22. Die Anderen sind langweilig

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Die Anderen sind langweilig

Es waren Glücksgefühle und Zweifel, die mich bis spät in die Nacht wach gehalten haben, weswegen ich nun unendlich müde in der Schule sitze. Mein Kopf liegt kraftlos auf der Bank und ich kann bei aller Liebe dem Unterricht nur halbherzig folgen. Doch als es heißt, es werden Partner zugeteilt, werde ich aufmerksam und sehe durch den Raum. Es ist ein Kurs, in dem ich so gut wie niemanden persönlich kenne. Nur Blake sitzt auch hier drin. Der urplötzlich neben mir ist.

„Hi", begrüßt er mich.

Ich sehe ihm stirnrunzelnd entgegen. „Ähm, hi? Was machst du hier?"

Er zeigt quer durch den Raum. „Wir machen Partnerarbeit", erklärt er, als sei ich blöd. „Du solltest tatsächlich besser aufpassen."

Ich schüttle aber den Kopf. „Du weißt, was ich meine", erwidere ich also.

„Eigentlich nicht", meint er schulterzuckend, „und auch wenn unsere Gespräche jedes Mal aufs Neue so tiefsinnig sind, müssen wir jetzt beginnen." Er möchte ablenken, sieht in sein Buch, als würde es ihn tatsächlich interessieren, und schreibt dann auch noch etwas auf.

„Hey", stupse ich ihn an,woraufhin er mich grinsend anschaut.

„Okay, okay", er hebt die Hände, lässt dabei seinen Stift fallen und fährt dann fort: „Eigentlich sind die Anderen hier nur langweilig." Er grinst mich breit an.

Mir wird warm ums Herz. „Und ich nicht?"

Er schaut wieder weg. Schulterzuckend erwidert er: „Weiß ich nicht."

Ich weiß nicht, wieso, aber nach diesen Worten, spielt mein Herz verrückt, ich könnte ihn nur noch ansehen und grinse dabei breit. Dabei bemerke ich ganz genau, dass er wieder versucht, sich in das Thema rein zu arbeiten, während er zwanghaft meinen Blick ignoriert, doch letztlich muss er doch zur Seite schauen. „Was?"

Ich spüre, wie mir die Röte ins Gesicht steigt, sehe deswegen auch weg und betrachte das Buch. Den Rest der Stunde gelingt es uns, nur noch über den Unterricht zu reden und beginnen keine peinlichen Unterhaltungen mehr.

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Ich habe gerade meine Sachen eingepackt, möchte den Raum verlassen, als ich merke, dass jemand neben mir läuft und mir ist klar, dass das kein Zufall ist. „Was ist denn los mit dir?", grinse ich, sehe dabei zu Blake, der starr nach vorne sieht.

„Ich wollte dich noch fragen, wer umzieht. Du etwa?", möchte er wissen. Und ich möchte meinen, in seine Worten sogar so etwas wie Sorge heraus zu hören.

„Nein", sage ich deswegen schnell, doch weiß, dass ich Tam nicht verraten werde. „Es ist total unwichtig, wer umzieht."

Während wir weiter laufen, spüre ich den besorgten Blick Blakes auf mir. Doch dann entdecke ich meine Freundinnen und kann mich endlich von ihm verabschieden.

„Na, na, was sehen wir denn da?", höre ich Cara schon von Weiten. Aber irgendwie ist mir das Grinsen vergangen.

„Warum schaust du denn so?", möchte Tam dann sofort wissen, woraufhin ich seufze.

„Blake hat von deinem Umzug mitbekommen, also generell, dass jemand umzieht und jetzt war das gerade eben komisch", erzähle ich, lasse mich danach auf einen Stuhl fallen.

Mit schiefgelegtem Kopf sieht Tam mich an. „Hast du ihm was erzählt?"

Ich verdrehe genervt die Augen. „Natürlich nicht. Was denkst du denn?"

Sie tänzelt auf der Stelle und ich weiß, dass sie einen Plan ausheckt. Es ist die Art, wie sie plötzlich anfängt zu grinsen und mich erwartungsvoll ansieht. „Weißt du, ich denke, vielleicht solltest du ihm erzählen, dass ich es bin, die umzieht."

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