26. Verrückte Verdächtigungen

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Verrückte Verdächtigungen

Warum mir die Visage von Blake in der nächsten Woche verschont bleibt, ist unklar. Es existieren Gerüchte, wie etwa er wollte sein Großmutter besuchen, doch das scheint mir eher unwahrscheinlich. Auf jeden Fall kann ich ihn in der Schule nie entdecken. Selbst die Lehrer fragen jede Stunde, was mit ihm sei, was wohl bedeutet, dass auch sie nicht informiert sind. Doch mir kann es egal sein, von mir aus kann er auch in den Regenwald gezogen sein und nie wieder kommen und es würde mich nicht interessieren.

Als ich genau das meinen Freundinnen erzähle, als wir es uns am Mittwoch Abend bei Tamara gemütlich gemacht haben, beginnen sie zu prusten. Doch Cara wendet ein: „Es wäre dir nicht egal. Du kannst sagen, was du willst."

Und Tam fügt hinzu: „Nicht bevor ihr zumindest noch einmal gesprochen habt."

Ich sehe kurz auf die Decke, gestehe dann: „Gut, vielleicht wäre es mir wirklich nicht egal. Aber mit ihm reden, will ich ganz sicher nicht noch einmal."

Sie setzen beide einen betrübten Gesichtsausdruck, weswegen ich mir ein Kissen greife und es ihnen um die Ohren haue. „Jetzt schaut nicht so!", befehle ich aufgeregt, woraufhin sie kurz wild zurück schlagen, sich dann aber beruhigen und mich wieder ernst ansehen.

„Jetzt doch aber mal wirklich", beginnt Cara, „du hast dich verliebt-"

Ich will etwas einwerfen, doch Tam hat es vorausgesehen und kommt mir zuvor. „Leugne es nicht, Cara und ich wussten es von Anfang an."

Cara nickt. „Genau", bestätigt sie, „der kann doch nicht einfach so davon kommen."

Und Tamara meint: „Und dass er sich jetzt verpisst hat, ist noch feiger."

Ich sehe den Beiden direkt in die Augen, während in meinem Kopf ein riesiges Chaos herrscht. Wie soll ich mich nur verhalten?

„Eigentlich", erwidere ich letztlich, „will ich das erst einmal hinter mir lassen. Kein Blake jetzt für mich, das macht mich sonst noch verrückt."

Sie nicken beide zustimmend, greifen letztlich zeitgleich nach meinen Händen. „Aber wenn du was machen möchtest - wir helfen dir", stellt Cara klar, während mir beide eindringlich entgegen schauen.

„Klar", erwidere ich, „danke."

Meine beiden Mädels besorgen mir dann noch Gummibärchen für die gute Laune und eine Menge an guten Filmen. Dass wir morgen früh zur Schule müssen, lassen wir außer Acht. Stattdessen beschließen wir, zusammen bei Tamara zu übernachten und so noch eine Menge über Blake, Tyler oder auch Tam zu quatschen. Und dieser Abend tat mir echt gut.

So bin ich gestärkt, als am nächsten Morgen aus heiterem Himmel Milo auf mich zu kommt und mich mit sich reißt, so wie auch ich es letzte Woche bei ihm gemacht. Er bringt mich raus aus der Schule, an einen Ort, an dem weniger Leute sind, doch selbst diese schauen kurz blöd. Alle fragen sich, was wir beide miteinander zutun haben und auch bei mir bildet sich die Frage, was Milo jetzt von mir wollen könnte.

„Was gibt's?", möchte ich daher wissen, lasse es ziemlich kalt klingen.

„Was hattest du mit Blake zutun?", erwidert er zynisch, was mich aufhorchen lässt.

„Nichts weiter, wieso?", frage ich nach und bemerke sehr wohl, wie er immer verzweifelter wird.

„Wieso ist er weg?", stellt er plötzlich die Frage, „und wo ist er?"

Obwohl ich der Meinung war, es würde mich alles kalt lassen, schockt es mich doch, dass sogar sein bester Freund nicht Bescheid weiß. Dass er sich bei mir nicht meldet, ist die eine Sache, mit der sogar zu rechnen war; dass die Lehrer nichts wissen, ist noch so ein Ding, was mich nicht sonderlich verwundert, aber dass Milo sich die Hände vors Gesicht legt, weil er genauso keine Ahnung wie ich zu haben scheint, ist etwas völlig anderes.

