Kapitel 40

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In mir brodelte es noch immer

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In mir brodelte es noch immer. Es war nicht mehr unbedingt Wut. Gerade fühlte ich mich ... überfordert. Und hintergangen. Ally hatte meine Hand gegriffen. Sie hatte sie festgehalten, als wolle sie mir Halt geben, bei mir sein, mir helfen. Und gleichzeitig war sie es gewesen, der Julian alles erzählt hatte. Anstatt mit mir, seinem besten Freund zu reden! Wir kannten einander schon immer. Er war seit ich denken konnte mein bester Freund und der einzige, bei dem ich nur Linus war. Und nun sollte ich akzeptieren, dass mein bester Freund mich all die Jahre angelogen hatte. Während er Ally, die er seit ein paar Wochen kannte, alles erzählt hatte.

„Ich checks nicht!", brach es aus mir heraus. Vor uns auf dem Tisch standen zwei Biergläser, die wir beide allerdings noch nicht angerührt hatte. Wir saßen in einer Ecke der Kneipe „zum Krönchen", die auf Grund des Wochentages nicht allzu sehr besucht war.

Julian lehnte sich zurück, zumindest so weit, wie es die Bank, auf der er saß zuließ. „Weil du verständlicherweise viele Fragen hast und weil du sauer bist.", seine Stimme war ruhig. Er war ruhig. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er sich besonders ertappt fühlte. Seine Züge wirkten eher erleichtert. Tja, du hättest auch einfach mit mir reden können!

„Ja", erwiderte ich und zuckte mit den Schultern, „Natürlich. Wir kennen uns seit 20 Jahren! Oder länger?"
Ich wusste selbst, dass in meinem Ton ein massiver Vorwurf mitschwang. Aber weder konnte noch wollte ich es unterdrücken. Er durfte ruhig noch ein wenig spüren, dass es mich störte, dass er gelogen hatte.

Seine Augen verengten sich. Dann griff er sein Glas, nahm einen Schluck und fragte dann direkt: „Hast du Angst, dass ich mal auf dich stand?"

Ich riss meine Augen auf: „Was für ein scheiß.", knurrte ich, weil mich diese Frage nun doch sauer machte: „Nein. So arrogant bin ich auch nicht. Ich will wissen, warum du mich angelogen hast?" Hatte er wirklich noch nicht verstanden, was mein Problem war?

„Oh", er lachte ein wenig bitter: „Warum hast du gelogen, was Al angeht?" Hielt Julian dagegen.

„Was?", entfuhr es mir.

„Egal.", er winkte ab. „Eins nach dem anderen. Ich habe jeden belogen. Ich hatte Angst. Ich habe immer noch Angst." Erklärte er mir. Nun wirkte sein Gesicht ernsthaft besorgt und ängstlich. Ich griff nach meinem Glas, trank einen Schluck und war kurz dankbar für die Abkühlung. In der Kneipe war es zu warm und zu stickig. Dazu kam, dass ich so aufgewühlt war, dass es das alles nicht besser machte.

„Wovor?", wollte ich wissen. War unsere Gesellschaft nicht schon deutlich weiter?

„Ich bin schwul.", sagte er kühl und nüchtern. Dann presste er kurz die Augen zu, als müsste er sich noch selbst daran gewöhnen, wie das klang, wenn er es aussprach. Diese Geste, zusammen mit seinem Gesichtsausdruck, ließ mich weicher werden. Meine aufgewühlten Gefühle ebbten ab. Wie lange hatte mein bester Freund sich vor allen verstellen müssen? Wie sehr muss er teilweise gelitten haben, wenn wir ihn fragten, wo er war? „Was glaubst du denn wovor ich Angst habe? Meine Freunde zu verlieren, verurteil zu werden, Schwuchtel genannt zu werden, keinen Job als Lehrer zu finden. Einen Job als Lehrer zu finden und dann findet es jemand heraus."

Double Trouble in LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt