...nur für eine Nacht

Kapitel 20

Die Weihnachtszeit war schnell vergangen. So kurz vor dem neuen Jahr lasse ich das vergangene Jahr vor meinem geistiges Auge ablaufen. Noch zwei Tage und das Jahr ist gelaufen. Das erste Halbjahr war wie immer. Im Sommer beschloss ich dank Drängens meiner Freundin Hannah, dass ich mich beruflich verändern sollte.

Der erste Job der Zeitarbeitsfirma mit dem Surferboy, Bernice und Nayla – das war in Ordnung. Die Nacht mit Aiden war das Highlight des Jahres – unvergesslich und zu schön. Während Patrick der Tiefpunkt meines Jahres darstellte und ich das gerne vergessen möchte. Die Messegeschichte war stressig, den Job möchte ich nicht jeden Tag ausüben.

Nun bin ich seit vier Wochen im Messehotel Hamburg. Von dieser Arbeit kann ich endlich behaupten, dass sie mir Spaß macht und ich gefordert werde. Ich arbeite im Backgroundoffice des Empfangs. Wenn viel zu tun ist, bin ich auch an der Rezeption tätig. Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich und ich lerne jede Menge Menschen kennen.

Darunter auch sehr viele Leckerbissen, wie Hannah sagen würde. Aber ich bin vorsichtig geworden. Das schnelle Date gibt es bei mir nicht mehr. Angebote jeglicher Art erhalte ich zu genüge. Schmeichelnd - aber ich belächele das gerne. Patrick hat mir den Appetit verdorben. Das hält noch eine ganze Weile an. Eine Zeit lang war ich traurig. Ich hatte mir mehr von Patrick versprochen. Dann wurde ich irgendwann wütend, dass mich so ein Typ so herunterziehen konnte.

Zur Bewältigung der ganzen Sache war ich übermütig und habe mir meine schulterlangen Haare zu einem frechen Bob schneiden lassen. Die Friseurin überredete mich noch zu ein paar Highlights in Goldblond. Schon fühlte ich mich besser.

Alina ist immer noch mit Nick zusammen. Das freut mich sehr. Es scheint etwas Ernstes zu werden. Joshua ist über seinen ersten Liebeskummer bereits nach einer Woche hinweg gewesen. Ich habe mich in die Arbeit gestürzt. Das hat mir gut getan. Das Kapitel „Patrick" habe ich erfolgreich geschlossen – der Sex war gut, aber mit einem fiesen nachträglichen Beigeschmack.

Ich fing an, mich wieder mit Lucy, meiner langjährigen Arbeitskollegin im Fitnessstudio zu treffen. Montags toben wir uns beim Zumba-Kurs aus und am Donnerstag beim Bauch-Beine-Po-Programm. Wir sind eine lustige Gruppe im Fitnessstudio geworden. Denn nicht nur Frauen können tanzen oder haben ein Problem mit ihren Bauch. Am Ende des Abends trafen wir uns in einer Bar für einen Sundowner. Manchmal wurden es auch zwei Getränke, aber es artete nicht aus.

Weihnachten war wieder ein tolles Familienfest. Sogar unsere Eltern waren aus Mallorca gekommen, um die Entwicklung ihre Enkelkinder nicht zu verpassen.

Häufig hatte ich eine Nachtschicht im Hotel übernommen – so wie heute. Es war nichts los und so konnte ich im hinteren Büro die Buchungen überprüfen. Mein Blick fällt auf die Uhr. Gleich würde meine Ablösung kommen.

Milena düst um die Ecke. „Herrje, tut mir leid, die Bahn mal wieder!" „Kein Problem, es ist nichts los hier." Milena war meine Ablösung. „Du, Emily, was hast du denn für Pläne für Silvester?" Eigentlich wollte ich zu Hannah und Michael. Joshua und Alina werden bei ihren Freunden sein. „Willst du frei haben?"

„Es ist der letzte Abend mit meinem Freund. Er geht für drei Monate nach London und sein Flug geht um 21 Uhr. Um 22 Uhr kann ich hier sein, dann hättest du Silvester noch für dich." Für mich wäre es in Ordnung und ihr mache ich eine Freude. „Klar, trag uns bitte so ein. Wenn der Personalchef etwas dagegen haben sollte, sag mir bitte noch Bescheid." Milena umarmt mich schnell. „Danke, du bist ein Schatz. Dafür hast du etwas gut bei mir!"

*****

Der Schweiß durchnässt mein Shirt und meine Hose klebt. Ich habe bis heute nicht gewusst, dass ein Beine- und Potraining so anstrengend sein kann. Jack, der Fitnesstrainer, motiviert uns noch einmal für die letzten Übungen. „Geschafft!" Lucy lächelt mich gequält an. „Ja!", bestätige ich ihr, „ich bin geschafft." Jack kommt zu uns geschlendert ohne eine einzige Schweißperle auf der Stirn.