13. Klärungsbedarf

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Klärungsbedarf

Ich wache am nächsten Morgen alleine auf. Üble Kopfschmerzen, das Gefühl gleich zu kotzen und tiefe Augenringe - das alles bleibt mir erspart. Ein Hoch auf meine Vernunft.

Trotzdem bin auch ich nur ein Mensch, und auch ich bin vor Müdigkeit nicht geschützt. Was weiß ich, wann ich nach Hause kam.

Die Party war echt in Ordnung, auch ohne Alkohol. Cara, Tyler und ich höchstpersönlich haben getanzt, bis uns die Füße weh taten und eigentlich hatten wir auch noch beschlossen, dass Cara nach Ende der Party zu mir mit kommt, allerdings hatte sich herausgestellt, dass Tyler ungefähr den gleichen Weg hat und so ist es nicht schwer, zu erraten, wohin sie lieber gegangen ist. Ich musste nur kopfschüttelnd grinsen, als sie zusammen davon liefen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber auch noch nicht mit einer Silbe dran gedacht, dass ich nun den ganzen Weg bis zu mir nach Hause alleine zurücklegen muss. - Ich war noch nie so schnell zu Hause wie in dieser Nacht.

Jetzt aber trotte ich im Schneckentempo Richtung Bad. Wie habe ich es eigentlich aus dem Bett geschafft? Und vorallem: Wieso?
Ich drücke die Türklinke des Bades nach unten und trete in den Raum.

Was will ich überhaupt hier?

In der Hoffnung, dass es mir noch einfällt, drehe ich mich dreimal um mich selbst, gähne einmal kräftig, doch begreife dann, dass es sinnlos ist.

Also drehe ich nur den Wasserhahn auf und wasche mir das Gesicht.

Tamara.

Es will mir nicht aus dem Kopf gehen, dass sie sich von uns distanziert. Ich versteh einfach nicht, warum sie uns nicht erzählt, was los bei ihr ist.
Wir haben uns doch immer alles erzählt, verdammt, wieso änderte sich das momentan?

Wir müssen das klären. Das steht fest.
Und ich werde mir immer sicherer, dass wir das lieber sofort machen sollten, ansonsten entfernen wir uns nur noch weiter und irgendwann ist dieser Abstand vielleicht nicht mehr aufzuholen.

__

Eineinhalb Stunden, ein Toast und gefühlt hundert Lieder später klingelt es an der Tür. Cara, die eindeutig mehr unter der Nacht leidet als ich, steht mit Tamara zusammen vor meiner Tür.

"Was ist denn los?", begrüßt Cara mich. Sie wirkt ein bisschen genervt, vielleicht hatte ich sie ja aus ihrem Schlaf gerissen, während ich mir in Ruhe meine Haare zusammengebunden hatte.

"Kommt erstmal rein", entgegne ich und mache den Weg frei. "Lasst uns hoch gehen."

"Kannst du uns vielleicht erstmal aufklären?", erwidert Tamara müde.

"Gleich"; ich fuchtele mit meinen Händen und scheuche sie die Treppen rauf. Sie schauen mich verstört an und lassen sich nur schwer vorwärts treiben. Allerdings kommen wir irgendwann doch noch in meinem Zimmer an.

"Setzt euch", biete ich ihnen an. Sie setzen sich also auf meine Bettkante, ich mache es mir auf dem Boden gemütlich.

"Also?", fragt Cara ungeduldig.

Ich seufze, während ich meinen Blick zum Boden gleiten lasse. "Es geht um uns", nuschele ich und blicke wieder auf. "Es geht um Tamara."

Tams Augen weiten sich, dann scheint etwas in ihr zu klicken und sie springt auf. So schnell können wir gar nicht schauen, wie sie an der Tür ist. "Lasst mich", zischt sie.

Doch noch bevor sie verschwinden kann, stehen wir neben ihr. Fest entschlossen, das jetzt zu klären, halten wir sie und ziehen sie zurück. "Wir wollen dich aber nicht lassen. Wir wollen dich verstehen", rede ich ruhig auf sie ein.

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