Die Dunkelheit brach langsam über den Steinbruch herein als die Mädchen endlich zu Tisch baten. Während die Jungen bereits platz genommen hatten, kamen Anna, Yvette, Lara-Moon und Leo nach, ihr Spiel war am Ende 2:3 für Lara-Moon und Leo ausgegangen. „Ihr habt das wirklich gut hinbekommen, die Lichterketten sehen fantastisch aus!", lächelte Fabi. „Das ist doch gar nichts gegen das essen!", widersprach Leo und es stimmte. Das Essen, welches in diesem Moment von den Biestern aufgetischt wurde sah wahrhaftig fantastisch aus. „Oh man, hab ich eine Hunger!", verkündete der Held und ein Rülpser entwich ihm, ohne daran zu denken das nicht nur die Wilden Kerle an dem Tisch saßen. Die Jungen und Mädchen blieben Still, schenkten Raban jedoch belustigte Blicke.
„Oh, sorry, das tut mir leid", entschuldigte sich der Rothaarige kleinlaut. „Das sollte es auch", lachte Sara, während sie die Feder in Haaren richtete. „Das war nämlich peinlich", stimmte Fli-Fla zu. „Ein richtiger Rülpser und Pups klingen nämlich so:", mit diesen Worten rülpste das Biest, jedoch lauter und länger als Raban zuvor. „Zeigs ihnen Fli-Fla!" Das jüngste Biest lehnte sich nach vorne und legte den beiden nach, woraufhin die anderen lachten.
Die Intuition hob sein Glas in die Luft. „Auf Fli-Fla und Sara!" „Dann haut mal rein Jungs!", rief Fabi. „Und Mädels!" Ohne lange zu warten luden die beiden Mannschaften sich die Teller voll. Während des Essens wurde viel erzählt und gelacht, so lernten die Jungen und Mädchen sich schnell besser kennen. Die Biester und die Kerle saßen ausgelassen an einem Tisch, wer hätte das gestern noch gedacht?
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Sonnenstrahlen fielen am nächsten morgen durch Lara-Moons Nest, in dem Leo übernachtet hatte. Blinzelnd öffnete das Mädchen ihre Augen als sie spürte wie jemand an ihr rüttelte, vor ihr stand ein grinsender Leon. „Morgen Schlafmütze", der Slalomdribbler knuffte seine beste Freundin leicht in die Seite. „Wir fahren bald." „Mhhh", gähnend erhob sich die brünette. „Sind die anderen schon wach?" „Du bist die Letze", nickte der Slalomdribbler, dann verließ er das Nest, damit Leo sich fertig machen konnte. Schnell zog die Maximilian sich etwas anderes an und Band ihre Haare zu einem hohen Zopf, dann griff sie nach ihrem sxhwarzen Rucksack, den sie ohnehin nicht ausgepackt hatte und warf ihn aus dem Nest.
„Hey!", schrie eine nur allzu bekannte Stimme von draußen. „Willst du mich umbringen?" An der Leiter stand ein grimmig dreinblickender Nerv. Leo streckte lächelnd ihren über die Kante. „Sorry kleiner, aber du bist einfach im Weg." „Natürlich, immer auf die kleinen!" Wild mit den Armen herumwedelnd lief der kleine davon und brachte die Maximilian damit zum Schmunzeln. Die brünette kletterte eilig die Leiter hinunter und gesellte sich zu den anderen an den Frühstückstisch, den Gedanken im Hinterkopf, dass die Rückfahrt zwei Tage dauern würde.
Nach dem Frühstück verabschiedeten sich die beiden Mannschaften voneinander und die Kerle machten sich bereit zur Abreise. Als letztes Stand Leo Anna, Yvette und Lara-Moon gegenüber. „Du musst versprechen, uns besuchen zu kommen." „Und uns Briefe zu schreiben." „Und anzurufen." „Ich verspreche es", meinte die Maximilian und zog ihre drei neuen Freundinnen in eine Umarmung. „Leo, kommst du?", rief Leon nach ihr. Das Mädchen löste sich von den Biestern und setzte sich ebenfalls auf ihr Fahrrad. „Kommt uns besuchen, wenn ihr mal in der Nähe seid", lächelte Fabi. „Worauf du Gift nehmen kannst", entgegnete der Slalomdribbler grinsend.
Die Kerle fuhren los, während die biestigen Biester ihnen hinterher wanken. Juli führte die Mannschaft durch den Wald und das Maisfeld, an dem See vorbei bis zu Hadschis Geheimversteck, dort verbrachten sie ein weiters mal die Nacht. Am nächsten Morgen ging es bereits früh weiter, die Hügel schafften sie dieses Mal an einem Tag und konnten bereits kurz darauf einige Häuser der kleinen Gemeinde sehen. Für die meisten war das eine wahre Erleichterung, nachdem Nerv jede Stunde die Frage in die Runde geworfen hatte, wie lange sie noch bräuchten, doch für Leo trat nun die Realität wieder ein. Das Abenteuer war vorbei und für sie und ihren Zwilling wurde es Zeit, sich ihrem Vater zu stellen, dennoch wusste sie den Neuanfang der Mannschaft zu schätzen. Als sie in ihrem Heimatort eintrafen trennten sich ihre Wege solang, bis Maxi und Leo allein die alte Allee entlangfuhren. Vor der alten Villa, dem Haus Nummer eins, kamen sie schließlich zum Stehen. Die Geschwister stellten ihre Fahrräder an der Garage ab, um vor der Haustür kurz inne zu halten. „Na dann, wollen wir mal", flüsterte Maxi und griff nach der Hand seiner Schwester.
Auf den ersten Blick sah ihr zuhause leer aus, doch sobald der ältere Zwilling die Tür geschlossen hatte, trat ihr Vater aus dem Wohnzimmer. Die Zwillinge machten sich bereit für die bekannte Standpauke, doch diese bleib ausnahmsweise aus. Im Gegenteil, ihr Vater sah alles andere als wütend aus, er schien erleichtert und dies bestätigte er, indem er seine beiden Kinder fest in den Arm nahm. Überrascht umarmten die beiden ihn zurück, die letzte Umarmung ihres Vaters lag bereits Jahre zurück, soweit Leo sich erinnern konnte. Dem Mädchen stieß plötzlich ein altbekannter Geruch in die Nase. „Du hast gekocht?", fragte sie überrascht, woraufhin ihr Vater nickte. „Ja, der Tisch ist bereits gedeckt, setzte euch bitte." Die Geschwister wechselten einen verwirrten Blick, kamen der bitte ihres Vaters jedoch nach und setzten sich.
Nach einer Weile räusperte sich der älteste Maximilian schließlich. „Ich möchte mich bei euch entschuldigen. Ich weiß das ich nach dem Tod eurer Mutter nie für euch da war, sondern euch immer mehr vernachlässigt habe. Anstatt euch zu unterstützen habe ich euch zu Dingen gezwungen die ihr nie als eure Interessen gesehen habt. Ich war ein schrecklicher Vater und ich hoffe das ihr mir das verzeihen könnt, Leo, Maxi." Die Kämpferin hob erstaunt den Kopf, das war das erste Mal, das ihr Vater den von ihr bevorzugten Spitznamen verwendete. „Außerdem muss ich euch etwas gestehen", seufzte der Vater der Zwillinge. „Kurz nach dem Tod eurer Mutter habe ich eine Frau kennengelernt und mich oft mit ihr getroffen, bis ich realisiert habe das weder ich, noch ihr bereit seid für eine neue Frau in meinem Leben. Aber vor kurzer Zeit habe ich diese Frau wiedergetroffen und habe erneut angefangen mich mit ihr zu treffen. Ich möchte das ihr sie und euren Halbbruder kennenlernt, denn wir beide haben die Entscheidung getroffen uns zu verloben."
Fassungslos lies die Maximilian ihre Gabel fall, welche laut klirrend auf den Teller prallte. „Das ist nicht dein Ernst!", schrie sie aufgebracht. Wütend sprang sie auf und rannte die Treppe hoch in ihr Zimmer, bevor sie achtlos die Tür zuknallte. Ohne zu zögern lief Maxi seiner Schwester nach. Er klopfte leicht an ihre Tür, bevor er diese öffnete. Sein Zwilling lag zusammengekauert auf dem Bett und weinte. Tippkick ließ sich neben die brünette fallen und nahm sie behutsam in den Arm.
„Es tut mir leid", hauchte sie sogleich. „Es ist nur alles so viel. Nach Jahren erfahren wir das wir einen Halbbruder haben und plötzlich will Papa eine andere Frau heiraten, so als hätte es Mama nie gegeben. Ich fühle mich einfach so als würde er sie vergessen." „Ich weiß genau wie du dich fühlst, ich finde auch das es überraschend kommt, aber vielleicht sollten wir ihr eine Chance geben. Sie scheint Papa nicht nur glücklich zu machen, sondern ihm auch gut zu tun, ich meine, wie lange ist es her das er uns umarmt hat." „Kann schon sein." „Außerdem denke ich nicht das Papa Mama vergessen wird und wir werden das auch nicht." „Niemals", lächelte Leo. Die Kämpferin wischte sich die Tränen weg. „Vielleicht hast du recht. Geben wir den beiden eine Chance, immerhin kenn wir sie nicht." In diesem Moment klingelte es.
Die Maximilian Zwillinge wechselten einen Blick, bevor sie nach unten gingen. Nacheinander traten sie ins Wohnzimmer, jedoch wurde dem jüngeren Zwilling durch ihren Bruder die Sicht versperrt. Dieser lachte überrascht auf. „Nerv, was machst du denn hier?" Nun drängelte sich Leo an ihrem Bruder vorbei und konnte ihren Augen kaum trauen: auf der Couch saßen Frau von Bogenhausen, in einem bunten Sommerkleid und neben ihr ein ziemlich gelangweilter Nerv, der jedoch augenblicklich aufsprang als er die Zwillinge erblickte.
„Maxi, Leo, na endlich!", beschwerte sich der Zwerg und verschränkte die arme vor der Brust. Auch der Vater der beiden erhob sich eilig. „Kinder, ihr kennt Greta von Bogenhausen und ihren Sohn, euren Halbbruder ja bereits. Greta, das sind Maximilian und Leonora, meine Zwillinge." „Guten Abend", begrüßte Maxi die Frau höflich und stupste seine Schwester auffordernd an. „Hallo", seufzte Leo und wollte der Frau die Hand reichen, diese jedoch schloss die Geschwister in die Arme. „Es freut mich, euch endlich kennenzulernen."