Mein Pferdeschwanz wippt hin und her, als ich am Samstagmorgen die Treppen hinunter laufe. Ich rieche schon das Mittagessen, das in der Küche zubereitet wird, und geselle mich deswegen zu meiner Familie.
„Was macht ihr denn?", frage ich, während ich über die Schultern meines Bruders schiele, der gerade eine Paprika schneidet. In diesem Moment klopft es an unserer Haustür, woraufhin meine Mutter ruft: „Ich gehe schon."
„Nudelauflauf", meint er freudig. Ich schnappe mir eines seiner geschnittenen Stücken und schiebe mir es in den Mund, als meine Mutter zurück in die Küche kommt. Sie sieht etwas verwirrt aus.
„Jules", beginnt sie, „da ist jemand für dich."
Verwundert sehe ich zu ihr, dann zu Andrew. „Wer ist das denn jetzt?", brumme ich, aber mehr zu mir selbst, doch gehe trotzdem Richtung Tür.
Mein Lächeln erstirbt, als ich die Person vor unserem Haus erkenne. Wortlos möchte ich die Tür wieder zu schlagen, doch Blake hält dagegen an und zwingt mich so dazu, ihm zuzuhören: „Jules, bitte, gib mir 'ne Minute." Er sieht mir flehend in die Augen, was mich äußerlich nicht zum Einknicken bringt, doch trotzdem gewähre ich ihm die Chance.
„Diese Minute und keine Sekunde länger."
Er wirkt etwas erleichtert, als ich auf ihn zu komme und die Tür hinter mir schließe. Mit einem zurückhaltendem Lächeln auf den Lippen möchte er wissen: „Wie geht es dir?"
Allein diese Worte bringen mich zum sarkastischen Losprusten. Will er mich denn auf den Arm nehmen?
„Ist das jetzt dein verdammter Ernst? Hör zu, Blake, du kannst mich nicht küssen, dann abhauen, wiederkommen und jetzt bei mir wieder aufkreuzen und so tun, als wäre nichts passiert", werfe ich ihm aufgebracht entgegen, woraufhin er sich die Haare rauft.
„Es tut mir leid, ich wollte nicht, dass -", beginnt er, doch ich unterbreche ihn wütend: „Wolltest du genauso wenig meine Schwester vögeln?" Er sieht aus wie ein Hund, wie er so vor mir steht. Wie ein verdammt armer Hund.
„Das ... das ist schwer -", stammelt er, allerdings rede ich ihm schon wieder dazwischen: „Was? Ist das schwer für dich? Oh, jetzt habe ich aber Mitleid."
Plötzlich wird er lauter. „Es ist ja nicht so, als würde ich das mit dir begreifen", entgegnet er verwirrt, sieht mich an, als würde ich ihn verstehen.
„Weißt du, was ich nicht begreife?", erwidere ich, nach längerem Schweigen, bitter, „wie man so ein elender Bastard sein kann, wie du es bist. Und ich bitte dich eines, lass meine Schwester zufrieden." Mit diesen Worten drehe ich mich um und öffne die Tür.
„Jules", bettelt er, doch ich strecke ihm die Hand entgegen, die signalisieren soll, dass er zu Schweigen hat.
„Nichts Jules, die Minute ist um. Und unsere Zeit auch. Ich hab schon verstanden und bin durch mit dir", damit schließe ich die Tür, auch wenn ich bei seinem leidigem Blick zu heulen beginnen könnte. Ich lehne mich an die geschlossene Tür, höre da noch einen lauten Knall und ein Fluchen, doch dann schalte ich ab, lege meinen Kopf in die Hände und schließe die Augen. Die ich erst wieder öffne, als Andrew mich in den Arm nimmt. Sofort schlinge ich meine Arme um ihn und bemerke meine Mutter, die neben uns steht. Sie greift nach meiner Hand und streicht beruhigend über sie. Nach einer Weile hält mich Andrew vor sich, während er mich eindringlich ansieht.
„Er ist es nicht wert, okay?"
Ich nicke stumm, kann aber die aufsteigenden Tränen nicht unterdrücken.
„Jules, was war das gerade?", ohne Vorankündigung kommt Clara die Treppen runtergestürmt. Ausgerechnet. "Du weißt doch, dass Blake mir gehört." Wir alle sehen sie fassungslos an, als sie mir immer näher kommt. Andrew lässt mich los, womit Clara mir mit voller Breite ihren Finger entgegenstrecken kann. „Du wirst ihn mir nicht wegnehmen, hast du das verstanden? Du hast doch eh gar keine Chance!", ruft sie hysterisch und stürmt mit diesen Worten aus unserem Haus. Selbst das „Clara!" meiner Mutter hält sie nicht davon ab.
