24. Ignoranz

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Ignoranz

Gedankenverloren bürste ich mir die Haare. Man sieht mir an, dass ich kaum zu Schlaf gekommen bin. Natürlich hat Blake sich nicht gemeldet, was für mich eigentlich aber trotzdem eine klare Antwort ist.

Obwohl wir uns nur im Park zum Rumgammeln verabredet haben, beschließe ich, dass etwas Make-Up sein muss. So kann ich jedenfalls definitiv nicht unter Leute gehen.

Eine Stunde später finde ich mich also im Park wieder. Ich gehe geradewegs auf meine Freunde zu, die es sich auf einer Tischtennisplatte bequem gemacht haben. Cara liegt in Tylers Schoß, während Tam, noch, alleine daneben sitzt.

„Hi", begrüße ich sie, schmeiße mich danach zu Tam. Alle grummeln irgendetwas, bis Caras Stimme auf einmal klar ertönt: „Jules, ist das in Ordnung für dich?" Sie zeigt auf Tyler und sich, aber ich winke entsetzt ab. „Spinn doch nicht rum. Ich wurde nur von Blake ignoriert, nicht mehr und nicht weniger. Das hat doch absolut nichts mit euch zutun."

Entspannt lehnt sie sich wieder zurück. „Okay", erwidert sie, „also hat er sich immer noch nicht gemeldet?"

Ich schüttele den Kopf.

Ich lag abends in meinem Bett, mit meinem Handy, zusammen mit den albernen Knicklichtern in der Hand und einem Schwall an Gedanken in meinem Kopf. Für mich ergab es einfach keinen Sinn. Wieso hatte Blake mich nur plötzlich geküsst? Und wieso hat er mir denn danach nicht klar gemacht, dass das nichts zu bedeuten hatte, sondern hat mich einfach ignoriert? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, tippte ich schließlich eine Nachricht ein.

An: Blake

Hi. Ich wollte dich nur fragen, ob du Lust hättest, dich morgen mit mir zu treffen? Oder mit Tyler, Tam und Cara in den Park mit zu kommen?

Doch es kam keine Antwort. Wollte er nicht, dass ich mir unnötig weiter Hoffnungen machte? Oder war ich nach diesem Kuss uninteressant für ihn geworden? Seine Betthäschen traf er schließlich auch nur einmal und dann waren sie Geschichte ...

Ich bin nicht ruhiger als gestern, doch versuche mir nichts anmerken zu lassen.

„Das macht keinen Sinn", meint Tyler dann. Wir alle sehen fragend zu ihm.

„Ich meine", setzt er erneut an, „es war doch irgendwie offensichtlich, dass Jules nicht irgendwer für ihn ist, oder? Und er hat sogar vor anderen mal was von ihr erzählt."

„Was hat er erzählt?", fragt Tam sofort nach, denn wir alle wurden bei diesen Worten aufmerksam.

„Also, nicht, dass sie, wer weiß, wie toll ist, aber zumindest wurde seitens ihm nicht mehr schlechtes über dich erzählt", erklärt er. „Jedenfalls legt Blake sich so ins Zeug und dann küsst ihr euch, aber plötzlich will er doch nichts mehr? Das macht einfach keinen Sinn."

Ich zucke ahnungslos mit den Schultern. „Er war eben schon immer einer von den Bösen. Um ihn zu verstehen, bräuchte es wohl Jahrhunderte", erwidert Cara.

„Ich dachte, er meint es wirklich ernst", fügt Tam hinzu, „Tyler hat schon recht, das macht keinen Sinn. Vielleicht antwortet er ja auch bald noch. Nur Geduld."

Aber nach diesen Worten schüttele ich endgültig den Kopf, denn ich glaube einfach nicht daran, dass Blake sich irgendwie noch meldet. Sein Schweigen gestern hat Bände gesprochen.

Keine Ahnung, ob er den Kuss bereut hat, ob das alles einzig irgendein perfides Spiel war, doch er hat offensichtlich gemacht, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben will. Küsse ich jemanden, an dem ich wirklich Interesse habe, dann rede ich danach mit ihm und lasse ihn nicht einfach im Dunkeln tappen. Das machen nur Feiglinge. „Leute, Blake hat es nie ernst gemeint, ich finde, das ist offensichtlich. Tyler wärst du je auf die Idee gekommen, Cara, nachdem ihr einmal richtig Kontakt hattet, wieder gehen zu lassen?"

Er sieht sie an; ein Blick, der nicht mehr Liebe ausdrücken könnte; und dann wieder zu mir. „Nein, aber-"

„Nichts aber", unterbreche ich ihn, „wir hatten vielleicht nicht allzu viel Zeit zusammen, aber trotzdem, wenn ich jemanden küsse, an dem mir etwas liegt, dann hat das schon eine Bedeutung. Und für ihn hatte es das anscheinend nicht. Es ist Blake, eigentlich sollte uns das nicht schockieren." Danach schauen sie alle in die Ferne, denken über meine Worte nach und geben ihnen wahrscheinlich auch still und heimlich recht. Ich hätte erst nie etwas mit Blake unternehmen sollen, dann wäre mir auf jeden Fall eine Menge Ärger und ein Haufen ungeklärter Fragen erspart geblieben.

Am Montag hat sich nichts verändert - zwischen uns gibt es keinen Blickkontakt und ich erhalte auch sonst keine Nachricht von ihm. Genauso läuft es auch die nächsten beiden Tage, und ich mich habe innerlich schon lange damit abgefunden, dass er sich nicht die Mühe machen wird, mir irgendetwas zu erklären, doch am Donnerstag laufe ich zufällig Milo alleine über den Weg und etwas in mir denkt nicht und packt mich und letztlich zerre ich ihn aus der Masse.

„Hey!", schimpft er, „was willst du denn?"

Ich verdrehe genervt die Augen. Da ich nicht unnötig mehr Zeit mit ihm verbringen will, rücke ich dann aber doch gleich mit der Sprache raus. „Hat Blake dir irgendwas erzählt? Oder war ich irgendeine Wette zwischen euch?"

Er runzelt die Stirn; weiß offenbar überhaupt nicht, wovon ich rede. „Du warst gar nichts, was erzählst du? Und Blake hat auch nichts erzählt, wieso sollte er denn? Was willst du überhaupt?"

Ich seufze, habe aber keine Ahnung, ob vor Erleichterung oder Enttäuschung. „Was ist denn?", fragt er nochmal nach, doch er wird mir nicht sympathischer. Seine Ausstrahlung ist es, die mich nervt.

„Nichts", sage ich, füge dann hinzu: „Hat er sich irgendwie anders verhalten?"

Verständnislos runzelt er die Stirn. „Nein, Mann", erwidert er barsch, „Gott, werd' normal Mädchen." Mit diesen Worten drückt er sich an mir vorbei, lässt mich also genauso ratlos stehen, wie ich am Anfang war. Doch ich habe jetzt noch mehr Gewissheit, dass ihn das alles kalt lässt. Ich spüre, wie sich Tränen einen Weg versuchen nach oben zu bahnen, somit zeigen, dass ich mir lediglich eingeredet habe, mich würde das alles kaum interessieren; doch ich schaffe es rechtzeitig, sie aufzuhalten. Stattdessen straffe ich meinen Rücken und gehe so zu meinem nächsten Unterricht. Ich werde mich davon bestimmt nicht entmutigen lassen, bisher bin ich doch auch ohne diesen dämlichen Jungen klar gekommen.

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Frohes neues Jahr, Mann! (Pscht, ich bin pünktlich, okay?)

Ich hoffe, ihr habt die ersten Tage des neuen Jahres gut überstanden und auch, dass euch das neue Kapitel gefällt. (:

Wir sehen/lesen uns, höhö. (:

Cynthia :D


KnicklichterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt