7. Reine Routine

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Reine Routine

Ruhig laufe ich die Treppen runter. Leise Musik aus dem Radio ertönt, als ich die Küche betrete.

"Morgen", nuschele ich, noch halb am Schlafen und schmeiße mich dann auf den Stuhl. Das hat man davon, wenn man bis Mitternacht irgendwo draußen rumläuft und dann auch nicht sofort ins Bett geht, wenn man nach Hause kommt.

"Kaffee?", fragt Andrew, der kein wenig müde wirkt, und wedelt in der Luft mit einer Kaffeekanne rum.

"Ja, bitte", rufe ich gleich, jedoch klingt meine Stimme trotzdem unmotiviert. Erschöpft lasse ich meinen Kopf auf den Tisch sinken, als mir schließlich ein anderer Gedanke kommt. "Wollten unsere Eltern nicht eigentlich heute nach Hause kommen?", frage ich dann verwirrt.

Andrew fängt an zu lachen. "Ich versteh dich bestimmt noch besser, wenn du noch leiser sprichst und du deinen Kopf noch mehr dem Tisch zuwendest."

Ich blicke auf und schaue ihn genervt an.

"Ja, ja, ist ja gut. Also, wie du siehst, sind sie nicht da und sie werden wohl doch nicht kommen. Hätte sich eh nicht gelohnt, haben sie gesagt."

Ich nicke und lege mich dann wieder auf den Tisch. "Also, wie immer, ja?"

"Scheint so", höre ich ihn noch sagen.

Wunderschöner Kaffeegeruch steigt mir in die Nase und ich höre das Plätschern des Kaffees, als er in die Tasse gegossen wird.

"Danke", freue ich mich und inhaliere dann den Kaffee. Mit jedem Schluck fühle ich mich gleich ein wenig wacher.

"Andrew?", frage ich nach kurzer Stille zögerlich.

Gebannt beobachtet er mich. "Was ist los?"

"Kennst du Tyler aus meiner Stufe? Also, der gutgebaute und er hat so dunklere Haare, ehrlich gesagt, keine Ahnung, wie ich ihn dir beschreiben soll", seufze ich und verfluche mich innerlich selbst: Ich bin eindeutig die mieseste Freundin der ganzen Welt. Nicht einmal so simple Dinge, wie die Nummer eines Typen für die beste Freundin zu besorgen, bekomme ich hin. Ich hätte mir echt vorher besser überlegen sollen, wie ich das anfange.

"Ähm, naja, kann gut sein, dass ich den kenne, aber jetzt gerade sagt er mir nichts, sorry. Was willst du denn von ihm?" Er legt leicht den Kopf schief und betrachtet mich eindringlich.

Ich winke nur ab. Bei meiner Beschreibung hätte ich ihn wohl auch nicht erkannt, schließlich sehen Millionen anderer Typen auch so aus.

"Schon ganz schön spät, was?", stelle ich mit einem Blick auf die Uhr fest.

"Clara", schreie ich gleich darauf durch's ganze Haus, obwohl ich weiß, dass sie wohl noch vor dem Spiegel steht.

Trotzdem stehe ich bereits auf und gehe Richtung Tür. Als ich merke, dass Andrew mir nicht folgt, drehe ich mich nach hinten und schaue ihn fragend an. "Kommst du?"

Er lächelt leicht. "Du weißt doch, dass sie eh noch ewig brauchen wird." Und obwohl er das eben gesagt hat, steht er auf und kommt auf mich zu. Er piekst mich in die Seiten, woraufhin ich laut aufschreie und dann setzt er ein gehässiges Grinsen auf. "Und du hast etwa Interesse an diesem Tyler, oder wie?"

Ich möchte etwas erwidern, öffne den Mund, doch schließe ihn dann fassungslos wieder. "Paah, nein", kreische ich, aber mir ist klar, dass das so ausgesehen haben muss. Wenn ich von alleine mal von einem Jungen anfange zu erzählen, möchte das schon was heißen.

Ich sehe an seinem Blick, dass er mir nicht glaubt, drehe mich aber trotzdem weg. "Ist jetzt egal. Ich erklär dir das später. Und wenn Clara nicht innerhalb von zwei Minuten hier unten aufkreuzt, fahren wir ohne sie. Ich bin es leid, immer auf sie warten zu müssen."

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