Doch stattdessen liegen jetzt wieder die Blicke auf mir, sogar mein Vater ist in den Flur gekommen. Ich seufze, mache mich dann auf den Weg Richtung Wohnzimmer, wo ich mich dann endlich aufs Sofa schmeißen kann.
„War das dein Freund?", fragt meine Mutter, da mir alle drei gefolgt sind. Ich schüttele abwehrend den Kopf.
„Aber du hast dich in ihn verliebt", mutmaßt mein Vater, woraufhin ich lediglich mit den Schultern zucke.
„Was ist das Problem?", fragt meine Mutter sensibel weiter nach.
„Er ist ein Arschloch", erklärt Andrew, „spielt nur mit den Mädchen und behandelt sie wie Mist."
Meine Mutter legt den Kopf schief. „Und steht er bei allen Mädchen anschließend vor der Tür?"
„Was wird das jetzt?", möchte Andrew bissig wissen.
Ich weiß doch selbst nicht, warum er sich jetzt die Mühe gemacht hat, extra zu mir zu kommen. Was bildet er sich ein? Denkt er tatsächlich, dass ich nach seiner Show noch Lust habe, weiter mit ihm was zu unternehmen? Dass ich ihm weiter abkaufe, er wäre tatsächlich gut zu mir und hätte nicht einfach bloß dumme Hintergedanken?
Meine Mutter beginnt etwas zu lachen. „Ich meine ja nur. Vielleicht meint er es ja ernst."
Auch mein Vater grinst. „Jules, auch wenn du uns das wahrscheinlich nicht glaubst, aber wir wissen ungefähr, wovon wir reden. Ich hab es mir damals auch nicht leicht gemacht, eurer Mutter zu trauen, doch siehe da, heute sind wir immer noch verheiratet und haben drei wundervolle Kinder."
Stutzig sehe ich zu ihnen. „Was war mit dir?"
Sie greift nach der Hand unseres Vaters, zeigt dabei ein strahlendes Lächeln. „Ich habe meine Jugend nun einmal voll ausgelebt und mir war nicht nach der großen Liebe, um es vorsichtig auszudrücken."
Andrew und ich sehen uns an und keiner von uns beiden hat mit etwas derartigem gerechnet. Mein Vater räuspert sich und wirft dann dazwischen: „Und was hat Clara damit zu tun?"
„Sie steht auf ihn und nachdem er mit mir abgehangen hat, hat er sich auch noch an sie ran gemacht", erkläre ich ihnen, woraufhin ich sofort erkenne, dass sie das nicht geahnt haben. Ihre Augen weiten sich.
„Nicht euer Ernst", sagt meine Mutter ungläubig.
Doch wir nicken beide.
Nun stimmt uns auch mein Dad zu: „Was für ein Arsch."
Und auch meine Mutter schüttelt verständnisvoll den Kopf. „Das hast du nicht nötig", meint sie, ehe sie sich aufmacht und uns unser Essen auftut. Was ich heute sogar ausnahmsweise mal in dem Wohnzimmer essen darf.
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Kinnas, Knicklichter ist ein Jahr alt! Fuck, mein Baby hat Jahrestag, ist das nicht krass?
Zur Feier des Tages update ich in der nächsten Stunde noch zwei Mal (einfach, weil drei eine schöne Zahl ist, okay?). Yey, ich wusste, ihr freut euch (an alle, die kotzen: Alda, ist mir egal, ich hab gute Laune grad.)
Was sagt ihr zu den Eltern? Und was sagt ihr, zu Blakes plötzlichem Besuch? Findet ihr, Jules reagiert zu krass?
Falls ihr Fragen an mich habt, wegen der Story oder an mich im Allgemeinen: Ich beantworte sie euch alle, also scheut euch nicht, mir zu schreiben. (:
Dann, bis gleich. Noch einen wundervollen Sonntag und eine schöne Woche.
- Cynthia
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Knicklichter
Romance"Das heißt, dass wir es lassen sollten", sage ich, auch wenn es mich traurig macht. "Weil wir in einer Stufe sind", stellt Blake fest. Unmerklich schüttel ich den Kopf: "Und weil du du bist und ich nicht damit klarkomme, wenn du mich nochmal verle...