Knicklichter

6. Naiv

Naiv

Leise klopfe ich bei Andrew an und öffne dann die Tür. "Hey, hast du Lust nochmal an einen See zu fahren?"

Er richtet sich auf. "Wo willst du denn hin?"

"Naja, einfach an einen See. Tam und Cara sind auch da. Und Clara will vielleicht auch mit", erkläre ich ruhig.

"Ach, ich weiß nicht", stöhnt er. "Muss Clara denn unbedingt mitkommen? Du weißt, ich hätte sonst gar kein Problem."

Ich ziehe einen Schmollmund und gehe dann zu seinem Bett, wo ich mich erstmal draufsetze. "Du kannst mich jetzt nicht mit ihr alleine dahingehen lassen. Ganz ehrlich, die war den ganzen Tag schon wieder scheiße. Draußen war so schönes Wetter und was habe ich gemacht? Ich musste mich mit Vollpfosten wie Milo und Blake rumschlagen. Jetzt lass mich bitte nicht im Stich", jammere ich.

Wirklich, ich hätte nie erwartet, dass ein Tag derart scheiße sein kann. Und, auch wenn ich es mir nicht unbedingt ammerken lasse, so tun mir die ständigen Dissaktionen von Clara schon weh. Ich verstehe einfach nicht, wieso sie mich immer so bloßstellen muss. Was ich ihr getan habe.

Genervt rollt er mit den Augen und antwortet dann: "Ja, ist ja gut. Warte kurz."

Sofort fange ich an zu grinsen und umarme ihn dann ganz fest. "Danke, danke, danke."

Er lacht auf und knuddelt mich zurück. "Ja, ja."

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"Ich darf also fahren, ja? Das war ja klar", grinst Andrew, als wir vor seinem Auto stehen.

"Naja, du kannst ja auch Clara deine Schlüssel geben, wenn es dich nervt", antworte ich und grinse schelmisch.

Der Blick, den ich danach von ihm kassiere, ist köstlich. Seine Augen weiten sich und empört sagt er: "Nur über meine Leiche würde ich ihr mein Baby anvertrauen."

Ja, und das wusste ich.

"Ey, ich stehe auch noch hier, ja? Scheiß Kindergartenkinder. Ernsthaft, ich glaube, ihr wurdet damals vertauscht. Unmöglich, dass wir die gleichen Eltern haben", quietscht Clara und wirft ihre Haare, eingebildet wie nur sie es kann, über ihre Schulter.

Allerdings muss ich ihr Recht geben, wie ist es möglich, dass sie von den gleichen Eltern stammt, von denen auch ein so bezaubernder Junge wie Andrew kommt? Ich denke aber, eher sie wurde vertauscht. In unserer Familie gab es noch nie eine Person, die auch nur ansatzweise Züge wie Clara hatte. Jedenfalls keine, die ich kannte.

"Merkst du eigentlich, wer hier das Kindergartenkind ist? Wer hat denn heute bitte sein Schwimmdate abgesagt, nur um sich wie ein justinbiebergeiler Teenie an Blake, als wäre er Justin Bieber persönlich, ranzuschmeißen?" Er lacht kurz auf. "Und wer ist zu blöd, um zu verstehen, dass er absolut nichts von dir will, sondern dich hinter deinem Rücken eher noch schlecht macht und dich absolut lächerlich findet", kontert Andrew und ich bin stolz auf ihn. Weil er einfach immer die passende Antwort parat hat.

Kurz sieht Clara ein wenig betroffen aus, doch dann hat sie wieder ihr typisches, ausdruckloses Pokerface aufgesetzt und steigt in den Wagen. Über das Dach hinweg schenken Andrew und ich uns vielsagende Blicke.

Sobald wir uns auch in das Auto gesetzt haben, fängt Clara an zurückzuzicken. "Weißt du, du hast gar keine Ahnung, was zwischen Blake und mir läuft. Ich bin mir sicher, dass er mir bald seine Liebe gestehen will. Nachdem Jules heute einfach zu blöd war, normal mit Menschen umzugehen und nichts auf die Reihe bekommen hat", ich verdrehe genervt die Augen. Kann das Mädchen nicht einfach ruhig sein? "Da habe ich ihn halt mit hoch genommen und er sah, weiß Gott, nicht so aus, als würde es ihm nicht gefallen. Ich denke, er war froh, endlich von Jules weggekommen zu sein. Sie ist eine miserable Gastgeberin."