Kapitel 15

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Ich stand wie ein Idiot auf dem Flur und starrte auf den Zettel in meiner Hand

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Ich stand wie ein Idiot auf dem Flur und starrte auf den Zettel in meiner Hand. Dann schüttelte ich mit dem Kopf, als würde mir das helfen, mich wieder in der Realität zurecht zu finden. Doch das änderte nichts. 

So gut wie nichts an dieser Unterhaltung hatte Sinn ergeben! Heute früh? Und welche Note? 

Ich drehte mich um und sah ihr hinterher. Sie ging schnell und energisch durch die Massen und ob sie es wusste oder nicht, sie hatte diese Ausstrahlung, die dafür sorgte, dass die anderen Studenten ihr auswichen. Gott, dieser Körper sah bei Licht noch viel besser aus! Mein Blick glitt von ihren Haaren, die wie flüssiger Honig über ihre Schultern fielen, über ihren Rücken zu ihrem kleinen, perfekten Po. Und fuck! Ich wusste, wie er sich in meinen Händen anfühlte! Straff, trainiert, fest und ... perfekt. Oh man, was war nur mit mir los?

Als ich sie nicht mehr ausmachen konnte, sah ich erneut auf meine Hand und den Zettel in ihr. Dann irgendwann machte es klick in meinem Kopf. Sie musste heute früh mit Liam gesprochen haben! Deshalb dachte sie, dass ich ihren Namen kenne. Die Neue hat uns noch nie als Zwillinge zusammen gesehen, deshalb ergab nur das Sinn für sie. Das könnte noch interessant werden.

Ich schob den Zettel in meine Hosentasche und schulterte meinen Rucksack wieder, bevor ich mich auf den Weg zu meinem Auto machte. Dabei dachte ich immer noch über die Begegnung nach. Es war bemerkenswert, wie schlagfertig die Neue war. Sie hatte sich von nichts aus der Ruhe bringen lassen, was heiß war. Trotzdem sollte ich die Nummer wohl nachher meinem Bruder geben: Offensichtlich ging es um irgendeine Note und wenn ich ihre Nummer bekam, dann wollte ich, dass sie sie mir bewusst gab und nicht, weil sie mich für Liam hielt.

Auf dem Weg nach Hause hielt ich bei einer Pizzeria und holte mir einen Gyrossalat. Ich kochte unheimlich gerne. Ich liebte es, mich auszuprobieren und eine WG mit vier anderen Männern war ein sehr dankbarer Abnehmer für Gerichte (oder auch Versuche) aller Art. Heute allerdings musste ich dringend noch einen Fall für Morgen ausarbeiten und hatte keine Zeit, noch zu kochen. Außerdem wusste ich, dass die anderen frühestens um 17 Uhr zuhause sein würden. Also hatte auch niemand anderes gekocht. Deshalb führte mein Weg mich heute zu meiner Stammpizzeria und ich holte meinen Salt ab, den ich schon zuvor bestellt hatte. Zuhause setzte ich mich dann essend an meinen Schreibtisch und fuhr den Laptop hoch. Der Dozent schickte uns immer mehr oder weniger nette Fallbeispiele, damit wir an der Realität lernen konnten - seine Worte. Mir erschienen die Beispiele, wie auch heute, eher Realitätsfern:

Ein Schiff geht unter. Die beiden Schiffbrüchigen A und O können sich auf eine im Meer treibende Planke retten. Diese Planke kann aber nur einen der beiden Schiffbrüchigen tragen. Daher drohen beide zu ertrinken. A stößt O deshalb von der Planke, um sich zu retten. A rettet sich auf diese Weise, O ertrinkt.

Wann zur Hölle sollte ich mich jemals mit einem solchen Fall beschäftigen müssen? Und außerdem: Klang es nicht fürchterlich nah an Titanic? Ich hatte den Film noch nie gesehen, aber jeder hatte doch die Die-Tür-war-groß-genug-für-beide-Diskussion mitbekommen. Also, hatte Kate Winslet Leonardo DiCaprio nun ermordet oder totgeschlagen? War es vielleicht doch nur fahrlässige Tötung? Ich begann meine Argumentation und plädierte auf Totschlag gemäß §212 StGB. Totschlag kam zum Tragen, wenn ein Mensch einen anderen Menschen tötete, ohne ein Mörder zu sein. Tatbestandliche Voraussetzung war der Tod eines Menschen (also Leonardo DiCaprio). Und er war dadurch, dass A (Kate Winslet) ihn von der Planke gestoßen hat, um sein eigenes Leben zu retten, ertrunken. Keine aktive Handlung von A. Kein Mord in diesem Sinne. Hinzu kam noch der Aspekt der Ausnahmesituation und die Rettung des eigenen Lebens. Freiheitsstrafe mit fünf Jahren erschien mir sinnvoll. Der Salat war schon lange leer und mein Nacken ein wenig steif, als ich den fertigen Text ausdruckte und noch einmal Korrektur las. Es war bereits 18 Uhr. Na so leicht konnte man einen ganzen Nachmittag mit einer Tür und A und B verbringen!  

Double Trouble in LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt