XXVII - HELP

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NICO DI ANGELO

Ich war so glücklich. Vorfreude strömte durch meinen Körper.

Das Abendessen war eigentlich ganz okay gewesen. Denn mein Vater war nicht dort.

Trotzdem waren die Blicke der Bediensteten im Raum alle auf mich gerichtet, was einen echt verunsichern konnte, doch das war okay. Meine Schwestern waren zwar am anderen Ende des Tisches, wie immer, da es die offizielle 'Sitzordnung' war, aber auch das war okay.

Ich hüpfte geradezu durch die Korridore.

Meine Augen betrachteten die Landschaft, die sich mir bot.
Denn ich lief gerade über den einzigen offenen Korridor im Schloss. Man konnte über den Rand der Steine hinab sehen und daran hinderten auch keine schlecht platzierten Säulen.

Und gleich würde ich in meinem Zimmer vor dem Fenster stehen und Wills blonden Lockenkopf wiedersehen. Ich könnte endlich wieder in diese wunderschönen funkelnden Augen sehen.

Mein Sunshine.

Ich stieß meine angestaute Luft aus und atmete daraufhin die frische Abendluft ein.

,,Hach, so schön", murmelte ich.

Plötzlich stieg mir ein Gedanke wieder in den Kopf. Wer war eigentlich dieses Mädchen, die Will auf die Wange gküsst hatte ?

Ach was, war doch egal. Will würde mir das gleich sicher erklären.

Warte mal, wann war ich denn so leichtgläubig geworden ?!

Ich sollte ihm nicht einfach so blindlings vertrauen ! Das war doch dumm.

Nein, ich war nicht naiv. Ich würde nicht naiv werden, nur weil ein daher gelaufener Blondschopf mir sagte, es würde ihm Leid tun.

Vergesst, was ich heute mittag noch gedacht habe. Vertrauen war nichts, was man einfach so tun sollte, ohne nachzudenken.

Ich beschloss, Will danach zu fragen und eine Erklärung zu verlangen.

Jedenfalls dachte ich das, als aus dem Nichts auf einmal eine Hand vor meinen Augen war und somit die Welt vor mir versteckt hielt.

Erschrocken fuhr ich zusammen und wehrte mich reflexartig schnell gegen den Griff.

Wer war das ?!

Ich stolperte nach Hinten und stieß gegen die Brust eines Jemanden. Sehen konnte ich immer noch nicht.

Natürlich versuchte ich die Finger um meine Augen und meinen Mund los zu werden, doch es gelang mir nicht. Wie sehr ich die Hände auch zerkratzte und meine Nägel in sie krallte, dieser Jemand wollte einfach nicht los lassen.

Panik trieb in mir auf. Was wenn er mich töten würde ? Wenn ich Will nie wieder sehen würde ? Vielleicht wollte er mich einsperren ?

,,Halt still !", zischte eine tiefe, unangenehme Stimme neben meinem Ohr.
Diese Stimme kam mir seltsam bekannt vor, was mir noch mehr Angst einjagte.

Mit aller Kraft schmiss ich meinen ganzen Körper nach hinten, gegen die Brust des Jemanden.

Er verlor das Gleichgewicht und ließ vor Schreck von mir ab, was mir die Gelegenheit einbrachte, mich umzusehen.

Der Typ, wie ich nun sah, lag auf dem Boden und rappelte sich gerade wieder auf. Er trug eine weiße Rüstung. Keine Rüstung, die ein Ritter in diesem Schloss trug.

,,Wer bist du ?", fragte ich, ehe er wieder auf mich zugestürzt kam.

Ich wich zurück und ließ ihn beinahe über die Steinmauer fallen. Während er sich an ihr hoch zog wagte ich einen Blick hinaus. Die Sonne stand schon relativ tief, auch wenn es erst 20 Uhr war.

Two Lovers | SolangeloWo Geschichten leben. Entdecke jetzt