XII - Arguing

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NICO DI ANGELO

,,Ab sofort kommt Jason Grace jedes mal mit, wenn du das Anwesen verlässt. In der Stadt wird er dir die ganze Zeit folgen !",rief mein Vater meine Strafung aus.

Urspünglch war ich nur in die Stadt gegangen, um meinen Kopf von dem letzten Gespräch gestern mit meinem Vater frei zu bekommen, doch aufgrund meines zu spät kommens stand ich schon wieder vor ihm.

Ich rümpfte resigniert meine Nase. ,,Von mir aus", gab ich bissig zurück. ,,Jedoch verstehe ich nicht, warum ich noch am Bogenschießen teilnehmen muss. Ich halte es für Zeitverschwendung. Ich war noch nie gut darin und werde es auch nie sein. Es wäre viel besser, wenn ich meine Zeit damit verbringen würde, meine Schwertkünste zu verbessern."

Mit jedem Satz wurde sein Blick dunkler. Er antwortete nicht. Stattdessen schlug er wütend die Faust auf das Ebenholz des Tisches und sprang auf. Er sah ganz danach aus, als würde er mir jeden Moment einen der Bilderrahmen auf seinem Schreibtisch an den Kopf werfen.

,,Ich akzeptiere keine Widerworte mehr. Weder zum Bogenschießen, noch zu deiner anstehenden Heirat oder dem Königsamt. Dir sollte langsam klar geworden sein, dass es mich kein Stück interessiert, was du davon hälst", sagte er mit seiner tiefen, bedrohlichen Stimme, die mir schon seit ich klein war Angst machte.

,,Aber Vater- ", wollte ich erwidern, doch er sah mich nicht an. Er schaute auf die Wand hinter mir und knurrte ein drohendes ,,Raus hier", ehe ich meinen Satz beenden konnte.

Ich hätte lieber wieder diesen hasserfüllten, vor Verachtung triefenden Blick auf mir, als diesen kalten Schauer, der mir den Rücken hinunter lief.

Zitternd atmete ich ein. Ich hätte gern etwas erwidert, doch dazu war meine Stimme gerade nicht in der Lage. Sie war mir gewichen. Tränen traten in meine Augen und ich fühlte mich wieder wie der kleine Junge, dem das Mythomagic spielen verboten wurde.

Um meinen Stolz nicht noch weiter zu verletzen, drehte ich mich ruckartig um und lief zügig, aber immernoch möglichst anmutig auf die Tür des Büros zu, welche ich nun öffnete und und hinter mir knallend zu schlug.

Während ich das tat murmelte ich allerlei Beleidigungen über meinen Erzeuger. Ich rannte durch den langen Korridor, wobei mir meine Haare mein halbes Sichtfeld versperrten. Der Schweiß, der mir von der Stirn tropfte machte es nicht gerade besser.

Genervt fuhr ich mir mit den schwitzigen Händen durch die Haare. Kurz darauf zog ich mir meine Fliegerjacke aus und trug sie in meiner verkrampften Hand. Zwei Ecken später kam ich in meinem Zimmer an. Ich warf die Jacke achtlos in eine Ecke und knöpfte mir anschließend das Hemd auf, was schon Schweißflecken aufwies.

Dieser verdammte Idiot von Vater.

Die unbequeme, steife Hose streifte ich mir ebenfalls von der Haut während das Hemd noch an meinen Armen hing. Anschließend zog ich mir eine ein wenig bequemere, weite Hose aus schwarzem, edlen Stoff an und zog das schwarze Hemd komplett aus. Ich warf es in dieselbe Ecke, wie die Jacke.

Ein neues Shirt zog ich mir nicht an. Dazu war ich sowieso noch viel zu sehr am Schwitzen.

Als ich damit fertig war, warf ich mich auf mein Bett und zog die Decke über mich, wie ich es als kleiner Junge schon getan hatte, wenn mir mein Vater mal wieder predigen wollte, dass ich mit anderen Kindern spielen sollte, anstatt nur in einer Ecke zu stehen, obwohl diese Kinder die ganze Zeit über Angst vor mir hatten, weil mein Vater solche Macht besaß.

Und ich fühlte mich wirklich wieder wie ein kleiner Junge.

Ich wollte das alles nicht. Ich wollte nicht heiraten. Ich wollte nicht irgendeine Fremde heiraten, die zufällig einen reichen Vater hatte. Geschweige denn davon, überhaupt ein Mädchen zu heiraten. Und König werden wollte ich erst recht nicht. Dieses beschissene Bogenschießen wollte ich auch nicht mehr tun und das Grace mir von nun an überall hin folgen würde, war jawohl das letzte. Klar, ich mochte ihn und kannte ihn schon seit Jahren, zudem wusste ich auch, dass er mir meine Privatsphäre auch lassen würde, doch ich fand es einfach nur schrecklich, so unterdrückt zu werden, dass ich wirklich gar nichts mehr alleine tun durfte.

Vor Wut brennend setzte ich mich wieder auf und die Decke, die eben noch sanft auf mir lag fiel von meinen Schultern.
Ich schlug, nicht nur einmal, auf die Wand ein, an die mein Bett gestellt war.

Mittlerweile war der Stein schon etwas angekratzt und einzelne, kleine Brocken fielen auf mein Bett. Meine Handknöchel bluteten. Wie in Trance schlug ich auf die Wand ein, meine Sicht verschwommen vor Tränen.

Auf einmal platzte die Tür auf. Wutentbrannt sprang ich auf, bereit der Person, die es wagte mein Zimmer ohne an zu klopfen zu betreten, eine drüber zu ziehen, sei es mir egal ob es ein Bediensteter war.

Was ich jedoch sah, brachte mich dazu abrupt inne zu halten und meine Hände sinken zu lassen.

Meiner Schwester war ihr Schrei sehr offensichtlich in der Kehle stecken geblieben. Als sie sich aus ihrer Starre löste, trat sie mich stattdessen.

,,Autsch", ließ ich von mir hören, während ich mir wehleidig das Knie hielt.

Bianca ignorierte das und schloss die Tür hinter sich. ,,Du hast damit angefangen mich zu Tode zu erschrecken."

Ich verdrehte die Augen und setzte mich dann wieder auf mein Bett. Meine Schwester wollte das aber anscheinend selber nicht tun, denn sie stellte sich direkt vor mich und verschränkte ihre Arme mit strengem Blick. Ich sah zu ihr hinauf in ihre Augen. Dieser Blick wanderte nun hinter mich, zur ein bisschen zerbröckelten Wand und huschte dann hinüber zu meinen aufgeschundenen Händen.

,,Wenn du so weiter machst, hast du bald ein zweites Fenster", sagte sie bloß und setzte sich dann doch neben mich. Ansattt mich anzusehen, schweifte ihr Blick durch den Raum und sie blieb an meinen Klamotten in der Ecke hängen.

,,Was hat Vater gesagt ?", fragte sie, ohne ihren Blick von der Ecke zu lösen. Sie meinte nicht nur eben, sondern auch gestern das Gespräch. Denn seitdem hatten wir noch nicht darüber gesprochen.

,,Er hat nicht mit sich reden lassen. Egal was ich gesagt habe, er hat es ignoriert oder mich danach doppelt so laut angeschrien. Und weil ich zu spät zum Bogenschießen war, ist Grace von nun an an meine Fersen gekettet. Ich darf das Anwesen ohne ihn nicht verlassen", antwortete ich so monoton wie nur möglich.

Sie war still. Nach etwa drei Minuten sah sie mich wieder an und ihr Blick sprach Schmerz, Mitleid und Unzufriedenheit aus.

,,Nico... ich weiß nicht mehr, was wir machen könnten. Wie ich schon gesagt habe, wollte ich mich über Annabeth Chase informieren, aber über sie gibt es nichts schlechtes zu finden. Und wie es aussieht, hatte sie bisher noch nie einen richtigen Freund. Also nichts, womit man sie überreden könnte oder so."

Ich sah in ihre glasigen Augen und konnte Tränen darin glitzern sehen. Sie war mindestens genauso verzweifelt wie ich. Irgendwie brachte mir das Trost ein, andererseits ließ es meinen Körper wieder kalt werden. Ohne weiter darüber nach zu denken, zog ich Bianca an mich. Ich drückte mich fest an sie und wollte sie nicht mehr so schnell wieder los lassen.

Sie hatte wohl nichts dagegen, denn sie legte ihre Hände auf meinen Rücken, mit denen sie zu jeder Zeit bereit war, mir eine drüber zu hauen, wenn es nötig war. Mein Gesicht vergrub ich an ihrer Schulter und meine Hände hielten sie fest umschlungen.

,,Wenn nichts anderes mehr hilft, dann oute ich mich eben als schwul und verbrenne auf dem Scheiterhaufen", flüsterte ich ihr immer noch sauer ins Ohr, weshalb sie mir gewalttätig und äußerst fest auf den Rücken schlug. Ich entfernte mich sofort von ihr und ihren teuflischen Händen und sah sie böse an.
Sie hatte gerade einfach unsere so schöne und tröstende Umarmung zerstört.

,,Wag es ja nicht, Nicolein. Dann kannst du in der Hölle auf mich warten, bis ich dich nochmal umbringe."

Ich lachte leise auf, rieb mir aber trotzdem die Stelle, die soeben geprügelt wurde. ,,Ich darf doch wohl um ein bisschen mehr Sanftheit bitten, Biancachen."

,,Da kannst du ewig bitten", murrte sie, doch trotzdem strich sie mir kurz darauf liebevoll durchs Haar. ,,Du kannst mir ja stattdessen mal erzählen, warum du so zu spät kamst. Aber dafür müssten wir vorher wahrscheinlich noch Hazel holen, denn die hat mir bereits berichtet, wie brennend sie sich dafür interessiert."

Mal ein kleiner Schwester-Bruder Moment für euch 😌
Das hier war mal wieder einer der Kapitel, die ich in einer Nacht geschrieben habe. Das sind immer die besten, haha.

Wie waren eure Ferien bisher so, habt ihr überhaupt schon welche ?

(15.07.2024.-√)

Two Lovers | SolangeloWo Geschichten leben. Entdecke jetzt