Two Lovers | Solangelo

XVII - Romantical

NICO DI ANGELO

Genervt von mir selbst verdrehte ich die Augen, als ich mich abwandte. Das sollte doch eigentlich keiner wissen. Doch diese himmelblauen, faszinierenden Augen, die mich so ansahen, als wäre ich das wichtigste der Welt, hatten mir das Gefühl gegeben sicher zu sein. Wie in einem warmen Bett, die Decke eng umschlungen. Das ich es einfach rauslassen könnte.

Und das hatte ich dann auch gemacht, doch das durfte ich auf keinen Fall. Ich durfte nichts und niemanden an mich heran lassen. Ich durfte emotional niemandem vertrauen außer meiner Familie. Das war mir schon seit ich klein war eingerichtert worden und es war dir einzige Regel meines Vaters, die ich nie gebrochen hatte.

Bis jetzt.

Ich sah wieder zu der blonden Schönheit. Ich hatte noch nie jemanden gesehen, der so schön, hübsch, wundervoll, atemberaubend und bezaubernd war.
Seine Stimme ließ mich jedes mal, wenn er etwas sagte eine Gänsehaut spüren und gleichzeitig breitete sich so eine Wärme in mir aus, dass mir in dem kalten Winter meiner düsteren Gedanken urplötzlich warm wurde.

Er hatte die Stirn noch immer gerunzelt, aber diesmal sah er eher besorgt als fragend aus. Doch gleichzeitig schien er sich doch sehr verwirrt zu fragen, warum ich auf einmal so genervt gewesen war.

In seinem Gesicht zeichneten sich deutlich die Worte Habe ich etwas falsch gemacht ? ab und es brach mir beinahe mein doch so kaltes Herz.

,,Ich...ähm...rede nicht gerne darüber", murmelte ich leise, so dass er es nur gerade so noch hören konnte.

Er lächelte wieder leicht, was ihm noch besser stand als dieses fragende Stirn runzeln. Seine blauen Augen, fingen meinen Blick erneut ein und diesmal spürte ich, dass ich nicht noch einmal wegsehen würde. Das könnte ich schlichtweg einfach nicht.

,,Du musst nicht reden, wenn du nicht willst", hauchte er und sein minziger Atem traf auf meine Lippen, die plötzlich das Bedürfnis bekamen, sich auf die von Will zu legen.

Nein ! Das darfst du nicht !

Ich versuchte, mich wieder ein zu kriegen. Doch es gelang mir nicht. Mit jeder weiteren Sekunde wollte ich ihn doppelt so sehr küssen als davor.

Er sagte nichts mehr, sondern sah mir einfach nur in die Augen. Und dann einmal kurz auf meine Lippen, als wüsste er, woran ich dachte, doch er tat nichts. Sah bloß wieder hoch in meine Augen.

Ich wagte es, einen kleinen Blick auf seine zu werfen und bereute es direkt. Sie waren so schön geschwungen, dass ich schon fast vermutete, sie wären mit einem Füller aufgezeichnet worden.
Sie hatten diese rosige, schöne Farbe, die perfekt mit seinem dunklen Hautton (wenn man es zumindest mit meinem vergleichen würde) harmonierten. Die leichten Sommersprossen in seinem ganzen Gesicht machten sich ein Zimmer in meinem Herzen zurecht und ich glaubte nicht daran, dass ich sie jemals aus meinem Kopf bekommen würde.

Wie von selbst bewegte sich meine Hand an seine Wange. Mit dem Daumen strich ich über die kleinen Fleckchen, meinen Blick immernoch auf seine rosigen Lippen geheftet.

Sein Kopf neigte sich vorsichtig zur Seite, ohne meine Hand von sich zu schieben und seine Lippen kamen mir immer näher.
Auch ich bewegte mich weiter nach vorne und musste mich darauf konzentrieren, nicht einfach ohnmächtig von dieser Nervosität zu werden, die mir mit 200 km/h durchs Blut schoss.
Ich war nur noch ein paar Millimeter davon entfernt ihn endlich zu küssen.

Ich würde Will Turner küssen.

Meine Gefühle machten Saltos und alles stellte sich auf den Kopf als ich mich nach vorne lehnte und-... und die Tür sich hinter mir mit einem Knarzen öffnete.

,,Nico, da bist du ja. Endli-", hörte ich meine kleine Schwester hinter mir hören, ehe sie aufquietschte und sich hörbar dir Hand vor den Mund schlug.

Meine Augen rissen auf und holte mich selbst aus meiner Trance heraus. Ich entfernte mich wieder von Will, der mit weit geöffneten Augen hinter mich starrte.

Nein, nein, nein. Das konnte nicht wahr sein. Das musste alles nur ein böser Traum sein. Einer meiner endlosen Albträume. Bitte lass es nicht wirklich passiert sein.

(22.07.2024.-√)