„Wieso weißt du denn auch nichts?", entgegne ich verwirrt, doch er schüttelt mit dem Kopf, als sei ich dumm.

„Vielleicht, weil er mir nichts gesagt hat?", gibt er selbstgefällig zurück, woraufhin ich ihm sogar mal zustimmen muss. Wieso sollte er auch sonst nichts wissen?

„Hör zu", beginnt er, während er meine Schultern anfässt und mich direkt ansieht, „du hast mich doch letzte Woche erst noch über ihn ausgefragt und kurz darauf ist er weg. Was ist das hier? Blake erzählt mir normalerweise alles, doch seitdem du da warst, ist alles anders."

Ich schüttele den Kopf. „Wie meinst du das?" Er lässt mich endlich wieder los. Dafür zündet er sich eine Zigarette an, inhaliert den Rauch und pustet ihn erst aus, ehe er mir antwortet.

„Keine Ahnung. Irgendwie haben wir nur noch über banales gesprochen und sobald ich nachgefragt habe, wieso er dich zum Beispiel so dämlich anschaut, hat er dicht gemacht. Ich würde dir das nicht erzählen, wenn er jetzt nicht weg wäre, aber irgendwie hab ich ein scheiß Gefühl", stammelt er, woraufhin sich nur noch mehr Fragen bilden. Wieso hat er sich Milo gegenüber plötzlich so verändert? Während ich das Gefühl hatte, er würde sich immer mehr öffnen, hat er sich ihm gegenüber scheinbar immer weniger anvertraut.

„Hast du es bei ihm Zuhause schon versucht?", versuche ich es erneut, während er immer wieder neuen Qualm ausstößt.

„Natürlich. Seine Mutter ist vollkommen verzweifelt. Aber sie ist so einiges von ihm gewohnt, deswegen hat sie die Bullen noch nicht eingeschaltet, ich denke allerdings, das dauert nicht mehr all zu lange", berichtet er. Nicht einmal seine Mutter weiß Bescheid? Was ist da nur los?

Äußerlich bleibe ich entspannt, zucke mit den Schultern und bin schon dabei, die Biege zu machen. „Nicht mein Problem", gebe ich gelangweilt von mir, doch er hält mich auf.

„Anscheinend ja doch. Nachdem ihr was miteinander zu tun hattet und dann auf einmal wohl Probleme da waren, war er weg. Klingt das nicht verdächtig nach deinem Problem?"

Ich sehe ihn ungläubig an, doch dann packt mich die Wut, dass er mir wahrscheinlich noch die Schuld in die Schuhe schieben will. „So, jetzt hör du mir mal zu. Das ist hier alles überhaupt nicht mein Problem, okay? Blake und ich habe mal ein bisschen gesprochen und dann war er plötzlich komisch, aber damit hatte ich überhaupt nichts zu tun, genauso wenig wie mit der Tatsache, dass er jetzt weg ist. Hast du das verstanden?", zische ich ihm entgegen. Arrogant sieht er auf mich herab, bevor ich ihm endlich den Rücken zu kehre.

„Meld dich, wenn du was von ihm hörst", befiehlt er, doch ich rufe zurück: „Einen Scheiß werde ich."

Es ist nicht mein Ding, dass Blake der Meinung ist, verschwinden zu müssen. Was weiß ich denn, was die Absichten dahinter waren? Natürlich lässt es mich nicht kalt, wenn ich daran denke, dass absolut keiner eine Ahnung hat, wo er sich aufhält, doch was soll ich denn mit der ganzen Sache zu tun haben?

Milo ist doch verrückt.

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Hey, ihr Lieben.

Ich hoffe, dass alle, die ihre Zeugnisse bekommen haben, zufrieden damit sind. Und falls ihr Ferien habt, wünsche ich euch erholsame Tage.

Ich möchte an dieser Stelle einmal den Leuten danken, die bei jedem Kapitel am Voten sind. (:

Bis nächste Woche
-Cynthia <3

KnicklichterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt