Erneute Zurückweisung
Ich erwache am nächsten Morgen viel zu früh. Immerhin ist es Sonntag, da müsste man das doch ausnutzen. Aber diese aufwühlenden Gedanken lassen sich eben nicht so einfach ausschalten, hinzu kommt, dass die Couch alles andere als die beste Schlafmöglichkeit bietet.
Außerdem läuft der Fernseher noch. Ich dachte, als ich nach Hause kam, dass es eine gute Idee wäre, mich mit fernsehen noch abzulenken. Dass ich vor ihm einschlafe, war nicht geplant. Ich ziehe die Decke näher um mich, sehe dabei durch das Fenster der aufgehenden Sonne zu und betrachte den Himmel. Allerdings beschließe ich irgendwann, doch aufzustehen.
Zuerst mache ich mich auf den Weg in die Küche. Ich schmiere mir ein Brot, beiße einmal herzhaft hinein und möchte dann, ohne groß mir dabei was zu denken, einfach die leere Butterpackung wegwerfen. Doch als ich den Deckel anhebe, bemerke ich mit einem Seufzen, dass der Mülleimer voll ist.
„Ach nö", brumme ich, aber nehme mir doch die Tüte in die Hand, ziehe mir dann die Schuhe über, ehe ich die Tür öffne. Und mich trifft fast der Schlag, als ich sehe, wer da plötzlich vor mir steht.
„Was machst du denn hier?", knurre ich Blake fassungslos an, der mit gesenktem Kopf gerade einmal einen Schritt von mir entfernt steht. Doch dann hebt er den Kopf und mustert mich, seine Mundwinkel verziehen sich dabei zu einem leichten Lächeln.
„Du bist echt schön, weißt du das?", genervt drücke ich ihn beiseite und laufe an ihm vorbei. Über die Schulter hinweg rufe ich: „Du hast getrunken, Blake. Geh nach Hause."
Doch stattdessen torkelt er auf einmal neben mir und behauptet: „Ich hab nicht getrunken."
„Nein, Quatsch", gebe ich ironisch zurück. Ich rieche den Alkohol doch bis zu mir. Irgendwie kommt der Verdacht in mir auf, dass er nach unserem Gespräch gestern nicht mal Zuhause war. So war er wohl die ganze Zeit auf, betrank sich und lief von Party zu Party. Keine gute Kombi. Besonders, wenn er jetzt irgendwelche Gespräche starten wollte.
„Ist doch auch egal", nuschelt er, „ich bin auch nicht deshalb hier."
Ich öffne unsere Mülltonne und werfe die Tüte hinein. Leise schließe ich sie wieder - schließlich möchte ich ja niemanden wecken. „Weißt du", beginne ich, „eigentlich ist es mir auch egal, weshalb du hier bist. Ich weiß nur, dass du betrunken bist und besser gehen solltest."
Er verdreht die Augen, lächelt aber gegensätzlich dazu und blickt mich belustigt an. „Und weißt du, dass ich überhaupt nicht gehen will?"
Frustriert stöhne ich kurz auf, fahre mir mit den gespreizten Fingern durch mein Haar. Dann erwidere ich letztlich: „Komm, was willst du?"
Weil er genau in diesem Moment anfängt zu schaukeln und es plötzlich aussieht, als würde er fallen, lege ich meine Hände um seine Arme und stütze ihn. Auf einmal wird er ziemlich ernst, meint, als er sich endlich wieder fangen konnte: „Mich entschuldigen."
Demonstrativ laufe ich an ihm vorbei. „Hatten wir das nicht schon?" Ich habe auch nicht die Nerven, ihn immer wieder zurück weisen zu müssen, denn das tut mir tatsächlich mindestens genauso weh. „Oh Gott - renn bitte nicht!", rufe ich etwas lauter, als ich es hinter mir trampeln höre. Ich möchte nicht, dass er sich hier hinschmeißt und ich mir dann das blutende Drama anschauen muss. Aber der Idiot will mir ja unbedingt den Weg versperren und das schafft er nur, wenn er an mir vorbei kommt. Und so beginnt er schneller zu laufen. Zu schnell für seinen Zustand.
Automatisch verlangsame ich mein Tempo.
„Du bist aber auch stur", gibt er anklagend von sich, als er endlich vor mir ist und nun rückwärts läuft.
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Knicklichter
Romance"Das heißt, dass wir es lassen sollten", sage ich, auch wenn es mich traurig macht. "Weil wir in einer Stufe sind", stellt Blake fest. Unmerklich schüttel ich den Kopf: "Und weil du du bist und ich nicht damit klarkomme, wenn du mich nochmal verle...