XV - Hope

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NICO DI ANGELO

Ich dachte, nach dem Streit am Dienstag könnte es nicht mehr schlimmer werden. Doch als Jason Grace mit lautem Getrampelt um sechs Uhr morgens an einem Montag meine Zimmertür aufschlug, die daraufhin mit ihrem silbernen Henkel leicht gegen meine Wand schlug und er mir ,,Aufstehen, mein lieber Prinz !", entgegen rief, in der Annahme ich fände es witzig, wagte ich stark, das zu bezweifeln.

Grace wagte es doch tatsächlich mich morgens aus dem Bett zu schmeißen, nur weil mein Vater mich zum Frühstück gerufen hatte.

,,Sorry, man, aber zieh dich jetzt an", sagte er nach ein paar Sekunden, in denen ich mich einmal hin und her gedreht hatte, in dem Versuch wieder einzuschlafen.

Ich öffnete genervt wieder meine Augen, welche daraufhin mit Kleidung bedeckt wurden. Es war meine. Ich erkannte eine Hose, die am Bund mehr als eng war und einen dicken, in der Mitte spitz zulaufenden Gürtel besaß, ein schwarzes Hemd mit puffigen Ärmeln, ein Armreif, der das Familienwappen enthielt und eine Kette, die meiner alten, die ich für die Rubinkette eingetauscht hatte verdächtig ähnlich sah.

,,Woher hast du die Kette ?",fragte ich genervt und zugleich verwirrt.

,,Will Turner erzählte mir, dass du sie für eine andere Kette eingetauscht hast, die du dann an seine Freunde weiter gegeben hast. Ich dachte, dass es vielleicht auffallen könnte, wenn du sie nicht mehr hast und habe deshalb eine auf deinen Wunsch hin beim Schmied geordert."

Seine Stimme war kalt und gefühllos, doch sein Grinsen ließ mich wissen, dass er das amüsant fand.

,,Will Turner ?!", fragte ich schockiert. ,,Du hast mit ihm gesprochen ? Woher weißt du überhaupt davon ?"

Sein Grinsen verschwand nicht. ,,Die, mit der Will in der Stadt war, als ihr euch getroffen habt, ist meine Freundin Piper. Wir haben uns getroffen und da Will bei ihr und Leo wohnt, habe ich ihn ebenfalls kennengelernt."

Das was er sagte, hörte sich zusammen geschustert an. Als wären es nur Bruchteile von dem, was wirklich passiert war. Aber das war mir egal, denn ich war völlig abgelenkt von meinen weiteren Gedanken.

Piper, dieses Mädchen war also Jasons Freundin. Und alles was sie mit Will zu tun hatte war, mit ihm im selben Haus zu leben, sowie sie mit noch mehreren anderen Jungen im Haus lebte. Jason hatte mir davon erzählt.
Sie hatte keine besondere Beziehung zu Will Turner.

Mein Herz sprang auf und ab. Trotz meiner erbärmlichen Situation, hätte ich am liebsten Freudensprünge gemacht.

,,Warum hat er dir davon erzählt ?", fragte ich neugierig. Ich wollte alles wissen, was ich über den blonden Lockenkopf nur erfahren konnte.

,,Ich habe erzählt, dass ich im Schloss arbeite und er..."
Er haderte damit, weiter zu reden, vielleicht hielt er es für eine intimere Information.
Er fuhr nun doch etwas zweifelnd fort :,,...er wollte dich eigentlich wiedersehen."

Ich konnte mir meine Freude nicht mehr verbergen und ein breites Grinsen machte sich ungehindert auf meinen Lippen breit. ,,Er wollte mich wiedersehen ?", fragte ich.

Jason bejahte, wirkte aber auch belustigt darüber, dass ich grinste, jedoch konnte ich nichts dagegen tun.
,,Ja. Er scheint dich ziemlich zu mögen."

Mein Herz blieb für etwa drei Sekunden stehen und schlug danach zehn mal so schnell weiter wie davor. ,,Mich mögen ?!

Jason fand es immernoch ziemlich lustig, dass ich mich so darüber freute, weshalb ich einen Versuch startete es ein bisschen zu verbergen, doch es gelang mir nicht. Dazu war ich viel zu den erleichtert, viel zu aufgeregt und viel zu glücklich.
Noch nie hatte ich ein derartiges Grinsen in meinem Gesicht. Nicht einmal, als ich fünf Runden nacheinander gegen Bianca beim selbstgebauten Minigolf auf ihrem Balkon gewonnen hatte. Nicht einmal als Hazel mir mit vierzehn (ich war damals fünfzehn) an meinem Geburtstag gesagt hatte, wie sehr sie mich lieb hat und wie sehr sie zu mir aufsieht als großen Bruder.
Nicht einmal als mein Vater mir gesagt hatte, ich müsste nicht länger Klavierunterricht nehmen.

Es war verrückt, was dieser Will Turner in mir auslösen konnte. Dinge, die ich nie zuvor gespürt hatte, rasten auf einmal mit voller Geschwindigkeit durch meine Adern und eine angenehme, herum wirbelnde Wärme machte sich in mir breit.

Will Turner wollte mich wiedersehen. Und er mochte mich.

,,Genug mit Grinsen", ermahnte mich die Wache vor meinem Bett. ,,Beeilung oder du kriegst die eingedetschten Granatapfel."

Ich beeilte mich tatsächlich damit, mich anzuziehen. Denn mein Blut war voller Adrenalin. Meine Hände zogen mir die Klamotten in Hochgeschwindigkeit über.

Als ich fertig war, schlüpfte ich noch schnell in die dunklen Schuhe und folgte Jason durch die Flure.

Zwei Sätze wiederholten sich ständig in meinem Kopf : Will Turner wollte mich wiedersehen. Und er mochte mich.
Immer immer wieder. In Dauerschleife.

Sie hörten erst auf, als ich die Tür zum Speisesaal öffnete.

Jedes Augenpaar des Tisches war auf mich gerichtet und als ich dazu noch in die dunklen Augen meines Vaters sah, verflog der Energieschub endgültig und wurde zu einem müden erschlaffen meiner Schultern.

Fast hätte ich es vergessen. Fast hatte ich vergessen, dass ich immernoch Hades di Angelo zum Vater hatte.

Der Arme Nico. Aber bald geht's ihm bestimmt besser.
Bye~

(22.07.2024.-√)

Two Lovers | SolangeloWo Geschichten leben. Entdecke jetzt