Kapitel 33 Flavia

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Neues Kapitel. Danke für die 3k reads💕

Als ich erwachte, lag ich in meinem Bett, eingehüllt in eine warme Decke. Es musste wohl früher Abend geworden sein, und Alex hatte mich ins Bett getragen, als ich eingeschlafen war. Der Gedanke daran, wie er mich einfach behutsam hingelegt hatte, machte mein Herz für einen Moment leichter. Ich richtete mich vorsichtig auf und spürte sofort die Sonne auf meinem Gesicht, die durch das Fenster schien und mein Haut sanft kitzelte. Das war fast ein kleines Trostpflaster für den chaotischen Tag, der hinter mir lag.

Langsam schwang ich meine Beine aus dem Bett, darauf bedacht, meinen Körper nicht unnötig zu belasten. Das letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte, war, dass mein Kreislauf wieder rebellierte. Ich erhob mich und zog meinen Morgenmantel enger, während ich den Gang entlang ging. Beim Vorbeigehen fiel mir auf, dass der Raum mit Sonnenblumen gefüllt war. Es war, als würde jedes Fenster von goldgelben Blüten übersät. Meine Lieblingsblumen. Doch wie wusste er das? Ich hatte ihm nie davon erzählt, und doch hatte er es irgendwie herausgefunden. Es war ein Detail, das mich tief berührte.

Als ich ins Wohnzimmer trat, sah ich Alex auf der Couch. Er hatte eine seltsame Haltung eingenommen: Seine Beine lagen normal, aber sein Oberkörper war schräg auf der Couch ausgebreitet, als würde er die Ruhe nach einem langen Tag suchen. Der Laptop lag auf seinem Bauch, und seine Atmung war ruhig, gleichmässig. Für einen Moment konnte ich nicht anders, als zu lächeln. In diesem Moment sah er aus wie ein riesiger, missverstandener Teddybär – so friedlich, so verletzlich. Es war eine Seite von ihm, die ich selten zu sehen bekam, und doch hatte sie etwas unglaublich Beruhigendes.

Ich wollte ihn wecken, aber er sah so müde aus, dass ich ihn einfach schlafen lassen wollte. Doch als ich an ihm vorbeiging, überkam mich plötzlich eine Welle der Übelkeit, die mich fast umwarf. Ohne nachzudenken, rannte ich in Richtung Badezimmer. Der kalte Fliesenboden unter meinen Füssen fühlte sich kühl an, aber nicht genug, um den Drang zu vertreiben, der in mir wütete. Ich erreichte den Mülleimer, und bevor ich wusste, was geschah, hatte sich mein Magen entleert.

„Verdammt", flüsterte ich. Warum fühlte sich das so an? Ich hatte gestern gegessen, aber der Hunger war noch weit entfernt. Vielleicht war es der Stress? Oder war es etwas anderes?

Ich wusste nicht, wie lange ich schon dort auf dem Boden lag, umgeben von diesem schwachen, drückenden Gefühl der Übelkeit, doch als ich mich schliesslich aufrappelte, fühlte sich mein Magen immer noch leer an, auch wenn er mehr als voll war. Es war eine seltsame, schmerzvolle Leere, und ich konnte nicht sagen, warum sie mich quälte. Ich wollte Alex nicht wecken, aber ich konnte auch nicht einfach so tun, als wäre nichts passiert. Medikamente konnte ich nicht nehmen, da ich sie eh wieder sofort erbrechen würde.

Die einzige Person, die mir jetzt irgendwie helfen konnte, war Jessica. Soll ich sie anrufen?

Mit zittrigen Fingern scrollte ich durch meine Kontakte, bis ich ihren Namen fand. Meine Hand hielt inne, als ich auf ihre Nummer starrte. Was, wenn ich sie störte? Was, wenn sie gerade beschäftigt war?

„Jessica", murmelte ich in das Telefon, während mir die Übelkeit immer noch den Atem nahm.

„Flavia?", kam es fast zu fröhlich von der anderen Seite der Leitung, als wäre ich gerade nicht an einem Wendepunkt meines Lebens. „Störe ich?"

„Nein", antwortete ich leise, „aber... mir ist schlecht, sehr schlecht. Ich weiss nicht, was los ist."

„Hm", kam es nach einer kurzen Pause. Ich spürte die Besorgnis in ihrer Stimme, selbst wenn sie es versuchte, zu verbergen. „Könnte es sein, dass du schwanger bist?"

Ich starrte auf den Boden, als die Worte durch mein Gehirn flogen, wie ein Blitz, der alles veränderte. Natürlich – mein Kind... mein verlorenes Kind. Der Gedanke war zu viel. Wie konnte sie das ansprechen?

„Du weisst doch, dass ich mein Kind verloren habe und dann fast selbst gestorben bin...", flüsterte ich, während ich mich erneut übergab.

„Ich weiss", kam es von Jessica, und ihre Stimme wurde sanft. „Aber denk mal nach, Flavia. Dein Blut, das Blut deines Kindes... Vielleicht hat es dich verändert? Vielleicht heilt es dich?"

Ich starrte ins Leere, als ich versuchte, ihren Gedankengang zu verstehen. „Du hast recht", sagte ich leise. „Aber war da noch etwas? Irgendwas, als wir in Spanien waren?"

„Nein", antwortete ich abrupt, als ich eine Bewegung in der Tür sah. Alex stand dort, noch immer halb im Schlaf, und doch wirkte er, als sei er sofort hellwach.

„Was ist los?", fragte er mit rauer Stimme und trat näher.

„Ich glaube, du solltest wirklich einen Schwangerschaftstest machen", sagte Jessica aus dem Lautsprecher, bevor der Anruf abrupt endete. Ich hörte noch ein leises Knurren von Alex' Seite, und dann war die Leitung tot.

„Verdammt", murmelte Alex und sah mich mit einem skeptischen Blick an. „Wer war das?"

„Deine Schwester ist erwachsen, Alex. Sie darf mit Männern abhängen", sagte ich in einem Versuch, die Stimmung zu lockern. Doch er verstummte, und ich konnte das leichte Zucken seiner Schultern spüren. Er wusste, dass er gegen mich keinen Punkt hatte.

„Hast du gestern noch etwas herausgefunden?", fragte ich, meine Gedanken immer noch bei dem Mord an meiner Mutter.

„Ja", antwortete er schliesslich und klang nun ernster. „Es war mein biologischer Vater und ein Mann namens Mr. Torenco. Mr. Torenco hat sie ermordet, aber mein Vater hat sie geliebt. Er wollte sie eigentlich nur entführen. Doch Torenco... er wird schwer zu erreichen sein."

„Also muss ich undercover gehen?", fragte ich und fühlte, wie der Drang, Antworten zu finden, meine ganze Energie verschlang.

„Ja", antwortete er, „aber du bist schwanger. Ich kann dich nicht einfach losziehen lassen."

„Ich muss es tun, Alex. Ich werde nie ruhen, wenn ich nicht weiss, wer meine Mutter wirklich getötet hat", sagte ich, meine Stimme entschlossen.

Er seufzte, dann zog er mich zu sich. „Nur, wenn ich dich begleiten darf. Ich lasse dich nicht allein."

Nachdem ich mich unter der kalten Dusche erfrischt hatte, ging es mir tatsächlich besser. Der kühle Wasserstrahl hatte meinen Kopf befreit, die Übelkeit war fast verschwunden. Als ich mich frisch in bequeme Klamotten kleidete, fühlte ich mich wieder wie ein Mensch.

Als ich in die Küche kam, sah ich Alex, wie er in aller Ruhe Paella zubereitete. Der Duft stieg mir in die Nase und liess meinen Magen knurren. Es war köstlich.

„Du solltest etwas essen, bevor wir zum Arzt gehen", sagte er, während er die Pfanne abstellte und sich zu mir drehte.

„Ich wünschte, du würdest mich so ansehen wie deine Paella", sagte er mit einem Schmunzeln, das mich leicht auflachen liess.

„Da muss ich dich leider enttäuschen, dein Paella ist eindeutig entzückender", antwortete ich, versuchte ihn ein wenig zu provozieren. Doch der Hunger war stärker, und ich griff nach dem Löffel.

Nachdem wir gegessen hatten, machten wir uns auf den Weg zum Arzt. Das Schweigen im Auto war angenehm, fast friedlich. Ich hatte das Gefühl, dass alles irgendwie in seinem richtigen Rhythmus war – zumindest für den Moment. Doch es war klar, dass unsere Zukunft mit vielen Fragen gefüllt sein würde. Fragen, die auf Antworten warteten, die wir vielleicht nie ganz finden würden.

Am Arzt angekommen, bestätigte sich, was ich befürchtet hatte – ich war schwanger. Ein Gefühl von Leere, von Schock, überflutete mich. Ich hatte nie wirklich darüber nachgedacht, was es bedeutete, ein Kind zu haben, vor allem nicht unter diesen Umständen. Doch jetzt stand ich vor der Realität, und sie war unerbittlich.

„Was bedeutet das für uns?", fragte ich mich leise, während wir den Rückweg antraten. Und es war eine Frage, auf die ich keine Antwort hatte.


Was hält ihr von dem Kapitel?

Ich bin mit diesem Kapitel nicht ganz so zufrieden habt ihr verbesserungsvorschläge?

Grüsschen

Malia🌸

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