Shitte nochmal, das war vielleicht ein Jahr. Nerv, die größte Nervensäge auf der ganzen Welt, war unser Bruder geworden und wir hatten alle besiegt. Wir waren bereit für das große Finale. Wir waren bereit für den Pott, den Pott im Freestyle Soccer Contest und der fand morgen auf Rocknaröck statt, in der sagenumwobenen Festung der Wölfe, aus der noch niemand zurückgekehrt war. Niemand.
Bereits früh am Vormittag machten sich die drei Maximilian Geschwister auf den Weg zu der verlassenen Tankstelle am Stadtrand von Grünwald. Sie war im letzten Jahr so etwas wie die geheime Erfinderwerkstatt von Raban und Joschka geworden, doch heute waren es nicht die beiden Erfinde, welche sie an diesen abgelegenen Ort gerufen hatten, es war Leon höchstpersönlich.
Als die drei schließlich an der Tankstelle ankamen fanden sie dort allerdings, sehr zu ihrer Verwunderung, lediglich Markus, der auf dem Dach eines alten Busses saß und eine Zeitschrift las, und Vanessa, welche an einem Tisch eine Karte der Umgebung zu analysieren schien. „Alles ist gut." „Solange du wild bist", begrüßten, Maxi und Vanessa sich sogleich, während die Kämpferin mit zusammengekniffen Augen zu ihrem Freund hochblickte. Der von Theumer Junge bedachte das ganze mit einem einfachen grinsen. „Wo sind die anderen?", unterbrach der jüngste die Stille. „Na hier! Wo sonst?" Raban kam aus einem der Rohre am Rande der Tankstelle gekrochen, während Joschka ihm kopfschüttelnd durch das zweite folgte. „Und wenn du bis Mittags schlafen kannst, dann kannst du auch helfen", beschloss die siebte Kavallerie und ergriff das Bügelbrett, welches zwischen den beiden Rohren positioniert worden war. „Er hat nicht geschlafen", bestritt der älteste Maximilian. „Er hat seine Hosen gesucht", lachte Leo. „Haha", kommentierte der jüngste sichtlich genervt.
„Wozu brauchen wir das?" Während die anderen sich noch ein wenig über den kleinen lustig machten, war dieser von Raban und Joschka mit verschiedensten Gegenständen beladen worden, darunter befanden sich beispielsweise eine Lampe, das Bügelbrett, sowie eine Bratpfanne. „Für Mr. Top" „Und Mr. Secret", antworteten die beiden abwechselnd. „Wir sind Erfinder." „Wusstest du das nicht?" Nerv machte sich gar nicht erst die Mühe darauf zu antworten, sondern warf bloß einen weiteren zweifelnden Blick auf den Krempel in seinen Händen.
„Und Rocknaröck liegt am Ende der Welt", mischte sich nun die Unerschrockene ein. „Hinter Donnerschlag und dem Steinbruch der Biester", bestätigte der jüngere Zwilling. „Hier", Maxi deutete auf die Karte. „Im hintersten Winkel des Grenzwaldes zum Nichts." „Vom Grenzwald zum was?", warf Nerv, noch immer völlig verständnislos, ein, doch eine Antwort bekam er nicht.
In der Ferne ertönte deutlich das Geräusch von sich näherten Motorrädern, die sich bald darauf auf dem Hügel vor de Tankstelle abzeichneten. Ihre Fahrer, zwei völlig in schwarz gekleidete Gestalten, verleiteten die Mannschaft dazu sofort alarmiert aufzuspringen. Als die beiden vor ihnen zum Stehen kamen ließ der jüngste Kerl erschrocken das Bügelbrett fallen. „Beim Nasenschleim-glibberigen Sankt-Nimmerleinstag!"
„Ich wette, ihr macht euch vor Angst in die Hosen", stellte der vordere der beiden Fahrer fest. „Und wenn nicht, dann werden es die Wölfe tun, wenn wir auf diesen Monstern erscheinen", der zweite zog sich seinen Helm von Kopf und zum Vorschein kam Marlon's blonder Haarschopf. Noch bevor sie das Gesicht des anderen gesehen hatten legte sich ein Lächeln auf die Lippen der Kerle. „Die hat Markus gebaut", verkündete Leon grinsend. Leos Augen hefteten sich binnen Sekunden an den blonden, in ihrem Blick lag eine Mischung aus Überraschung und Stolz. „Und wenn ihr ganz nett zu ihm seid bekommt ihr bestimmt auch so eine Höllenmaschine." „Und ich krieg die erste!", rief Nerv aufgeregt und wollte schon losrennen, wurde allerdings nach wenigen Metern von seinem großen Bruder aufgehalten. „Halt! So läuft das nicht Jungs", unterbrach der Slalomdribbler. „Die gibt es nicht umsonst. Die müssen wir kaufen."
Wenige Minuten später standen alle wilden Kerle hinter ihren Anführer gereiht vor dem blonden Torwart und beobachteten die beiden neugierig. Der braunhaarige nahm sich seine Kette in Form eines Zahnrades ab und legte sie auf dem Tisch vor seinem Gegenüber ab. „Hier, mit der habe ich den dicken Michi, Gonzo Gonzales und die biestigen Biester besiegt." „Das ist zu viel", widersprach Markus. „Nicht für eines deiner Motorräder." „Hier, das hat mir Leon geschenkt als er drei Jahre alt war", fuhr die Intuition fort und gab den weißen Stein in der Form eines Herzens ab. „Das Hexenauge von Starajariba." „Da Joker X der siebten Kavallerie." „Ich geb dir alles was mir wichtig ist", murmelte Maxi und legte seinen Ring auf dem Tisch ab. „Und was mir etwas bedeutet", vollendete Leo den Satz und platzierte eine silberne Kette mit Gravur neben dem Ring ihres Bruders. Daneben landete kurz darauf auch die Kreuzkette von Vanessa, welche ihr Leo vor einigen Jahren zum Geburtstag geschenkt hatte. „Und was uns zusammenhält. Meine fünf Sternensteine", beendete Nerv die Reihe.
Behutsam nahm der Torwart Tippkicks Ring in die Hand und las die Gravur darin laut vor. „Für immer wild."
Ein letztes Mal glitten Markus Augen durch die Runde, bis sie schließlich an Leo hängenblieben. „Seid ihr euch sicher?" „Dafür lege ich meine Beine ins Feuer", antwortete Nerv entschlossen. „Okay", nickte der blonde. „Das ist ein Deal." Lächelnd erhob er sich und öffnete das Tor, das ins Innere der Tankstelle führte. Fünf weiter Motorräder waren vor ihnen aufgebaut und die wilden Kerle traten ehrfürchtig an ihre neuen Fortbewegungsmittel heran. „Aber Markus, da fehlt doch noch eins", protestierte der jüngste nachdenklich. „Ich weiß. Du bist zu klein." Der Torwart schritt an ihm vorbei, auf den hinteren Teil der Halle zu. „Wie bitte?" „Du bist zu klein für die Motorräder", wiederholte er. „Aber...", Nerv stoppte, jegliche Freude aus seinem Gesicht war verschwunden. „Es tut mir leid, aber du fährst mit dem", breit grinsend zog der Torwart die Plane von dem letzten Fahrzeug und enthüllte ein schwarzes Kart. „Das haben Raban und ich gebaut", erklärt Joschka Nerv, doch der schien vor lauter Begeisterung gar nicht mehr zuzuhören.
„Und das sollt ihr dabei tragen." Der Held betätigte gezielt eine der Schalter und plötzlich wurden über den jeweiligen Motorrädern passende Anzüge von der Decke gelassen. „Na, gefallen sie euch?" Leon und Marlon lächelten bestätigend. „Dann geht es jetzt los", verkündete der Slalomdribbler.
„Und die hast du wirklich selbst gebaut?", erkundigte sich die Kämpferin nun bereits zum dritten Mal bei Markus. „Das hab ich dir doch gesagt Prinzessin. Oder traust du mir das etwa nicht zu?", fragte der Towart gespielt beleidigt und erntete dafür sogleich einen Schlag in den Oberarm. „Ich habe es nur nicht erwartet, Blondie", widersprach ihm die Brünette und warf sich die Jacke ihrer neuen Kleidung um. „Tja Prinzessin, ich habe eben so einiges drauf von dem du noch nichts weißt", eines freches Lächeln lag auf den Lippen des blonden als er der Maximilian gefährlich nahe kam. „Ach ja, ist das so?" Zwischen den Lippen der beiden befanden sich nur noch wenige Millimeter Luft, die sie mit Leichtigkeit hätten überbrücken können, wären nicht beide unendlich stur gewesen.
„Markus, Leo, seid ihr endlich fertig?", unterbrach der Slalomdribbler ihre kleine Stichelei kopfschüttelnd. Grinsend folgte die Kämpferin ihrem besten Freund zurück zum Rest der Mannschaft, der bereits ungeduldig wartete. „Los, kommt mit!", forderte Leon und schritt selbstbewusst auf die Motorräder zu, welche bereits fertig für die Abreise vor der Tankstelle standen.
„Los, holen wir uns den Pott!", rief Maxi grinsend. „Den Pokal der Pokale", stimmte der jüngste Maximilian mit ein. „Bist du breit Brüderchen?", neckte Marlon. „Auf zu den Wölfen." „Auf nach Rocknaröck!", verordneten Leon und Leo. Das ließ sich die Mannschaft nicht zweimal sagen. Mit dem Gedanken fest auf ihren zukünftigen Sieg fixiert starteten sie ihre Motorräder und machten sich auf den Weg zu den Wölfen.