Wincent Sicht
Die Tage im Studio zogen sich endlos hin. Obwohl wir gute Fortschritte machten, spürte ich einen stetig wachsenden Druck auf meinen Schultern. Jeder erwartete das Beste von mir – die Band, die Produzenten, und nicht zuletzt ich selbst. Laura war stets an meiner Seite, unterstützte mich und gab ihr Bestes, um mir zu helfen. Doch genau das setzte mich noch mehr unter Druck.
Ich saß an meinem Schreibtisch, die Gitarre in der Hand, und starrte auf das Notenblatt vor mir. Die Melodien und Akkorde, die normalerweise so leicht aus mir herausflossen, fühlten sich jetzt wie unüberwindbare Hindernisse an. Mein Kopf war ein Chaos aus unausgesprochenen Sorgen und unerfüllten Erwartungen.
Laura trat leise an mich heran. "Hey, alles in Ordnung? Du siehst erschöpft aus."
Ich zwang mich zu einem Lächeln. "Ja, nur ein bisschen müde. Es ist viel los."
Sie setzte sich neben mich und legte eine Hand auf meine. "Vielleicht solltest du eine Pause machen. Du arbeitest seit Stunden ohne Unterbrechung."
Ich wusste, dass sie recht hatte, aber die Vorstellung, eine Pause zu machen, fühlte sich wie ein Luxus an, den ich mir nicht leisten konnte. "Ich muss das hier fertig bekommen. Die Deadline rückt immer näher."
Laura seufzte leise. "Ich verstehe, aber du solltest auf dich achten. Wir alle brauchen dich in Bestform, und das geht nicht, wenn du dich völlig verausgabst."
Ihre Worte, so gut gemeint sie auch waren, lösten eine Welle von Frustration in mir aus. Es war nicht ihre Schuld, aber ich fühlte mich erdrückt von den Erwartungen, die nicht nur von außen kamen, sondern auch von mir selbst. Ich wollte ihr antworten, doch stattdessen stand ich auf und ging wortlos aus dem Raum.
Ich fand mich im Flur des Studios wieder, lehnte mich gegen die Wand und schloss die Augen. Mein Kopf dröhnte, und ein beklemmendes Gefühl machte sich in meiner Brust breit. Ich hatte das Gefühl, dass mir alles entglitt, dass ich nicht mehr die Kontrolle über meine eigene Musik und mein Leben hatte. Die Leichtigkeit und Freude, die ich einst beim Spielen und Schreiben empfand, waren einem lähmenden Druck gewichen.
In den kommenden Tagen versank ich immer tiefer in diesem Gefühl. Die Nächte wurden länger, der Schlaf unruhiger. Ich merkte, wie ich mich immer mehr von Laura und den anderen zurückzog. Ihre Anwesenheit, die mir sonst Halt gab, fühlte sich jetzt wie eine ständige Erinnerung an mein Versagen an. Laura versuchte immer wieder, zu mir durchzudringen, doch ich konnte ihre Worte kaum hören, gefangen in meinem eigenen Strudel aus Sorgen und Ängsten.
Eines Abends, nach einem besonders anstrengenden Tag im Studio, saß ich allein im Aufnahmeraum, das Licht gedimmt. Die Gitarre lag schwer auf meinen Knien, und meine Finger zitterten, als ich versuchte, ein paar Akkorde zu spielen. Doch nichts klang richtig, nichts fühlte sich richtig an.
Laura kam herein, ihre Augen voller Sorge. "Wincent, wir müssen reden. So kann es nicht weitergehen."
Ich sah sie an, unfähig, die Tränen zurückzuhalten, die in meinen Augen brannten. "Ich kann nicht mehr, Laura. Es ist alles zu viel. Der Druck, die Erwartungen... Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll."
Sie setzte sich neben mich, nahm meine Hand und hielt sie fest. "Du musst das nicht alleine durchstehen. Wir sind ein Team, und ich bin hier, um dir zu helfen. Aber du musst mir sagen, wie ich dir helfen kann."
Ich spürte eine Welle der Erleichterung, als sie das sagte, aber auch eine tiefe Traurigkeit. "Ich weiß es nicht. Ich habe das Gefühl, dass ich alles nur schlimmer mache. Vielleicht stehe ich mir selbst im Weg."
Laura schüttelte den Kopf. "Nein, du bist nicht das Problem. Der Druck und die Erwartungen sind es. Wir finden einen Weg, aber du musst dir erlauben, auch mal schwach zu sein."
Ich sah in ihre Augen und erkannte die Liebe und Unterstützung, die sie mir entgegenbrachte. Es war ein kleiner Lichtblick in meiner Dunkelheit, und ich wusste, dass ich daran festhalten musste. Gemeinsam würden wir einen Weg finden, um aus diesem Tief herauszukommen, auch wenn es noch so schwer schien.
