29. Böse Geschöpfe & Reue

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Böse Geschöpfe & Reue

„Was ist eigentlich dein Problem, dass du uns allein auf dieser blöden Party stehen lässt, hm?", höre ich Cara bereits fluchen, als ich noch nicht einmal bei ihnen angelangt bin. Es ist Montagmorgen und es hat sich nichts getan. Ich saß gestern den ganzen Tag faul in meinem Bett, habe fern gesehen und Eis in mich rein geschaufelt. Clara hat sich nicht noch einmal bei mir blicken lassen, sodass wir nicht ein einziges Wort seit diesem Morgen miteinander gewechselt haben. Als hätte ich das alles geplant und das nur, um ihr zu schaden.

Ich zucke lustlos mit den Schultern. „Ich hatte einfach keine Lust mehr", brumme ich missgelaunt. Auf Standpauken kann ich gut verzichten. 

Sie scheinen gleich zu begreifen, sehen mich mitfühlend an, während Tam sanft erwidert: „Ist ja schon gut. Du hast dich schließlich auch gemeldet. Wie geht es dir denn?" Ein weiteres Mal lasse ich meine Schultern zucken.

Ich habe selbst keine Ahnung, wie es mir geht. Gefasster als Samstag bin ich alle Mal, aber freudestrahlend rum laufen möchte ich immer noch nicht. Sie tätscheln meine Schultern.

Tam seufzt. „Ach, Mensch. Hat er sich denn noch einmal ...?" 

Ich verstehe auch, ohne dass sie den Satz beendet. Barsch erwidere ich. „Nein. Und das ist auch gut so."

„Verstehe", meint sie, schüttelt den Kopf, während wir uns wortlos drehen. Wir wissen alle, dass es Zeit wird, in den nächsten Unterricht zu gehen.

„Na, dann", Cara hebt die Hand und winkt mir zum Abschied. „Bis später, ihr Beiden", sage ich, ehe ich in die entgegengesetzte Richtung gehe. In meinem Kurs sitzt, oh Wunder, natürlich Blake. Ich spüre natürlich, wie er mich ansieht, doch gekonnt ignoriere ich seine Blicke. Stattdessen setze ich mich geradewegs an meinen Platz.

Kurz darauf betritt unsere Lehrerin den Raum, legt ihre Tasche auf den Lehrerpult und verkündet dann laut: „Guten Morgen, Schüler. Wir beginnen heute mit einer Partnerarbeit über Pflanzen, das Thema müsst ihr euch dann selbst wählen, ich schreibe Vorschläge an die Tafel." So weit so gut. Ich blicke mich in der Klasse um, auf der Suche, nach irgendwelchen netten Mitschülern, mit denen sich die Arbeit als ziemlich angenehm erweisen müsste. „Und", beginnt sie erneut, „ich habe von Herr Trump gehört, dass es letzte Woche in seinem Kurs schon einmal Partnerarbeiten gab, welche wohl gut geklappt haben. Deswegen, da der Großteil auch hier anwesend ist, bitte ich euch, auch hier in dieser Konstellation zusammen zu arbeiten. Der Rest findet sich einfach irgendwie."

Ich hasse Lehrer. Das sind solch bösen Geschöpfe - warum ist mir das nur vorher nie aufgefallen?

Nur wegen ihrer blöden Einfälle sitzt Blake dann neben mir und ich bin gezwungen mit ihm zu arbeiten. „Hi", sagt er, doch leise, als hätte er Angst, ich könnte jeden Moment auf ihn los gehen. 

„Welches Thema wollen wir nehmen?", erwidere ich kühl.

Er seufzt. „Mensch, Jules. Jetzt sei doch-"

Ich falle ihm ins Wort. „Also, ich bin ja für das Zweite."

Er schüttelt den Kopf. „Eigentlich ist es mir egal." Wofür geht er dann in die Schule?

Ich zucke mit den Schultern. „Dann nehmen wir das." Ich hebe die Hand, um zu signalisieren, dass wir uns entschieden haben. Der Lehrer nickt zustimmend und sofort blättere ich ihm Buch rum.

„Jules", seufzt Blake erneut, „ich will nicht, dass das jetzt zwischen uns so ist."

Ich sehe ihn lächelnd an. „Da hast du Glück", verkünde ich, „denn zwischen uns ist gar nichts mehr." Sofort lasse ich das Lächeln von meinem Gesicht verschwinden und sehe wieder ins Buch. Dass der Typ sich tatsächlich einbildet, ich würde ihm weiter zu hören wollen.

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