21. Über ihn

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Über ihn

Clara hat an diesem Morgen beschlossen, dass sie auch ohne uns zur Schule kommt. Und genau deswegen sitze ich jetzt mit Andrew allein im Auto und kann wohl ein Gespräch über Blake nicht vermeiden.

"Wann hast du eigentlich das nächste mal Training?", frage ich leicht hektisch, nur um über irgendwas banales zu reden, doch mein Bruder ist nicht doof.

"Du weißt, wie Blake ist, Jules. Warum machst du das dann?", möchte er wissen, sieht mich dabei besorgt an.

Doch ich streite es weiterhin ab. "Da ist nichts, Andrew. Ich bin doch nicht blöd." Die Wahrheit ist, dass ich Angst davor habe, er hätte recht. Was, wenn ich wirklich Gefühle entwickel? Dass bei Blake alles hoffnungslos wäre, ist nun wirklich kein Geheimnis.

"Genau das dachte ich eigentlich auch", meint Andrew leise und da es klingt, als würde er es mehr zu sich selbst, als zu mir sagen, antworte ich nicht, sondern sehe aus dem Fenster.
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"Bis nachher", höre ich Andrew noch, worauf ich ihm zum Abschied winke und schnurstracks zu meinen Freundinnen laufe.

"Und?", quietscht Tamara bereits, als wir uns noch nicht einmal begrüßt, geschweige denn umarmt, haben. Ich muss nicht überlegen, um zu wissen, was sie meint.

Ich lache, sehe grinsend zu Boden und gestehe dann: "Es war toll. Wirklich."

Cara nimmt mein Gesicht in ihre Hände und zwingt mich so, die Beiden anzusehen. "Was heißt, 'es war wirklich toll', hm? Was ist passiert? Was habt ihr gemacht?"

Sie machen große Augen und sehen mich eindringlich an, während ich mir eine verirrte Strähne hinters Ohr streiche. "Wir haben Bungeejumping gemacht und Leute, das ist cool. Ich hatte voll Angst, aber als ich dann da in der Luft hing, war alles vergessen."

Tam quietscht aufgeregt. "Bungeejumping? Oh Gott, wie toll. Hätte ich nie gedacht, dass du so etwas machst, aber anscheinend schafft Blake Dinge, die sonst noch keiner geschafft hat. Und - trefft ihr euch nochmal?"

"Bis jetzt ist noch nichts geplant"; ich sehe nachdenklich zur Wand neben uns.

"Wir wussten es doch", trällert Cara, tauscht dabei mit Tam bedeutende Blicke.

"Hm?", frage ich verdutzt nach, doch sie winken beide grinsend ab. Aus denen werde ich in letzter Zeit auch nicht schlau.

"Los", meint Cara dann, "wir müssen los."

Schweigend laufen wir nebeneinander zum Unterricht. Sie reden neben mir über etwas, wovon ich schließlich aber nur das Wort Umzug verstehe und deswegen schnell dazwischen werfe: "Soll ich Andrew fragen, ob er uns hilft? Dann geht das doch schneller, oder?"

In diesem Moment sehe ich Blake, der zusammen mit Milo an den Spinden steht. Ich sehe zu ihm, beobachte, wie er genervt die Augen verdreht und danach anfängt zu grinsen. Dann muss er meinen Blick bemerken, denn er sieht in meine Richtung. Normalerweise hätte ich wohl spätestens jetzt mitbekommen, dass ich zu auffällig zu ihm sehe und verlegen weg geschaut, doch ich tu's nicht. Er lächelt plötzlich aufrichtig, sogar seine Augen beginnen zu strahlen. Milo folgt seinem Blick und sieht verwundert zwischen uns hin und her.

"Bitte, was?", möchte ich wissen, nachdem wir an den Beiden vorbei sind, somit ich aus Blakes Bann, und mir wieder einfällt, dass ich ja eigentlich eine Frage gestellt hatte.

"Was ist denn mit dir?" Cara stupst mich fragend mit der Schulter. Doch Tam antwortet mir nochmal, ohne großes Drumherumgelaber. "Frag ihn ruhig."

Und nachdem sie sich wiederholt  wissend angesehen haben, fügt Cara hinzu: "Irgendwie ja ganz niedlich, wie du plötzlich nur noch Gedanken für einen Typen hast. Sieht dir zwar gar nicht ähnlich, aber trotzdem."

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