Kapitel 29 Flavia

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Versuche die nächsten Kapitel wieder länger zu gestallten💞🫶🏼

Als ich aufwache, liege ich auf dem roten Teppich vor meinem Bett. Der Stoff des Kleides von gestern fühlt sich unangenehm eng an meiner Haut an. Ich kann nicht wirklich nachvollziehen, wie ich eingeschlafen bin. Die Erinnerungen an den Abend sind wie ein wirrer Albtraum, der in meinem Kopf auf und ab fliesst. Mein Bauch schmerzt immer noch, doch der Schmerz hat etwas nachgelassen, auch wenn die Leere, die er hinterlässt, weiterhin in mir drückt. Ich versuche, mich aufzurichten, doch mein Körper fühlt sich schwer und fremd an. Heute ist mein Geburtstag, der Tag, an dem ich immer noch hoffe, dass er irgendetwas anderes bedeutet, dass er vielleicht ein Neubeginn sein könnte. Doch stattdessen ist er ein Tag voller Erinnerungen und Entscheidungen, die mich an den Rand meines Verstandes treiben.

Im Spiegel sehe ich mich und erschrecke kurz. Die Spuren des gestrigen Tages sind immer noch auf meiner Haut zu sehen. Meine Wangen sind blass, und die dunklen Ränder unter meinen Augen verraten mir, dass ich nicht viel Schlaf gefunden habe. Die letzten Stunden verschwimmen in einem Nebel aus Gedanken, die ich nicht fassen kann. Ich lege meine Hand an die Wange und spüre die Reste des Blutes, das gestern noch warm war. Es ist fast schon getrocknet, doch die Erinnerung bleibt. Der Schmerz in meinem Bauch ist gedämpft, aber auch er erinnert mich daran, dass nichts in dieser Welt einfach ist.

Mit einem tiefen Seufzen schleife ich mich ins Badezimmer. Mein Blick bleibt auf dem kalten Wasserhahn hängen, während ich mich für die Dusche vorbereite. Die kühlen Tropfen, die auf meine Haut fallen, fühlen sich an wie eine Strafe und gleichzeitig wie eine Erleichterung. Ein Moment der Klarheit inmitten dieses Chaos. Es tut weh, den Körper zu spüren, der sich so fremd anfühlt, aber es ist eine notwendige Erinnerung, dass ich noch hier bin. Noch immer atme ich, noch immer lebe ich, trotz allem, was passiert ist. Die Wunde an meinem Bauch sieht besser aus, als ich erwartet hätte, aber die Schmerzen, die sie verursacht, sind nicht nur körperlich. In meinem Inneren ist es, als würde etwas zerbrechen.

Ich schliesse für einen Moment die Augen und lasse das Wasser über mich laufen. Wie konnte ich nur? Wie konnte ich zulassen, dass alles so weit ging? Doch dann kommen die Gedanken, die mich wieder zu dem zurückbringen, was ich eigentlich bin. Die neue Anführerin der Familie. Eine Rolle, die ich nie wollte, aber die mir jetzt zugedacht wurde. Meine Mutter hatte mir immer gesagt, dass ich stark sein müsse. Doch wie soll man stark sein, wenn man sich so zerbrechlich fühlt?

Ich stelle den Wasserstrahl ab, trockne mich schnell ab und wickle mich in ein grosses Handtuch. Als ich in den Spiegel blicke, fühle ich mich, als würde die Welt auf mir lasten. Aber ich weiss, dass ich nicht in der Vergangenheit bleiben kann. Heute ist der erste Tag meines neuen Lebens. Der Tag, an dem ich der Familie zeigen muss, dass ich in der Lage bin, sie zu führen.

Rasch ziehe ich mich an. Ein schwarzer Anzug, schlicht, aber kraftvoll. Es fühlt sich fast wie ein Rüstzeug an, das mich für das, was noch kommt, vorbereitet. Die Stoffhose ist weit und bequem, die Bluse schlicht, aber elegant. Ich schlüpfe in meine schwarzen Stiefel, die leise auf dem Boden klacken, als ich mich schnell umdrehe und nach meiner Waffe greife, die ich immer bei mir habe. Sie ist ein Symbol für das, was ich geworden bin. Es ist nicht die Waffe, die mir Macht gibt, sondern das Wissen, dass ich sie im Notfall einsetzen kann.

