XXIV - Balcony

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NICO DI ANGELO

,,Nico, was hast du denn ?", fragte Hazel besorgt.

,,Nichts", gab ich niedergeschlagen von mir. ,,Es ist nichts."

Sie schnaubte ungläubig. ,,Und das soll ich dir glauben ?"

Ich zuckte mit den Schultern.  ,,Mir egal."

Sie setzte sich wieder gerade auf und schob ihre Sonnenbrille zur Seite.
,,Nico, du versaust mir die Sonne mit deinem trüben Gesicht. Du musst mir nicht sagen, was los ist, wenn du nicht willst, aber dann versuch wenigstens diesen Tag zu genießen. Denn es ist endlich Sommer !"

Obwohl jeder einzelne von uns im Winter geboren war, war ich der einzige von uns Geschwistern, der den Sommer nicht zu vergöttern schien.

Bianca hatte sich schon kurz vor Sonnenuntergang in Persephones Garten gescherrt und war seitdem auch nicht wieder herein gekommen. Zusammen mit meiner anderen Schwester, die mich wohl bemerkt dazu gezwungen hatte, saß ich auf einer der hölzernen Liegen auf ihrem riesigen Balkon.

Ich setzte ein falsches Lächeln auf. ,,So besser ?"

,,Nein", gab sie zurück und lehnte sich wieder gegen ihre Lehne. ,,Das sieht schrecklich aus."

Ich grinste. ,,So bin ich."

Ihr Luftholen um etwas zu erwidern wurde von einem Klopfen unterbrochen. Es kam von der Glastür des Balkons, die in Hazels Zimmer führte. Sie wedelte mit den Armen um zu signalisieren, dass sie es nicht ohne Hilfe aus der Liege schaffen würde mit ihrem großen rosa Kleid.

,,Hilf mir mal hoch", wies sie mich an und ich erhob mich seufzend um sie an den Armen hoch zu ziehen.

Sie bedankte sich knapp und lief dann auf die Tür zu, hinter der eine Wache stand. Ich erkannte sie als die, die auch dabei gewesen war, als meine Schwestern in Wills und meinen Fast-Kuss herein gestolpert waren.
Reyna Avila Ramírez-Arellano hieß sie soweit ich mich erinnern konnte. Sie hatte öfter mal eine Schicht mit Jason zusammen, das wusste ich.

Hazel öffnete die Tür. ,,Was ist los, Reyna ?"

Das sie sie beim Namen nannte überraschte mich. Normalerweise taten wir das bei den Wachen nicht, nur wenn ein Name auch nötig war und selbst dann nutzten wir meistens den Nachnamen. Ich nannte Jason zwar auch Jason, aber wir waren ja auch befreundet.

Die Wache lächelte. ,,Ein neuer Brief von Frank Zhang."

Das sie lächelte verwirrte mich schon genug, aber nun auch noch der Pommes-Junge ?
Was war denn hier los ?

Hazel fing an zu grinsen. ,,Danke !", quietschte sie und nahm den Umschlag entgegen. Reyna verabschiedete sich und ging wieder, aber nicht ohne mir nochmal einen Blick zuzuwerfen.

,,Was ist mit der Wache ? Wieso nennst du sie Reyna ?", fragte ich neugierig.

,,Weil sie Reyna heißt und ihr Nachname viel zu lang ist." Sie würdigte mich keines Blickes, sondern öffnete stattdessen den Umschlag. 

,,Ist Franks und deine Freundschaft zu einer Brieffreundschaft über gegangen ?", fragte ich.

Ich wusste ja, dass Hazel schon seit Ewigkeiten mit Frank befreundet war, aber bisher hatten sie sich immer in der Stadt an seiner Pommesbude getroffen. Von Briefen hatte ich bisher gar nichts mitbekommen.

,,Naja...wie soll ich es sagen ? Unsere Freundschaft ist in uhm...Daten über gegangen ?", gab sie zu und lächelte mich unschuldig an.

Meine Kinnlade fiel herunter und meine Augen waren schrecklich weit aufgerissen. Anscheinend hatte ich nicht nur die Briefe nicht mitbekommen.
,,Daten ?!", quietschte ich heiser, was Hazel ein Kichern entlockte.

Ich hatte nie was gegen ihre Freundschaft, weil ich Frank ebenfalls ganz gut leiden konnte. Doch er war fast drei Jahre älter als Hazel. Und das gefiel mir eher weniger, hatte aber natürlich nichs gegen eine Freundschaft ein zu wenden. Aber Daten war ja mal was ganz anderes. Ich brauchte nicht einmal nachfragen, wie das passiert war. Die beiden hatten sich etliche male süß angelächelt, doch ich hatte dem keine Bedeutung gegeben.

,,Wie lange schon ?", fragte ich etwas ausgelaugt.

,,Seit ungefähr einer Woche...", gab sie zögernd zurück und kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum.

Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. ,,O-okaaay...", gab ich schließlich nach weiteren 5 Sekunden von Überforderung von mir.

Ich konnte ihr es wohl schlecht verbieten und außerdem war er besser als so ziemlich jeder andere, mit dem sie was haben könnte. Und sie war siebzehn und konnte so langsam für sich selber entscheiden. 

Sie lächelte glücklich. ,,Also hast du nichts dagegen ?"

Ich zuckte die Schultern. ,,Was soll ich denn dagegen haben ? Ich kann da doch eh nichts dagegen sagen. Du bist ein freier Mensch und besser Frank als sonst wer."

Sie fiel mir um den Hals und gab mir einen Kuss auf die Wange. ,,Danke !"

Ich stand teilnahmslos da und sah immer noch ungläubig hinaus auf die Aussicht, die sich mir dank dem Balkon bot.

In der Ferne konnte man die Berge sehen und ich wusste genau, dass hinter dem Gebirge eine riesige grüne Fläche lag. Eine Wiese in der Größe eines Landes.
Apollon. Der König hatte es seinen Vornamen nach getauft, was ich nicht wirklich verstehen konnte. Wenn er starb, würde es immer noch so heißen, oder würde man es ändern ?

Augenblicklich musste ich wieder an den strahlenden Sonnenschein Will denken. Ihm würde dieses Sonnenland voller Sommer, Wärme und Pflanzen sicher gefallen.

Ver-Damm-t, warum dachte ich überhaupt noch an diesen Verräter ?

Weil du ihn liebst hehehe, aber das weiß er ja noch nicht.

Sorry für diese wenige Handlung. 😞

(31.07.2024.-√)

Two Lovers | SolangeloWo Geschichten leben. Entdecke jetzt