Kapitel 12

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Am Montag morgen hatte ich meine erste Veranstaltung - eine Seminar über die französische Revolution - um 10 Uhr

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Am Montag morgen hatte ich meine erste Veranstaltung - eine Seminar über die französische Revolution - um 10 Uhr. Ich war extra eine Stunde eher am Campus gewesen. Zwar hatte Serena mir den Raum irgendwo im Keller des großen Gebäudes bei unserer kleinen Besichtigung schon gezeigt, doch ich wollte sicher gehen, dass ich nicht die Aufmerksamkeit unnötigerweise auf mich zog, indem ich zu spät kam. 

Ich hatte den Raum allerdings problemlos wieder gefunden und so stand ich um 9.27 Uhr vor diesem, der noch von der vorherigen Veranstaltung besetzt war. Ich sah noch einmal auf die Uhr, als hätte sich innerhalb dieses kurzen Augenblicks etwas geändert. Dann erinnerte ich mich daran, dass ich auf dem Weg hier hin ein kleines Café auf dem Gelände des Campus gesehen hatte. Ein Kaffee würde wohl nicht schaden. 

So verließ ich das Gebäude wieder und überquerte den Hof. Es war ein angenehmer Vormittag, der wohl zu einem zu warmen Tag werden würde. 

Ein Glück, dass die Arbeitsuniform des Cafés, die hinten in meinem Rucksack steckte, sommerlich war. Das Café Prückels, war ein Café im Stil der 50er Jahre und mit einem sehr konsequenten Konzept. Schwarz-weiß gefliester Boden, eine rote Retro-Theke und rote Ledersessel. Meine Uniform war ein weißer knielanger Rock und eine rote Bluse, was mich erst nicht so begeistert hatte. Aber die Besitzerin war eine unheimlich freundliche Person, die Bezahlung stimmte und ich wollte keinem Konzept im Weg stehen. Also: Rock und Bluse!

Außerdem war ich dankbar, so schnell einen Job gefunden zu haben, auch wenn ich keinerlei Erfahrungen mit Kellnern hatte. Ich hoffte einfach, dass es nicht so schwierig sein würde. 

Ich betrat das kleine Bistro des Campus und mir schlug sofort der Duft nach frischen Kaffee und Gebäck entgegen. Ich ging zum Automaten, zapfte mir einen Kaffee in einen To-Go Becher und hielt dann vor dem Gebäck an. Es roch zu gut und sah zu gut aus. So überarbeitete ich meinen Plan und machte aus dem Kaffee einen Kaffee und eine Zimtschnecke. Nachdem ich beides bezahlt hatte, schlenderte ich über den Campus zurück zu dem Hauptgebäude. Ich weiß nicht, was ich von der Uni erwartete hatte. Eigentlich durfte man wohl im Allgemeinen von deutschen Universitäten nicht zu viel erwarten. Aber Siegen zählte definitiv nicht zu den schönsten Bundesweit. Aber sie hatten verdammt gute Zimtschnecken! 

Als ich die Treppe wieder hinunter gegangen war, hörte ich, wie jemand von links: „Hey", rief. Zunächst fühlte ich mich nicht angesprochen, denn ich wüsste nicht, wieso mich hier jemand begrüßen sollte. Geschweige denn wer. 

Doch dann hinderte mich ein breiter Arm, der auf meiner Kopfhöhe gegen die Wand gestemmt wurde daran, weiter zu gehen. Ich war wohl doch gemeint! Ich riss Kopf hoch, denn ich hatte mich - mal wieder - erschrocken. Und es schien an diesem Ort immer an der selben Person zu liegen, sollte das passieren. Der Typ von der Party stand neben mir und sein Arm hielt mich davon ab, weiter zu gehen.

"Ja, hey", presste ich hervor. Wieso musste ausgerechnet er der erste Mensch sein, den ich in der neuen Uni traf? Ich blickte in sein Gesicht und Gott, bei Licht war er nur noch hübscher! Er hatte grüne Augen, die nun vollkommen auf mich fixiert waren. Die Farbe seiner Augen und dieser intensive Blick waren mir am Freitag auf der Party bei dem Dämmerlicht nicht aufgefallen. Nun ja und später hatte ich gar nichts mehr sehen können. Nur noch diese perfekten, verboten schönen Lippen spüren können. Bei dem Gedanken glitt mein Blick zu seinen Lippen, die voll und dennoch klar geschwungen waren. Und diese Grübchen. 

„Du bist die Neue!", stellte er mit tiefer Stelle fest. Mir zog ein Geruch in die Nase, den ich nicht sofort zuordnen konnte, dabei hätte ich gewettet, dass ich am Freitag den angenehmen Geruch von Lavendel in der Nase hatte. Moschus vielleicht?

