18. Zu viele Gedanken, Chancen & Neuigkeiten

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Zu viele Gedanken, Chancen & Neuigkeiten

Ich lehne meinen Kopf gegen die Scheibe, als wir am Abend nach Hause fahren. Blake hatte mich zurück zu meinem Plakat gebracht, mir ein Getränk geholt, doch war dann weg gewesen.

Ich denke nicht, dass ihr ihnen egal seid. - Vielleicht hatten sie nur Angst.

Diese Worte hallen die ganze Zeit in meinem Kopf wider und ich denke ununterbrochen über sie nach. Kann ja gut sein, dass sie keine schlechten Absichten hatten, das ändert aber nichts an ihrem Verhalten. Sie haben uns sozusagen im Stich gelassen, wie soll man das so einfach verzeihen?

"Alles okay bei dir?" Besorgt schaut Andrew zu mir, dann wieder auf die Straße.

"Natürlich ist bei ihr alles okay, nach ihrem Auftritt heute ist sie sicher super zufrieden mit sich. Und was war das eigentlich mit Blake? Wieso muss ich sehen, wie ihr zusammen rum lauft? Ich dachte, da läuft nichts und das wird es wohl auch nie, also mach dir bloß keine Hoffnungen", zickt Clara. Zwischen uns war ja auch viel zu lange Ruhe.

Genervt drehe ich mich zu ihr und erwidere giftig: "Denkst du, mir macht das alles Spaß? Ich hätte auch lieber, dass alles in Ordnung ist."

"Ja, das-"

"Clara, es reicht. Kannst du uns nicht verstehen? Das war für uns alle ein bisschen viel und da können einem schon mal die Sicherungen durchbrennen, deswegen musst du hier doch nicht so einen Aufstand veranstalten", unterbricht Andrew uns ungeduldig und wirft uns einen kurzen, aber vielsagenden Blick zu.

Seufzend lässt sie sich im Sitz zurück fallen. "Ich will aber nicht, dass ihr sie vergrault. Könnt ihr ihnen nicht bitte eine Chance geben?"

Unentschlossen sehe ich zu Andrew und schaffe es nicht, sie länger anzusehen. Deshalb setze ich mich wieder geradewegs im Sitz hin. "Keine Ahnung", murmele ich und sehe verloren wieder aus dem Fenster.

Der Rest der Fahrt verläuft still. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach und jeder überlegt, wie wir mit dieser ganzen Miesere am besten umgehen.

_

"Na", begrüßt uns sofort meine Mutter, als wir gerade in das Haus getreten sind und uns gerade unsere Schuhe ausziehen. "Wie war das Fest? Konntest du dich ein bisschen beruhigen, Jules?"

Da ich mit dem Rücken zu ihr stehe, kann ich in Ruhe meine Augen genervt verdrehen. Es kommt mir vor, als könnte sie mein Problem nicht verstehen und denkt, ich hätte vorhin einzig einen pubertären Anfall bekommen.

"Das Fest war ganz in Ordnung", antwortet Clara für uns.

Andrew und ich ignorieren sie und gehen, als hätten wir uns abgesprochen, zur Treppe und wollen zu unseren Zimmern. In diesem Moment schreitet mein Vater die Treppen herunter und begrüßt uns auf die gleiche scheinheilige Art und Weise, wie es meine Mutter getan hatte.

Seufzend gehen wir an ihm vorbei und ich höre nur: "Immer noch so schlecht gelaunt?"

Keiner antwortet ihm.

"Gute Nacht", ruft meine Mutter uns hinterher, doch auch diese wird ignoriert. Andrew und ich schenken uns einzig genervte Blicke.

"Magst du noch mit zu mir kommen?", fragt er sanft und ich nicke sofort. Etwas mit ihm reden, zusammen Ruhe haben, ist genau das, was ich jetzt brauche. Vielleicht er auch.

"Ich hol nur noch kurz meinen Laptop", erkläre ich. Dann eile ich ins Zimmer, denn Cara, Tam und ich haben uns für heute Abend zum Videochat verabredet. Wir sind schließlich noch nicht so recht dazu gekommen, über die plötzliche Idee meiner Eltern zu reden. Außerdem lege ich meine Tasche ab und damit auch das außergewöhnliche Geschenk Blakes.

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