Die nächsten zwei Tage vergingen und meine Laune wurde leider auch immer schlimmer.Lauras Sicht
Der nächste Abend schritt voran, und die Energie im Studio war nach wie vor elektrisierend. Wir hatten an diesem Tag unglaubliche Fortschritte gemacht, doch trotz der kreativen Atmosphäre spürte ich eine zunehmende Anspannung in mir. Wincent und ich hatten in den letzten Wochen viel durchgemacht, und es gab Dinge, die unausgesprochen zwischen uns standen.Als wir eine Pause machten, um etwas zu essen, bemerkte ich, dass Wincent ungewöhnlich still war. Er saß da, starrte auf seine Gitarre und schien in Gedanken versunken. Ich setzte mich neben ihn und legte eine Hand auf seinen Arm. "Alles in Ordnung?"
Wincent sah mich kurz an, bevor er den Blick wieder abwandte. "Es ist nur... all dieser Druck. Die Erwartungen. Ich habe das Gefühl, dass wir uns verlieren in all dem."
Seine Worte trafen mich hart. Ich hatte mir solche Gedanken auch gemacht, aber sie laut auszusprechen, machte sie umso realer. "Ich weiß, dass es nicht leicht ist, aber wir müssen zusammenhalten. Wir schaffen das, Wincent."
Er schüttelte den Kopf und stand auf. "Es fühlt sich manchmal an, als würden wir uns nur noch im Kreis drehen. Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist."
Seine Worte lösten eine Flut von Emotionen in mir aus. "Was meinst du damit? Willst du das alles hinwerfen? Unsere Musik, unsere Beziehung?"
Wincent drehte sich zu mir um, seine Augen voller Frustration. "Ich weiß es nicht, Laura! Vielleicht brauchen wir einfach eine Pause von all dem."
Seine Worte trafen mich wie ein Schlag. "Eine Pause? Das ist deine Lösung? Weglaufen, anstatt zu kämpfen?"
Die Lautstärke unserer Stimmen hatte die Aufmerksamkeit der anderen im Studio auf sich gezogen. Kevin und die anderen schauten besorgt zu uns, aber ich konnte es ihnen nicht verübeln. Die Situation war außer Kontrolle geraten.
"Ich laufe nicht weg," erwiderte Wincent, seine Stimme zitterte vor Anspannung. "Ich versuche nur, einen Weg zu finden, wie wir das hier überstehen können."
Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. "Wenn du wirklich glaubst, dass eine Pause die Lösung ist, dann verstehe ich dich vielleicht nicht mehr so gut, wie ich dachte."
Ohne ein weiteres Wort schnappte ich mir meine Tasche und stürmte aus dem Studio. Die frische Abendluft traf mich wie eine kalte Dusche, aber sie konnte den Schmerz in meiner Brust nicht lindern. Ich lief einfach los, ohne ein klares Ziel vor Augen. Die Straßen verschwammen vor meinen Augen, als ich mich von meinen Gefühlen überwältigen ließ.
Ich wusste nicht, wie lange ich gelaufen war, als ich schließlich in einem kleinen Park stehen blieb. Es war ruhig, nur das leise Rascheln der Blätter und das entfernte Rauschen der Stadt waren zu hören. Ich setzte mich auf eine Bank und vergrub mein Gesicht in meinen Händen, während die Tränen unaufhörlich flossen.
Wie hatte es nur so weit kommen können? Wincent und ich hatten so viel gemeinsam durchgestanden, und jetzt schien alles auseinanderzufallen. Ich wusste, dass wir reden mussten, aber im Moment konnte ich den Gedanken nicht ertragen, ihn zu sehen. Ich brauchte Zeit, um meine Gedanken zu ordnen und herauszufinden, was ich wirklich wollte.
Der Abend wurde kühler, und ich merkte, dass ich keinen Plan hatte, wohin ich gehen sollte. Ich fühlte mich verloren und verletzt, aber ich wusste, dass ich stark sein musste. Egal was passieren würde, ich musste einen Weg finden, damit umzugehen. Mit diesem Entschluss erhob ich mich von der Bank und begann, ziellos durch die Straßen zu wandern, in der Hoffnung, dass der Abstand und die Zeit mir helfen würden, einen klaren Kopf zu bekommen.
![](https://img.wattpad.com/cover/316075060-288-k531210.jpg)
DU LIEST GERADE
Alles wie gemalt ~ Wincent Weiss FF
Fanfiction___________________________________________ Hey ich hatte mal Lust ne Story zu schreiben. Hoffe sie gefällt euch. Laura ist 27 Jahre alt und kommt aus Lübeck. Sie ist gelernte Notfallsanitäterin, verdient aber gerade ihr Geld als Fotografin. Sie wo...