Schutzengel erneut im Einsatz
Genau deswegen beschließe ich, dass sich etwas ändern muss. Schnell schnappe ich mir meine Jacke, renne die Treppen runter und rufe dann: „Ich bin noch einmal kurz draußen."
Mein Dad kommt mit einem Messer in der Hand aus der Küche, gefolgt von Andrew. „Es gibt aber gleich Abendessen", berichtet mein Vater nüchtern, zieht die Augenbrauen in die Höhe und verlangt offensichtlich eine Erklärung.
Ich atme schwer, sehe zu Andrew, der mir helfen soll. Er verdreht die Augen, doch meint dann schließlich: „Sie kann doch nachher noch essen."
Schulterzuckend macht mein Vater auf dem Absatz wieder kehrt, stattdessen kommt mein Bruder nun auf mich zu. „Was willst du denn jetzt noch draußen?"
„Mir fällt die Decke auf den Kopf, Andrew", seufze ich, „der Stress in den letzten Tagen war einfach zu viel. Ich brauch mal ein bisschen Ruhe."
Er zieht mich zu sich, gibt mir einen Kuss auf die Stirn, murmelt mir dann in die Haare. „Meinetwegen. Mach aber nicht mehr so lange."
Mit diesen Worten entferne ich mich von ihm, nicke ihm dann zu, ehe ich schließlich aus dem Haus verschwinde.
Weg von allem.
Meine Füße tragen mich in der Dunkelheit in einen Park, ganz in der Nähe. So ein bisschen frische Luft soll doch immer helfen. Den Kopf klarer zu bekommen, ruhig zu werden und sich abzureagieren. Bei mir schlägt sie fehl. Es scheint ganz so, als würde die Still um mich herum meine Gedanken nur noch lauter werden lassen.
Die Bilder von mir und Blake kreisen wie wild in meinem Kopf herum. Die ersten Jahre auf der Schule, in denen ich ihn immer mal wieder im Schulhaus gesehen habe, aber keiner von uns hat den anderen so richtig wahr genommen. Wir haben uns einfach nicht füreinander interessiert. Aber dann kam diese blöde Arbeit mit Milo, der ihn letztlich mit zu mir schleppen musste. Das hat alles verändert. Ohne diesen Tag würde ich wohl heute nicht in diesem dummen Park herum irren.
Dieses Thanksgivingfest, an dem er zum ersten Mal schien, als würde er sich tatsächlich für mich interessieren. Unser Sprung, unser erster Kuss.
Frustriert kicke ich einen Stein ins Gebüsch. Was, wenn ich doch zu hart war? Wenn ich die ganze Zeit mit meiner Meinung, dass er sich nie für mich ändern könnte, falsch lag?
Vielleicht ist er ja doch schon so weit.
Es wäre doch möglich, oder etwa nicht? Wie kann ich, nachdem er mir schon so oft geholfen hat und an meiner Seite stand, immer noch an ihm zweifeln? Er hat diese Typen den Tag auf der Party wegen mir angemacht, hat in der Schule sich beinahe geprügelt und hat indirekt klar gemacht, dass sie mir nichts antun sollen, wenn sie ihn nicht auf dem Hals haben wollen. Diese lächerliche Idioten an der Schule, die nichts besseres zu tun haben, als über mich zu reden. Aber im Endeffekt muss ich mir eingestehen, dass dieses ganze Getratsche zwar echt hart ist, doch in mir nicht ansatzweise das auslöst, was der Abstand zu Blake schafft. Ich wusste von Anfang an, dass das Gerede nicht stimmt und dass die Hauptperson weiß, wie es wirklich lief. Ich hatte meinen Bruder und meine Freunde. Das hat mir ziemlich geholfen.
Aber bei der Geschichte mit Blake und mir; da habe ich die andere Person verloren. Verdammt, der Junge hat mir seine Liebe gestanden.
Aus meinen Gedanken reißt mich schließlich irgendein Typ, der da an einem Baum lehnt, mit der Bierflasche in der Hand und mich ganz genau beobachtet. Ich versuche ihn zu ignorieren, sehe absichtlich angestrengt in eine andere Richtung, doch er hat nicht vor, mich einfach weiter gehen zu lassen.
„Na, Süße", lallt er, stößt sich ab und torkelt in meine Richtung. „So spät noch allein unterwegs?"
Ich möchte an ihm vorbei gehen, aber er hält mich auf. Womit ich es langsam mit der Angst zu tun bekomme. Der Mann ist betrunken, der Park so gut wie leer und es ist dunkel. Noch dazu könnte ich nie gegen ihn ankommen. Wieso musste ich auch nur auf so eine bescheuerte Idee kommen, am Abend allein rum laufen zu müssen?
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Knicklichter
Romance"Das heißt, dass wir es lassen sollten", sage ich, auch wenn es mich traurig macht. "Weil wir in einer Stufe sind", stellt Blake fest. Unmerklich schüttel ich den Kopf: "Und weil du du bist und ich nicht damit klarkomme, wenn du mich nochmal verle...