Als ich das Haus verlasse, fühlt sich die Welt draussen kalt an, und der Wind wirbelt meine Haare durcheinander, als würde er mich daran erinnern, dass es keinen Weg zurück gibt. Ich gehe zur Garage, steige in den Lincoln Continental und fahre zum Drogenlager in San Luca. Die Fahrt verläuft ruhig, die Strassen scheinen leer zu sein, als ob die ganze Welt meine Gedanken spiegeln würde: leer und unberührt.

Ich komme zwei Minuten zu spät, aber das macht nichts. Maurice wartet bereits auf mich. Ich kann spüren, dass er aufgeregt ist, aber ich ignoriere es und gehe direkt zu den Transportschachteln, die in der Ecke des Lagers stehen. Die Männer, die dort arbeiten, sehen mich an, aber niemand sagt etwas. Sie wissen, dass es keine Diskussionen gibt, wenn ich hier bin. Ich öffne eine der Kisten, nehme die Drogenprobe und nicke zufrieden. Alles scheint in Ordnung zu sein, aber ich kann nicht vergessen, dass ich mich immer wieder frage, wie viel Kontrolle ich wirklich habe. Wie viel von diesem Geschäft kann ich wirklich in der Hand halten?

„Die Lieferung ist in Ordnung", sage ich, während ich zurück in den Raum gehe. Maurice schaut mich an, als wolle er mehr sagen, aber ich stoppe ihn mit einem Blick. „Leiten Sie die nächsten Schritte ein", füge ich hinzu. Es gibt keine Zeit für kleine Gespräche oder Diskussionen.

Ich drehe mich um, als ich die Tür öffne, und in diesem Moment fällt mein Blick auf meinen Vater. Er steht da, in seiner ganzen Arroganz, und für einen Moment vergesse ich, wie kalt es hier draussen ist. Doch dann höre ich seine Worte, und sie treffen mich wie ein Schlag. „Du bist nicht geeignet", sagt er. „Du bist zu schwach. Du wirst es nie so gut machen wie deine Mutter."

Seine Stimme ist schneidend, und für einen Moment halte ich den Atem an. Doch dann kommt der Widerstand. Ich fühle, wie sich in mir etwas aufbäumt. Ich werde nicht zulassen, dass er mich noch einmal so sieht.

„Was weisst du schon von mir?", frage ich, die Stimme jetzt fest. „Ich werde diese Familie führen, wie es nötig ist. Und du wirst lernen, mich zu respektieren."

Er sieht mich an, und ich kann den Ausdruck in seinen Augen sehen: Er versteht nicht, was in mir vorgeht. Doch bevor er etwas sagen kann, drehe ich mich um und gehe weiter. Ich lasse ihn hinter mir, obwohl ich genau weiss, dass dieser Moment nicht ohne Folgen bleiben wird. Aber heute zählt nur, was ich tue, was ich sage und wie ich die Zukunft dieser Familie gestalten werde.

Auf dem Weg zurück in mein Auto fühle ich plötzlich eine vertraute Hand auf meiner Schulter. Ich drehe mich um, und dort steht er: Alex. Der Mann, der mich immer wieder aus dieser Welt herausgezogen hat, obwohl er selbst Teil dieser Welt ist. „Du bist nicht allein", sagt er einfach, seine Worte so ruhig und bestimmt, dass ich keine Antwort finde.

„Ich weiss", sage ich, und für einen Moment bin ich einfach nur dankbar, dass er hier ist. Dass er bleibt. Doch bevor ich weiter nachdenken kann, spüre ich seine Nähe, und irgendetwas in mir kommt an die Oberfläche – ein Kuss. Ein Kuss, der alles verändert, aber auch alles in Frage stellt. Es ist, als würden wir beide gleichzeitig gegen etwas kämpfen und gleichzeitig nach etwas suchen, das wir uns nicht eingestehen können.

Doch wir werden nicht allein gelassen. Die Geräusche um uns herum werden lauter, doch ich weiss, dass ich nicht aufgeben kann. Nicht jetzt. Nicht heute. Der erste Schritt ist getan, und es gibt keinen Rückweg mehr.


Wie findet ihr das Kapitel??

Voten nicht vergessen🌸

Grüsschen 

Malia

Mafia dancesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt