Kapitel 34

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Ich lande in Hamburg und es ist bitter kalt. Chloe hat für mich ein Mietwagen reserviert. Da ich 14 Tage hier bleibe, will ich etwas unabhängiger sein. Ich muss mich dann eh nach einem Auto umsehen, wenn ich hier wohne.

Ich fahre am Hauptbahnhof vorbei und kaufe ein Strauß rote Rosen. Ich hoffe, sie mag Rosen. Wenn nicht, dann nach diesem Abend. Ich schmunzele in mich hinein. Es ist schon spät und ich stehe vor dem Haus. Den Koffer lasse ich noch im Wagen. Sie sollen mich nicht vorher entdecken.

Ich packe die Rosen vor der Tür aus. Soll ich aufschließen oder klingeln? Ich überlege kurz...klingeln ist besser. Ich drücke voller Vorfreude den Klingelknopf. Alina öffnet die Tür, ich halte einen Finger auf die Lippen. Sie soll nichts sagen, ich möchte Emily so gern überraschen.

„Sie ist nicht da." Alina umarmt mich. „Hi, Aiden, was machst du denn hier? Weiß Mam, dass du kommst? Nee, kann sie ja gar nicht. Sonst wäre sie nicht ins Fitnessstudio gegangen. Du weißt schon, Bauch-Beine-Po. Sie glaubt, sie hätte es nötig. Ich bin ja der Meinung, sie ist ganz knackig. Los, komm rein. Die Blumen halten das doch nicht lange aus bei der Kälte. Hast du keine Tasche dabei? Wie lange bleibst du?"

Ich schiebe mich an ihr vorbei. „Hi, Alina!" Sie schlägt sich die Hand vor den Mund. „Sorry. Ich merke das schon gar nicht mehr. Nick verdreht auch schon die Augen!"

„Bis wann geht die Bauch-Beine-Po-Stunde? Ist Em mit dem Wagen dort?" Alina schnuppert an den Rosen. „Sie sind wunderschön Aiden. Nein, sie ist mit dem Bus gefahren. Wenn du in einer viertel Stunde dort bist, kannst du sie abholen."

Perfekt. „Linni, ich brauche eine schmale Vase oder ein hohes Glas für eine Rose." Alina kommt aus der Küche und reicht mir eine sehr schmale hohe Glasvase. Ich gehe in das Schlafzimmer und stelle eine Rose auf Ems Tischchen. Ich platziere davor den Briefumschlag, den ich vorbereitet habe.

Ein Blick auf die Uhr. Ich muss los, wenn ich sie erwischen will. Ich danke Alina und laufe mit den Rosen wieder zum Auto. Ich bin aufgeregt. Gleich werde ich sie wieder sehen.

Ich parke auf der gegenüberliegende Seite des Fitnessstudios. Es ist dunkel und kalt. Es hat aufgehört zu regnen. Das Fitnessstudio ist hell erleuchtet. Die ersten Frauen und Männer kommen aus dem Eingang. Ich steige aus und lehne mich an die Autotür. Jetzt muss ich nur noch warten.

Durch die großen halben Scheiben sehe ich den Tresenbereich und den langen Flur. Ins Studio selber kann ich nicht sehen. Jack steht hinter dem Tresen und unterhält sich mit zwei Männern. Die Männer kommen heraus und gehen zu ihren Autos.

Emily kommt aus der Damenumkleide. Mein Herz beginnt zu rasen. Oh my Honey. Ich bin so gespannt, wie sie reagiert. Jack kommt um den Tresen herum und was ist das? Er umarmt Em. Was? Er spricht mit ihr. Sie lacht. Okay, Aiden, das kann so in Ordnung sein.

Julius kommt durch den langen Gang. Spätestens jetzt sollte sich Jack doch wohl von Emily lösen. Nein, Julius legt von hinten seine Arme an Emilys Oberarme und küsst ihren Hals. Fuck, was ist das?

Jack und Julius? Beide? Mit Emily? Was!? Meine Gedanken überschlagen sich. Ich habe nicht bemerkt, wie ich alle Rosen habe fallen lassen. Wie lange stehen sie so schon dort? Zu lange.

Eindeutig zu lange. Ich habe genug gesehen. Meine Planung war wohl etwas zu voreilig. Das hätte ich nie gedacht. Ich steige in mein Auto und fahre los. Ich fahre einfach, nach ein paar Straßen halte ich am Rand an.

Ich reibe mein Gesicht. Was mache ich jetzt? Was war das? Also hält Emily doch nicht so viel von Treue wie ich. Ich bin entsetzt, enttäuscht. Eine Chance bekommt sie noch. Ich weiß inzwischen gar nicht, wo ich bin. Ich gebe Ems Adresse in den Navi ein und parke etwas entfernt vor ihrem Haus.

...nur für eine NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt