XXX - A Long Day

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NICO DI ANGELO

Ich wusste nicht mehr, wie lange ich hier war. Wie lange ich in dieser Zelle herum schmorrte und mir nichts sehnlicher wünschte als ein warmes Bett und ein paar Tropfen Wasser, vielleicht auch eine warme Suppe.

Es konnte sich nur um Stunden handeln, vielkeicht 7 bis 15. Es fühlte sich zwar wie Wochen an, die ich schon hier verbrachte, doch dann wäre ich vermutlich schon tot.

Mein Mund fühlte sich zu trocken an, als dass ich jemals wieder sprechen könnte. Mein einziger, kleiner Trost war, dass in dieser Zeit jemand kurz gekommen war um mir das Seil von den Händen zu reißen. Ich konnte mir aber nicht erklären, was das für sie bringen sollte. Wahrscheinlich wollten sie, dass ich mich selbst erwürgte, woran ich tatsächlich schon mehrmals gedacht hatte.

Ein lautes Klirren weckte mich aus meinen dunklen Gedanken.

,,Nico", hauchte jemand.

Ich hob meinen Kopf und verengte boshaft meine Augen.
Wer ist da ?, wollte ich fragen, doch es war nur ein Krächzen ohne jegliche Stimme.

Die Tür ging auf und Blondie trat in den Raum.

Ich hatte ihm mittlerweile hasserfüllt diesen Namen gegeben, mit der Unterstützung von den wütenden Stimmen, die ich ab und zu hörte.
Ich wollte ihn genauso verhöhnen, wie er es bei mir getan hatte. Wenigstens in meinem Kopf, wenn ich schon nicht sprechen konnte.

Blondie war nicht allein.
Er trug ein Tablett und stellte es dann vor mir ab.

Ich bemerkte, dass er diesmal seine Rüstung ohne Helm trug und musterte ihn ganz genau. Seine süßen Sommersprossen, die mir so vertraut vorkamen. Ich glaubte sogar genau zu wissen, wo sich welche befand.
Seine blauen Augen, die mein einzig wahrer Himmel gewesen waren.
Seine blonden wunderschönen Locken, durch die ich so gerne mit meinem Fingern gefahren wäre.
Und zu guter letzt seine Art, mich anzusehen.

Schmerz erfüllt verzog er das Gesicht. Doch sagen tat er nichts.
Alles, was er tat, war das Tablett vor mir abzustellen. Dann sah er wieder zu mir herunter.

,,Du könntest vielleicht eine kleine Stärkung gebrauchen. Morgen wird ein langer Tag", flüsterte er beinahe schon und betrachtete mich noch einmal kurz, ehe er hinaus in seine Freiheit trat.

Ich traute ihm nicht mehr. Er war doch der Grund, warum ich nichts mehr essen sollte ! Er wirkte heute zwar anders, aber vielleicht hatte er einfach ein schlechtes Gewissen und wollte dieses so schnell wie möglich, mit der kleinsten Abmühung los werden.

Was wenn das Essen vergiftet war ?

Ich sah ihm hinterher, bis er in den dunklen Schatten des Kerkers verschwand.

Langsam aber sicher zog ich das Tablett näher. Ich saß noch immer, wie auch in den vergangenen...in der vergangenen Zeit, auf dem kalten Boden.
Nur selten erhob ich mich, alleine aus purer Willenskraft, nicht auf die Nase zu fliegen, sobald die nächste Fluchtgelegenheit sich mir bat.

Ich schnupperte an dem Essen und dem goldenen Kelch, in dem Wasser zu sein schien.
Es war nichts auffälliges.

Ich trank also von dem Kelch. Besser, Gift zu trinken, als gar nichts.
Es schmeckte so köstlich, wie mir Wasser noch nie geschmeckt hatte. Ich probierte das Essen. Es war wunderbar.

Two Lovers | SolangeloWo Geschichten leben. Entdecke jetzt