Kapitel 49: Das letzte Teil

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In den nächsten Tagen trafen viele Raben auf Winterfell ein, denn zwischen Daenerys Targaryen, die sowohl Dorne als auch die Weite auf ihrer Seite hatte und Cersei Lannister entflammte der Krieg. So kam es dazu, dass Daenerys Unbefleckte mit Hilfe von Tyrion Lannister Casterlystein eroberten. Das war nicht nur möglich, da Tyrion einen geheimen Eingang kannte, sondern auch da Jaime mit den Lannister-Streitkräften Rosengarten eroberte. Sie plünderten dabei nicht nur die Gold- sondern auch die Getreidespeicher der Weite und ließen ihre Beute in unzähligen Wägen von Rosengarten nach Königsmund transportieren. Allzu weit sollten sie dabei nicht kommen, denn eine dothrakische Reiterhorde und Daenerys auf einem ihrer Drachen lauerten ihnen auf. Sie verbrannte unzählige Soldaten bei lebendigem Leibe und ließ die, die sich weigerten vor ihr zu knien, ebenso sterben. Unter ihnen waren Dickon Tarly, den Sansa einst heiraten sollte und sein Vater Randyll. Jaime schien überlebt zu haben, zumindest erwähnte keine Nachricht seinen Tod, was Lyanna beruhigte. Zusätzlich erreichte sie die Nachricht, dass Walder Frey mit all seinen Söhnen und sämtlichen wichtigen Freys auf den Zwillingen ermordet wurde. Jemand hatte also die Rote Hochzeit gerächt. Wer es war, war unbekannt.

Lyanna konnte sich sowieso nicht erlauben, zu viele Gedanken an den Süden zu verschwenden, denn es viel immer mehr Schnee vom Himmel, die Tage wurden immer kürzer und dunkler und die Nächte wurden immer kälter. Die Rüstungen der Soldaten mussten mit Leder ausgekleidet werden, um ihre Träger ein wenig vor der Kälte zu schützen. Die Vorräte an Feuerholz mussten aufgefüllt werden, um die Wohnräume der Burg bewohnbar zu halten, denn bei dieser Kälte konnten selbst die heißen Quellen nicht mehr genug Wärme spenden. Nachdem klar wurde, dass man im Notfall vor den Toren Winterfells gegen den Nachtkönig und seine Armeen kämpfen würde, befahl Lyanna außerdem, sämtliche Getreidevorräte von sämtlichen Burgen nördlich von Winterfell weiter im Süden zu lagern. In erster Linie sollten dabei die Getreidespeicher von Winterfell aufgefüllt werden, dann die von Burg Cerwyn, die weniger als einen Tagesritt entfernt lag. Danach sollte man das restliche Getreide auf Hügelstadt, Thorrenschanze, Weißwasserhafen, Flints Finger und Witwenwacht aufteilen.

Doch einige Häuser waren damit nicht einverstanden, weshalb es für diese besondere Worte der Freundlichkeit brauchte. Am Schluss weigerte sich nur Haus Umber, Lyannas Anweisungen zu folgen. Es half auch nicht, zu erklären, dass jede Lieferung dokumentiert werde und jedes Haus seinen Anteil nach der Schlacht mit dem Nachtkönig zurückbekommen würde. Was Lyanna aber noch mehr störte, war, dass Ned Umber diese Entscheidung vermutlich nicht allein traf, sondern seine Berater ihm dazu brachten. Schlechte Berater, wie sich Lyanna und Sansa einig waren, denn sobald der Nachtkönig die Mauer überwunden hätte, wäre Haus Umber auf Letzter Herd sein erstes Opfer. Während man die Bauern von ihren Höfen und die Menschen aus ihren Dörfern holte und ihnen Zuflucht in den Burgen weiter südlich Zuflucht gewährte, sollten die Umbers auf sich allein gestellt bleiben.