Ich sah wieder in seinen Augen, denn seine Lippen zu fixieren, weckte nur Erinnerungen in mir, die ich übers Wochenende so sicher verstaut hatte. Verwirrt antwortete ich: „Ähm... ja. Und wir kennen uns!" Hatte er schon vergessen, wen er am Freitag geküsst hatte? Waren es so viele? Oder machte es ihm einfach nur Spaß, mich daran zu erinnern, dass ich die Neue war?

Kurz kniff er seinen Augen ein wenig zusammen und blickte mich prüfend an: "Tun wir das?", fragte er und zog dann ein wenig belustigt eine Augenbraue hoch. Wie war es möglich, dass dieser Mann selbst bei dieser leicht ironischen Geste so sexy aussah? War es das Gesicht? Diese Muskeln?

„Die Party Freitag? Bei ... ich glaube er hieß Ruben.", erklärte ich möglichst locker, denn noch immer begriff ich nicht so ganz, was das hier werden sollte.

„Rouven", sagte er relativ tonlos. Dann lachte er kur auf: „Er heißt Rouven. Und ja seine Party am Freitag."

Ich zuckte mit den Schultern: „Dann eben Rouven!", ich war ohnehin nicht besonders gut mit Namen und da ich den Gastgeber nicht getroffen hatte - wie ich glaubte - war es wohl auch nur halb so schlimm. "Benimmst du dich immer so seltsam?", fügte ich dann hinzu, weil mir die ganze Situation so suspekt war. Es war mir ja durchaus recht, dass wir diesem Kuss - diesem verdammt heißen Kuss - nicht so viel Platz einräumten, aber dieses Theater hier, ergab für mich keinen Sinn.

Er biss sich leicht auf die Unterlippe. Dann hielt er es wohl nicht mehr für nötig, mich mit seinem Arm aufzuhalten und nahm ihn herunter: "Vielleicht liegt das einfach nur an dir. Und nein. Natürlich benehme ich mich sonst nicht so seltsam."

Ich lehnte mich mit der Hüfte gegen die Wand, in der einen Hand meinen Kaffeebecher und in der anderen die halb gegessenen Zimtschnecke. 

"Okay, .... wie heisst du eigentlich?", fragte ich ihn. Ich hatte es nicht gewollt. Ich hatte wirklich nicht wissen wollen, wie der Typ aus dem dunklen Zimmer hieß. Aber jetzt kam es mir plötzlich falsch vor, seinen Namen nicht zu kennen. Zu mal wir uns offensichtlich wiedersehen mussten. Dennoch sollte ich wohl einfach klarstellen, dass dieser Kuss nichts war!

„Liam.", antwortete er und schenkte mir ein atemberaubendes Lächeln: „Und du?"

„Alison.", sagte ich ihm und hoffte, dass ich damit zumindest nicht mehr die Neue war, „Okay, Liam, hör zu. Ich bin neu und ich habe genug mit dem Stoff um die Ohren und nach dem Kuss auf der Party hatte ich eigentlich gedacht, dass wir uns die Peinlichkeit sparen können, ein Gespräch zu führen." 

Jetzt sah er mich wirklich verwirrt an. Doch bevor das wir Gespräch vertiefen konnten, verließen die Studenten aus der Veranstaltung vor uns den Raum. So beschloss ich, dass diese Ansage würde reichen müssen, stieß mich von der Wand ab, und ging auf die Tür zu. 

Der Raum war leer, als ich ihn betrat, sodass ich die volle Auswahl hatte. Ich setzte mich mittig und begann meine Sachen auszuräumen. Als ich das erste mal aufsah, betrat ein großgewachsener, dunkelhaariger Typ zusammen mit einer kleinen blonden Frau den Raum. Beide schienen in ein sehr angeregtes Gespräch vertieft, als sie sich zwei Reihen hinter mir niederließen. 

Dann kam auch Liam hinein. Er sah sich kurz im Raum um, lächelte mir breit zu und ließ sich dann in meiner Reihe drei Stühle entfernt nieder. Ich musste zugeben, es wäre mir deutlich lieber gewesen, wenn er sich weiter weg gesetzt hatte. Seine Nähe - und drei Stühle entfernt war noch nahe genug - ließ meinen Magen unruhig werden. Vermutlich, weil mein Körper nur noch an die Situation in seinem dunklen Zimmer dachte. Ich schüttelte ein wenig den Kopf und konzentrierte mich dann darauf, mein Notebook hochzufahren. 

Double Trouble in LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt