34. Endgültige Worte

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Endgültige Worte

Meinem Bruder habe ich noch schnell durch geschrieben, dass er nicht auf mich zu warten braucht, da ich mit Cara direkt von der Schule aus ins Center gehen werde. Wir dachten uns, ehe es noch später wird, verbringen wir lieber gleich den gesamten Nachmittag zusammen. Und so ein bisschen Ablenkung kann ja auch mal nicht schaden.

Also verlassen wir gerade das Schulgelände, da fragt sie sofort: „Nun, komm schon. Ich hab den ganzen Tag gewartet, jetzt möchte ich endlich wissen, was gestern los war."

Ich seufze und meide jeglichen Augenkontakt. Irgendwie komme ich mir hart vor, ihn immer noch zu ignorieren; dabei weiß ich es doch besser. Das zieht mich runter.

„Okay", beginne ich, „nach der Party hat er wohl die ganze Nacht durch gesoffen und stand dann gestern morgen vor meiner Tür. Cara, er meinte, er hat tatsächlich Gefühle für mich entwickelt, aber dass ihn das alles verwirrt. Weißt du, er kommt darauf nicht klar. Und deswegen hat er mit Clara geschlafen und deswegen war er auch weg. Kannst du dir vorstellen, wie ich mich fühle?"

Ich spüre ihren Blick auf mir. „Aber, dass er sich wohl in dich verliebt hat, ist doch nichts Neues, oder?"

Überrascht drehe ich mich zu ihr. Natürlich ist das was Neues. Blake verliebt sich doch nicht. Und vor allem nicht in mich. „Was meinst du?", hake ich deswegen nach, woraufhin sie zu schmunzeln beginnt.

„Ach, Liebes", säuselt sie, „hast du Blake je schon einmal mit einem Mädchen abhängen sehen, dass er nicht am gleichen Abend noch flach gelegt hat?"

Das bringt mich zum Schweigen. Nein, aber was gedacht, habe ich mir dabei nie. Es wäre nur, weil er Mitleid mit mir hatte, habe ich mir gesagt. Und dann habe ich ihn ja eigentlich nach der Hilfe beim Umzug gefragt.

„Dass er sich verliebt hat, hat er ja gar nicht gesagt", bedenke ich sie, doch das schmettert sie sofort wieder nieder.

„Das ist ein Junge, der gibt so etwas nicht so einfach zu." Kurz darauf fügt sie hinzu: „Wie hast du reagiert? Heute morgen schien es nicht, als wäre etwas besser."

Unsicher kaue ich auf meiner Lippe herum. Konnte sich ein Bad Boys tatsächlich in mich verlieben? Die Erkenntnis, dass er nie durch und durch einer gewesen war, war mir doch schon früher gekommen, aber sich zu verlieben, ist noch einmal eine ganz neue Dimension. Und das übersteigt meine Vorstellungskraft tatsächlich bei Weiten. „Ich habe ihn nach Hause geschickt", gestehe ich, „und ich würde es wieder tun."

Unbeholfen fährt sie sich durch die Haare, kommt aber nicht mehr dazu, mir zu antworten. Denn genau in diesem Moment höre ich, dass jemand meinem Namen ruft. „Jules", kommt es erneut, doch diesmal näher. Blake kommt angerannt, er schnauft etwas, als er meint: „Endlich."

Abwartend sehe ich ihn an. Was will er denn jetzt noch? Vielleicht kommt ja nun der Teil, indem er mir klar macht, dass er gestern nur betrunken war. So brauche ich mir keine Gedanken mehr machen, alles wäre geklärt und wir könnten unsere Leben ruhig weiter leben.

Unsinn, so schnell könnte ich auf keinen Fall weiter machen, als wäre nichts gewesen.

„Können wir reden?", fügt er hinzu, sieht dabei kurz zu Cara, doch dann wieder zu mir.

Schulterzuckend sehe ich ihn an. „Leg los."

„Allein", betont er seinen Wunsch, woraufhin Cara sich einmischt: „Geht das klar?"

Wieder gehen meine Schultern nach oben. Normalerweise würde ich sofort sagen, dass wir keine Geheimnisse voreinander hätten und mich so vor jedem Gespräch gedrückt, aber hier geht es um Blake; einem Jungen, der mir schon viel zu viel bedeutet. „Von mir aus", gebe ich von mir, klinge aber nicht besonders überzeugt dabei. Deswegen wohl sieht sie mir noch einmal genau in die Augen, ehe sie sich ein paar Meter von uns entfernt, um uns so Zeit und Ruhe zu geben. Dann erst dringen meine fragenden Blicke zu ihm.

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