Zusätzlich zum Auffüllen sämtlicher Speicher waren alle Steinmetze und Zimmerer auf Winterfell beschäftigt, die Wehranlagen und Mauern der Burg auszubessern und wieder auf Vordermann zu bringen. Nachdem ihr Jon erklärt hatte, dass der Nachtkönig sämtliche Tote wiedererwecken konnte, ohne sie auch nur zu berühren oder zu sehen und diese dann unmenschlich stark wurden, setzte sich Lyanna Sansa gegenüber durch und beschloss außerdem, alle Grabstätten auf Winterfell, inklusive den steinernen Gräbern in der Krypta, zu öffnen und die Gebeine der Toten zu Asche zu verbrennen.

Es brauchte mehrere Tage, an denen die Gräber teilweise mit Hammer und Meißel aufgebrochen wurden, die Knochen entfernt wurden und in einer Feuerschale verbrannt wurden. Die Asche schüttete man dann wieder in das entsprechende Grab und verschloss es entweder indem man es zuschaufelte oder mit Mörtel den Deckel wieder anbrachte. Sogar die Überreste ihres Vaters, Ned Stark, behandelte man auf diese Weise, was Sansa überhaupt nicht gefiel. Als das ganze Prozedere aber vorüber war, erkannte auch sie die Notwendigkeit in diesem Handeln.

Als sich die Schwestern eines Tages über die weitere Vorgehensweise berieten, wurden sie von zwei Wachen unterbrochen.

„Verzeiht, Myladys. Am Tor ist ein Junge gestanden, der behauptet hat, er sei Eure Schwester Arya. Er fragte nach einem Maester Luwin und einem Rodrik Cassel."

-"Wo ist dieser Junge jetzt?", fragte Sansa.

„Er ist uns entwischt. Wir haben aber gesagt, er soll warten"

-"Geht wieder zurück auf eure Posten. Ich glaube, ich weiß, wo sie ist", behauptete Lyanna, bevor sie die Männer wegschickte.

Sie ging mit Sansa zur Krypta, wo sie Arya vermutete und vor der Statue ihres Vaters stand tatsächlich jemand. Es war Arya, die sich nicht viel verändert hatte. Sie war immer noch recht klein und dürr für ihr Alter. Früher hatten vor allem sie und Sansa sich oft in den Haaren, doch als sich die drei Schwestern wieder sahen, war alles vergessen. Nichts zählte mehr, außer das Blut, das sie verband. Bis auf Robb und Jon waren nun also alle Stark-Geschwister wieder in Winterfell und auch wenn Rickon nicht mehr lebte, weilte sein Geist unter ihnen.

Lyanna ging gerade die Wehrgänge beim Innenhof der Burg entlang und besprach mit Yohn Rois und Maester Wolkan wichtige Angelegenheiten, als sie das Klappern von hölzernen Übungsschwertern hörte. Sie blieb stehen und sah nach unten. Wie Vater es immer tat, beobachtete sie Julen, wie er mit Ser Garret übte. Eigentlich hätte Lyanna ihm so früh noch kein Schwert, auch Übungsschwert aus Holz, in die Hand geben wollen, doch die drohende Gefahr ließ sie ihre Meinung überdenken. Julen trainierte jeden Tag mindestens zwei Stunden mit Ser Garret. Davon an einem Tag mit der linken Hand und am nächsten mit der rechten Hand. Lyanna wollte nämlich, dass er mit beiden Seiten kämpfen konnte, denn einst war sein Vater einer der besten Schwertkämpfer der Geschichte, doch dann hackte man ihm die Schwerthand ab, weshalb er alles wieder mühsam erlernen musste und nie so gut werden würde, wie er einmal war. Lyanna war davon überzeugt, dass es Julen folglich in Zukunft einfacher haben würde, würde er gleich von Beginn an beide Hände trainieren. Und siehe da, bereits in der ersten Woche seiner zweiseitigen Ausbildung schien die Taktik seiner Mutter Erfolg zu haben.

The Red Wolf of the NorthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt