Kapitel 8 Flavia

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Neues Kapitlel!!!

Ich wache mit einem dumpfen Pochen in meinem Kopf auf. Der Regen trommelt gegen das Fenster, doch der Klang ist für mich nur eine Kulisse. Der Schmerz, der in meiner Stirn hämmert, ist alles, was ich spüre. Ich greife nach der Wasserflasche und nehme die 800 mg Acetalgin, die mir vor einigen Tagen vom Arzt empfohlen wurden. Es hilft nicht sofort, aber ich schliesse die Augen und hoffe, dass der Schmerz nachlässt, wenn ich einfach stillhalte.

Doch in meinem Kopf schwirren die Gedanken. Die Erinnerung an gestern Abend, an alles, was vor mir liegt - die Hochzeit. Ich werde heiraten. In drei Tagen. Aber ich will nicht. Ich habe nie darum gebeten, in dieses Spiel hineingezogen zu werden, in das Leben, das mir vorgesetzt wurde.

Der Name. Der Name muss bewahrt werden, die Blutlinie muss fortgeführt werden. Das sind die Gründe, warum ich hier bin. Es geht nicht um Liebe. Es geht nicht um Glück. Es geht um Verantwortung. Der Name, den meine Mutter mir hinterlassen hat, muss weitergegeben werden. Es gibt keinen anderen Weg.

Ich presse meine Hand gegen meine Stirn und versuche, die Gedanken beiseite zu schieben. Doch sie lassen sich nicht vertreiben. Mein Magen zieht sich zusammen, als ich an den Tag denke, an dem alles begann. Die Hochzeit. Mein „Ja" - obwohl es nie ein „Ja" war. Es war ein „Ich muss", ein „Es gibt keine andere Wahl".

„Es ist nur eine Hochzeit. Du wirst durchhalten. Du wirst ihn heiraten, aber du wirst ihm nicht gehorchen. Du musst es nur durchziehen", murmle ich, als ich mich mit einem Ruck aufsetze und den Kopf schüttle, um meine Gedanken zu ordnen.

Ich werde ihn heiraten. Ja. Aber das heisst nicht, dass ich mich ihm unterwerfe. Ich werde ihm nicht gefallen. Ich werde nicht das tun, was er von mir erwartet. Ich werde nicht die Rolle spielen, die mir zugedacht ist.

„Ich werde nicht aufgeben. Nicht für diese Familie. Nicht für ihn", sage ich laut, fast als ob ich es mir selbst beweisen muss.

Plötzlich höre ich ein Klopfen an der Tür. Jessica stürmt ohne zu warten hinein, begleitet von einem Mann, der mit einem riesigen Stapel Kleider in den Händen in den Raum tritt. Ein weiterer Versuch, mich in dieses Spiel hineinzuziehen.

„Hast du eine Ahnung, wie viele Kleider Alex für dich gekauft hat?" fragt Jessica und wirft einen Blick auf die Vielzahl an Kleidern, die der Mann auf das Bett legt.

„Ich kann mir das nicht vorstellen", murmle ich, während ich mich aufrichte und das Chaos der Kleider auf dem Bett betrachte. Sie sehen alle aus wie der Inbegriff von Eleganz, aber in meinen Augen sind sie nur Symbole der Kontrolle, die auf mich ausgeübt wird.

„Es sind mindestens 120 Kleider", sagt der Mann mit einem schiefen Blick und verlässt dann schnell den Raum.

„Ich weiss", sagt Jessica, die sich eine Strähne aus dem Gesicht streicht. „Er hat übertrieben. Aber du musst nur das perfekte Kleid finden. Du willst doch, dass er an deinem Hochzeitstag von dir überwältigt ist, oder?"

„Was soll das?" frage ich, meine Stimme schärfer, als ich beabsichtige. „Du weisst, dass ich diese Hochzeit nicht will."

„Ich weiss, aber es gibt nichts, was du ändern kannst. Du musst einfach durchhalten", sagt Jessica, als ob sie sich über ihren eigenen Rat nicht sicher ist. „Du bist eine Wandlerin. Und auch, wenn du das hier nicht willst, es ist deine Pflicht."

Ich fühle, wie sich der Druck in meiner Brust verstärkt. Die Pflicht. Immer die Pflicht.

„Ich werde nicht gehorchen", sage ich mit fester Stimme. „Ich werde heiraten, ja. Aber das bedeutet nicht, dass ich mich ihm beuge."

Jessica schaut mich an, als ob sie mich gerade zum ersten Mal richtig versteht. „Du willst ihm nicht gefallen", sagt sie, fast wie eine Erkenntnis. „Aber du wirst trotzdem durchziehen, nicht wahr?"

„Ja", antworte ich ruhig. „Ich werde die Hochzeit überstehen. Aber ich werde ihm nicht gefallen. Er soll wissen, dass ich hier bin, weil ich keine Wahl habe. Aber ich bin nicht seine. Ich werde ihm nicht gehorchen."

