Kapitel 19

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Ich saß in meinem Auto

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Ich saß in meinem Auto. Aus den Lautsprechern dröhnte irgendein Song, der gerade im Radio lief, doch ich hörte nicht wirklich darauf. Ich versuchte, mich auf mein Navi zu konzentrieren, das mir widerum versuchte, zu erklären, welche Abfahrt ich zu nehmen hatte. Eigentlich sollte es doch nicht so schwierig sein, oder? Aber irgendein Idiot hatte sich eben gedacht, dass wir bei einer Abfahrt auch mal drei Spuren brauchen, bei denen keiner wirklich wusste, welche man nun nehmen musste, wenn man auf die andere Autobahn wollte.

Dabei sollte man wohl auch dazu sagen, dass ich eigentlich wissen müsste, welche der drei Spuren ich nun nehmen musste, denn es war auch nicht das erste Mal, dass ich Heim zu unseren Eltern fuhr. Dennoch, es passierte mir jedes mal an dieser Stelle, dass ich mir nicht mehr sicher war. Zu meiner Verteidigung: Es lag so ziemlich auf der Hälfte der Strecke. Ich kannte diese Abzweigung also weder aus meiner Zeit in der Heimat noch aus meiner Zeit an der Uni besonders gut.

Dennoch schaffte ich es heute auf die richtige Autobahn zu wechseln. Jetzt musste ich nur noch eine halbe Stunde geradeaus fahren und dann von der Autobahn hinunter und in den kleinen, teuren Vorort fahren, in dem unsere Eltern in ihrem riesigen Haus wohnten. Während der Fahrt dachte ich über den gestrigen Abend nach. Ich ging immer wieder die Worte durch, die Ally und Liam gewechselt hatte und dachte an den Ausdruck in ihrem Gesicht, als sie erkannt hatte, dass wir Zwillingen waren.

Selbst in ihrer Arbeitskleidung war sie so wunderschön gewesen. Und auch dann noch, als sie in einem kleine See aus Kakao auf dem Boden gesessen hatte. Dieses Bild, das ich von ihr gemacht hatte, war trotzdem wunderschön! Wie sie mit ihren großen, braunen Rehaugen von unten in die Kamera sah und wie ihre Haare wie ein durcheinander geratener Honigfluss über ihre Schultern fielen. Als ich gesehen hatte, dass sie gefallen war, war mein erster Impuls gewesen, aufzuspringen und ihr zu helfen. Ich hatte schon gezuckt, doch mein Bruder war mir zuvor gekommen.

Ob das nun zum Sinnbild meines Lebens werden würde? Zu seiner und zu ihrer Verteidigung: ich hatte mich mal wieder wie ein Arsch aufgeführt. Zum einen, weil es mir so furchtbar Spaß machte, mich mit Ally zu streiten und zum anderen, weil es einfacher war, sie so auf Distanz zu halten!

Ich parkte mein Auto in der Einfahrt und ließ erneut alles auf mich wirken. Als Kind war es nie so eindrucksvoll gewesen. Es war normal gewesen. Doch heute sah ich es anders. Das riesige weiße Haus, mit dem riesigen Balkon und den beinahe barock anmutenden Verzierungen. Die riesige Tür aus dunklem Glas rundete das gesamte Bild ab, das schrie: Seht her, wir haben Geld! Die akkurat geschnitten Buchsbäume und der Rasen, über den der kleine Mähroboter seine Runden drehte, passten Perfekt. Zuhause.

Unsere Eltern hatte schon immer Geld gehabt, da die Kanzlei unseres Vaters sehr gut lief. Nach unserer Geburt war Mum nicht mehr arbeiten gegangen und hatte sich stattdessen voll und ganz auf uns konzentriert (und das war vielleicht auch bei Liam und mir sehr nötig gewesen). Liam und ich waren im Geld aufgewachsen. Aber wir hatten auch gelernt, dass das alles nichts selbstverständliches war. Dad hatte uns immer erklärt, dass er das alles nur erreicht hatte, indem er hart gearbeitete hatte. Wir sollten uns niemals auf unserem Namen oder dem Geld unserer Eltern ausruhen. Und das hatten Liam und ich auch sehr ernst genommen. Deshalb waren wir weiter weggezogen zum Studium, obwohl es auch hier gute Universitäten gab. Doch wir beide wollten irgendwohin, wo man bei dem Namen Wingert nicht direkt an Peter Wingert und dessen Kanzlei dachte. Wir wollten wir sein, auf eigenen Beinen stehen und eigene Wege gehen. Ja, es mag ironisch klingen, da ich nun auch Jura studierte, aber ich wollte bewusst nicht Strafverteidiger werden (auch wenn mir das das selbe Prestige wie meinen Vater bringen könnte).

Double Trouble in LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt