Träne über die Wange.

Aiden hält mich fest in seinen Armen und ein Kribbeln geht durch meinen Körper. Mir ist heiß und ich will alles andere, als hier mit Aiden nur in einer Umarmung zu stehen. Wenn meine Kinder nicht neben mir stehen würden, würde ich Aiden in eine dunkle Ecke zerren wollen.

„Honey", Aiden flüstert an meinem Ohr, „du musst mich leider wieder loslassen." Langsam und benommen öffne ich meine Augen und lasse meinen Griff locker. Aiden küsst erneut flüchtig meinen Mund und löst die Verbindung gänzlich. Meinen großen Koffer nimmt er mir ab und wir gehen Händchenhaltend gemeinsam zum Auto.

„Geht es dir gut, Em? Du siehst ein wenig blass aus." Aiden schaut besorgt. Ich winke mit einer Hand ab. „Ich brauche nur frische Luft. Ich habe das Gefühl, die Fluggesellschaften drosseln die Luftzufuhr, damit alle schön schlafen."

Auf der Fahrt kleben meine großen Kinder wie Zehnjährige an der Scheibe und rufen immer wieder erstaunt: Hey, guck mal da! Ich lehne mich zurück und beobachte Aiden. Er sieht wie immer gut aus. Sehr gut. Er sieht sportlich schick in Jeans und Oberhemd aus. Die Ärmel sind locker hochgekrempelt und ich sehe sein Muskelspiel an seinen Unterarmen während des Lenkens. Seine Hände umfassen das Lenkrad und ich wünsche mir, dass sie etwas ganz anderes anstellen.

Ich möchte die feinen schwarzen Haare auf seinem Unterarm berühren, rufe mir aber in Erinnerung, dass wir nicht alleine sind. „Habt ihr schon etwas geplant?", reißt Aiden mich aus meinen Tagtraum.

Alina holt Luft. „Nein, nichts festes, aber wir wollen natürlich eine Stadtrundfahrt machen, Shoppen und das Filmstudio sehen. Wenn du aber schon was für uns geplant hast, ist das kein Problem. In ein paar Tagen kommt auch Madison. Sie will mit uns an den Strand und sie sagte etwas von einer Party. Das wird so super! Obwohl, Josh, war die Party am Strand oder bei ihrer Freundin? Ach, egal, ich freue mich ja so, dass wir hier sein können, Aiden! Das ist echt so klasse! Hier gibt es doch noch so ein Naturreservat, oder? Da würde ich natürlich auch gerne hin – oh, und Hollywood-Boulevard und die ganzen Sehenswürdigkeiten."