Jessica sieht mich an, als ob sie mich in diesem Moment zum ersten Mal wirklich wahrnimmt. Sie nickt langsam. „Du bist stark, das weisst du, oder?"

„Ja", sage ich, „ich weiss."

Ich schaue in den Spiegel und sehe das Bild einer Frau, die sich nicht verbiegen lässt. Ich werde heiraten, aber ich werde nicht nach seinen Regeln spielen. Er kann mich nicht besiegen, nicht, solange ich noch einen Funken Kontrolle über mein Leben habe.

Zwei Tage später....

Der Tag der Hochzeit ist da. Und obwohl die Sonne den Himmel in einem friedlichen Blau erleuchtet, spüre ich keinen Frieden. Eher das Gegenteil. Eine Kälte, die von innen heraus strahlt, als ich mich in meinem Zimmer fertig mache. Ich kann es kaum ertragen, den Gedanken an die Zeremonie zuzulassen, an die Erwartungen, die auf mir lasten.

Ich ziehe das Kleid an, das Jessica für mich ausgesucht hat. Es ist wunderschön. Elegant. Viel zu elegant, viel zu formell, als dass es zu mir passen würde. Ich binde die Schnürung des Korsetts zu, das mich in eine Form zwängt, die ich nicht akzeptieren will. Aber ich tue es trotzdem. Ich will nicht, dass sie sehen, wie zerbrochen ich mich fühle. Ich werde die Fassade aufrechterhalten, bis ich aus dieser Hölle entkommen bin.

„Bist du sicher, dass du das tun willst?" fragt Jessica, als sie mir hilft, das letzte Band zu ziehen.

„Ja", antworte ich, ohne sie anzusehen. „Es gibt keinen anderen Weg."

„Alex wird uns alle beobachten, wenn er dich heute sieht", sagt sie und versucht, ein Lächeln zu unterdrücken. Doch ich spüre, dass sie sich mehr um mich sorgt, als dass sie auf meine Stärke vertraut.

„Das ist mir egal", sage ich. „Ich will nicht, dass er mich in irgendeiner Weise beeinflusst. Heute werde ich ihm nur zeigen, dass ich nicht nach seinen Regeln spiele."

Ich stehe vor dem Spiegel und sehe eine Frau, die sich der Realität gestellt hat - einer Realität, die nicht meine Wahl war. Aber in meinen Augen sehe ich keinen Widerstand mehr. Ich weiss, was ich tun muss.

„Du wirst heute deinen Weg gehen", sagt Jessica, als sie mir die Hand reicht. „Und was auch passiert, du wirst dir treu bleiben. Auch wenn du es nur für dich tust."

Ich nicke, aber der Gedanke an die Zeremonie lässt meine Wut nur noch mehr brodeln. Die Vorstellung, vor all diesen Leuten zu stehen, zu „versprechen", was ich niemals halten werde - es frisst mich innerlich auf.

Als der Wagen in die Tiefgarage der Kirche fährt, überkommt mich eine Welle von Nervosität. Doch ich unterdrücke sie schnell. Nein, heute ist nicht der Tag, an dem ich Schwäche zeige. Auch wenn ich hier nicht freiwillig stehe, wird niemand sehen, wie zerbrochen ich innerlich bin.

„Es ist nur ein Schauspiel", murmle ich, als wir aus dem Auto steigen. „Ich werde niemandem erlauben, mich zu brechen."

„Er wird versuchen, dich zu verändern", sagt Jessica mit einem besorgten Blick. „Sei vorsichtig."

„Er kann es versuchen", erwidere ich, „aber er wird scheitern."

Später...

Der Gang zur Kirche zieht sich wie Kaugummi. Die Schritte, die ich mache, sind so schwer, dass es sich anfühlt, als würde der Boden unter mir nachgeben. Doch ich bleibe standhaft. Als die Türen sich vor mir öffnen, blicke ich nach vorne - zu Alex, der bereits im Altarbereich wartet. Die Männer aus seiner „Familie" sitzen hinter ihm, und ihre Blicke sind auf mich gerichtet. Einfache Puppen, die sich in einer Welt aus Macht und Intrigen bewegen, die sie nicht einmal wirklich verstehen.

Alex steht da, in seiner üblichen Haltung: stark, perfekt, unnahbar. Doch in meinen Augen gibt es nichts, was er hat, was ich haben will.

„Ich werde ihm zeigen, dass ich nicht sein Eigentum bin", murmle ich, während ich auf den Altar zugehe. Es sind nur Schritte, aber diese Schritte repräsentieren meine ganze Entschlossenheit.

Ich lasse mich nicht von ihm kontrollieren. Auch nicht heute.



Naaa, Was denkt ihr?

Gefällt es euch?

Warum müssen die beide in ihrer Vergangenheit so kaputt gemacht worden sein?🌸

Grüsschen

Malia💞

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