Das Kapitel wird euch vielleicht eine andere Sicht der Geschehnisse geben.🌸
Ich sitze in meinem Atelier, einem Raum, den ich viel zu lange gemieden habe. Der Staub auf den Leinwänden, die vergilbten Pinsel, die ich beinahe vergessen hatte - sie spiegeln das wider, was in mir passiert ist. Die Inspiration, die einst meinen Geist durchflutet hatte, war längst verblasst, wie ein ferner Traum, den man am Morgen kaum noch festhalten kann. Seit ich sie getroffen habe, Flavia, hatte ich das Gefühl, dass meine Welt plötzlich in Bewegung geraten war. Es war nicht nur der Moment, als sie in mein Leben trat, sondern auch dieser seltsame, unverständliche Drang, den ich verspürte, sobald sie in meiner Nähe war. Es war, als ob alle Farben, die ich verloren hatte, plötzlich wieder in meinem Kopf tanzten. Ihre Präsenz, ihr Blick, sogar die Art, wie sie sprach, schienen den Schlüssel zu etwas in mir zu finden, das längst verschüttet gewesen war.
Also setzte ich mich hin, griff nach dem Pinsel und begann zu malen. Es war wie ein innerer Zwang, der mich trieb, mich wieder dieser Kunst zu widmen. Doch was ich auf der Leinwand zu schaffen versuchte, war nicht das, was ich mir gewünscht hatte. Es waren nicht die Bilder, die ich eigentlich malen wollte. Stattdessen dominierten in meinem Kopf Bilder von ihr. Ihre Augen, das Leuchten ihres Lächelns, die Art, wie sie sich bewegte. Und dann, wie sie in Spanien diese rote Erdbeere ass. Ich kann nicht anders, als zu sehen, wie sie die Frucht in ihren Mund nahm, wie sich die zarten Lippen um die rote Haut der Beere schmiegten. Es war, als ob die ganze Welt für einen Moment stillstand. Ich sah sie dort sitzen, das frische Rot der Erdbeere im Kontrast zu ihrer blassen Haut, und es gab einen brennenden Wunsch in mir, dass es nicht die Erdbeere wäre, die ihren Mund berührte, sondern meine eigenen Lippen. Warum? Warum diese seltsame, fast verzweifelte Sehnsucht, die sich in mir breitmachte? Es war irrational, es war einfach nur... ein Gefühl. Doch es war stärker als alles andere, was ich je empfunden hatte.
Dann, als die Bilder in meinem Kopf sich ein wenig legten, blieb nur noch ein klares, unmissverständliches Bild zurück. Der Moment, als wir zusammen in Spanien waren. Ich sah sie dort vor mir, das Licht der Sonne, das in ihrem Haar schimmerte, ihre Augen, die funkelten, während sie lachte. Ich hatte den Wunsch, sie einfach in diesem Augenblick festzuhalten, sie zu schützen, sie niemals loszulassen. Ich wollte nie, dass dieser Moment verging. Sie war so lebendig, so vollkommen in diesem Augenblick - und doch fühlte ich mich gleichzeitig leer. Warum hatte ich das Gefühl, dass ohne sie etwas in mir fehlt, als ob ich nicht mehr ganz war, als ob ich mich selbst verlor, wenn sie nicht bei mir war?
Plötzlich flackert das Display meines Handys auf, und eine Nachricht von Flavia erscheint. Es fühlt sich an, als ob die Zeit für einen Augenblick stillsteht. Ein flaues Gefühl breitet sich in meiner Brust aus. Ich lege den Pinsel beiseite, mein Herz schlägt schneller. Ich wusste, dass diese Nachricht mehr war, als nur eine einfache Kommunikation. Es war eine Aufforderung, eine Erinnerung an das, was zwischen uns stand. Etwas, das ich nicht ignorieren konnte.
Ich nehme mein Handy, zögere aber einen Moment, bevor ich die Nachricht öffne. Ihre Stimme, die mir aus der Mailbox entgegenschallt, trifft mich wie ein Stromstoss. „Hi... ähm... Ich weiss, dass du wütend auf mich bist, aber das ist kein Grund, mir die Russen an den Hals zu hetzen. Ich meine, meine Familie kann nichts tun. Wenn du also nicht willst, dass einige deiner Männer hier tot auf dem Boden liegen, dann hol sie zurück. Bitte."
Ihre Worte klingen frustriert, fast verzweifelt, und dennoch spüre ich etwas anderes darin - eine Mischung aus Angst, Sorge und einer seltsamen Art von Entschlossenheit. Ich weiss, was sie meint, und trotzdem frage ich mich, warum sie überhaupt glauben würde, dass ich so etwas tun würde. Doch in mir regt sich ein Gefühl, das ich schon lange nicht mehr gekannt habe. Sie hat recht, zum Teil. Das Ganze hätte niemals unter meinem Radar passieren dürfen. Es ist meine Schuld, weil ich zu abgelenkt war, zu unsicher. Zu sehr in meinen eigenen Gedanken gefangen, als dass ich die Gefahr für sie und uns hätte sehen können.
Mit einem schnellen Blick auf James, der kaum eintritt, gebe ich ihm sofort die Anweisung, alles zu tun, um Flavia zu finden. Es kann nicht sein, dass sie in Gefahr ist. Wer würde es wagen, sie zu bedrohen? Flavia trägt nicht nur meinen Namen, sie trägt auch eine Macht in sich, die ich selbst nie ganz verstanden habe. Und jetzt, in diesem Moment, wird mir klar, wie viel ich noch über sie lernen muss.
James kommt mit einer schnellen, professionellen Ruhe ins Büro, doch ich kann die Unruhe in mir nicht ablegen. Ich habe bereits den letzten Standort von Flavias Handy geortet. Sie ist in einem Café. Mein Herz schlägt schneller, als ich die Überwachungskameras aufrufe. Was ich dort sehe, ist nicht das, was ich erwartet habe. Es ist das, was ich befürchtet habe. Victor und seine Männer haben das Café gestürmt. Schüsse hallen durch den Raum. Zuerst bin ich erleichtert, dass sie nicht sofort getroffen wird, doch als ich die Bilder weiter betrachte, sehe ich, wie sie sich inmitten der Gewalt bewegt. Ihre Bewegungen sind präzise, effizient. Es ist fast erschreckend, wie sie kämpft, wie sie die Männer niederstreckt. Stolz erfüllt mich, als ich sehe, wie sie gegen ihre Angreifer kämpft, doch dann frage ich mich, wie sie das alles so ruhig tun konnte. Sie ist nicht nur die Tochter eines Mafia-Barons. Sie ist mehr als das. Sie ist die wahre Erbin einer Macht, von der ich nur die Oberfläche gekratzt habe. Ihre Mutter, ihre Familie - sie hatten alle eine Rolle zu spielen, und jetzt erkenne ich, warum sie nie ein einfaches Leben führen konnte. Sie war zu wertvoll, zu gefährlich, zu stark.
Es ist nicht nur die Tatsache, dass sie mich wählt, dass sie sich für mich entscheidet. Es ist die Art und Weise, wie sie alles riskiert, um an meiner Seite zu sein. Wie konnte ich das nicht sehen? Wie konnte ich so blind sein? Ich wollte nie, dass unser Blut miteinander vermischt wird, doch was passierte in der Nacht, als der Blutaustausch stattfand, war mehr, als nur ein Ritual. Es war ein Versprechen. Ein Versprechen, das mich nun auf ewig mit ihr verband. Ich wusste, dass ich ohne sie nicht existieren konnte. Dass ich sie brauchte, um vollständig zu sein. Sie war mein Anker, mein Leben, mein Herz. Doch was, wenn dieses Leben zu kurz war? Was, wenn sie nicht immer bei mir bleiben würde? Was würde aus mir werden, wenn sie irgendwann nicht mehr da wäre?
Der Hunger nach ihr wächst mit jedem Moment, der vergeht. Es ist ein Durst, der mich quält. Seit mehr als vier Tagen habe ich nichts mehr zu mir genommen. Meine Gier nach ihrem Blut wird stärker, intensiver. Doch es ist nicht nur der Durst. Es ist die Sehnsucht nach ihr als Ganzes. Ihr Leben, ihre Wärme, ihre Präsenz. Ohne sie fühle ich mich leer, unvollständig.
Und doch gibt es einen seltsamen Trost in diesem Wissen. Ich weiss, dass sie durch den Blutaustausch für andere Vampire giftig geworden ist. Sie kann nicht einfach ausgesaugt werden. Doch diese Sicherheit bringt keine Ruhe. Was, wenn sie auf andere Weise verletzt wird? Was, wenn ich sie verliere? Ich kann es mir nicht erlauben, das zuzulassen. Sie ist mehr als alles, was ich je gewollt habe. Sie ist der Teil von mir, der mir gefehlt hat, der mich jetzt, wo er einmal gefunden wurde, niemals wieder verlassen darf.
Ich kann nur hoffen, dass Victor - oder jeder andere, der es wagen sollte, sie zu bedrohen - seine Finger nicht in ihre Nähe lässt. Denn wenn er das tun würde, wäre es der letzte Fehler, den er je machen würde. Ich würde alles tun, um sie zu schützen.
Wie gefällt es euch, so tief in Alex' Gedankenwelt einzutauchen?
Ich habe das Gefühl, dass meine beiden Charaktere immer sehr viel über alles nachdenken – oder was meint ihr?
Grüsschen
Malia 🌸

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Mafia dances
RomanceEine Geschichte über Rivalisierende Mafias eine Zwangshochzeit und Fakedating. Also eine ganz normale Lovestory oder? Flavia Rousso hat keinen anderen Ausweg: Um ihre Familie zu retten, wird sie an Alex Rodriguez, einen gefürchteten Mafia-Boss, verk...