Eiskalt betrogen
Ich raufe mir die Haare, als ich am nächsten Morgen früh am Tisch sitze.
„Ist Clara noch im Bett?", fragt meine Mutter, während sie gerade Wasser ansetzt. Andrew und ich tauschen einen Blick miteinander, dann schüttele ich den Kopf.
„Keine Ahnung."
Sie holt drei Tassen aus dem Schrank. „Sie hat sich gestern wohl noch mit Freunden verabredet, aber danach habe ich nichts mehr von ihr gehört", erzählt sie, doch Andrew zuckt nur mit den Schultern.
„Mir hat sie nichts erzählt. Vielleicht solltest du mal einfach ins Zimmer gehen?", schlägt er vor, lässt es aber so klingen, als hätte sie da selbst drauf kommen können. Ist ja auch so.
„Ja, wahrscheinlich", nuschelt sie, hängt noch die Teebeutel in die Tassen, ehe sie aus der Küche eilt. Andrew und ich seufzen genervt, verdrehen die Augen und widmen uns dann wieder unserem Joghurt. Genau in diesem Moment hören wir, wie die Tür geöffnet wird und kurz darauf wieder ins Schloss. Meine Mutter findet irgendwelche überfürsorglichen Worte, doch schließlich kommt Clara alleine zu uns in die Küche. Sie schmeißt ihre Tasche zu Boden, und hat ein Strahlen im Gesicht, das ich schon ewig so nicht mehr bei ihr gesehen habe.
„Was hast du denn genommen?", will Andrew skeptisch wissen. Glücklich seufzend lässt sie sich auf den Stuhl neben uns fallen, doch antwortet noch nicht, stattdessen sieht sie verträumt durch die Gegend.
„Clara?", dränge ich, grinse dabei sogar ein wenig.
Sie sieht mich an, als hätte sie mich erst nach diesen Worten bemerkt. „Hm?", nuschelt sie.
„Was mit dir los ist, wollen wir wissen", erkläre ich lächelnd.
„Hach, Jules", seufzt sie, „ich wusste doch schon immer, dass Blake Gefühle für mich hat." Mein Lächeln wird kleiner.
„Was meinst du?", frage ich nach.
Sie sieht mich strahlend an; mit ihren nächsten Worten jagt sie mein Lächeln komplett aus dem Gesicht. Ich kann nicht glauben, was ich da höre.
„Er hat gestern endlich mit mir geschlafen." Schonungslos, kalt. So wurde mir das einfach ins Gesicht gefeuert.
Gerade beginnt das Wasser zu pfeifen, Andrew ruft durchs Haus, dass unsere Mutter sich mal darum kümmern soll, daraufhin kommt sie in die Küche und meint: „Da hab ich das tatsächlich vergessen." Sie stellt uns schließlich die Tassen auf den Tisch, Clara strahlt immer noch, doch in mir lebt nur die Leere. Ich komme mir so blöd vor. Da habe ich mir tatsächlich kurzzeitig eingebildet, irgendwas hätte sich verändert. Doch stattdessen sucht er sich schon neue. Er macht weiter, wie er es auch vor mir gemacht hat. Er lebt seinen Bad Boy wieder aus. Doch warum musste er sich unbedingt meine Schwester von allen aussuchen?
Andrew sieht mich besorgt an. „Alles gut?"
Ich nicke. „Klar."
Verwirrt sieht Clara zwischen uns beiden hin und her. „Wieso sollte es auch anders sein?"
Sie hat recht: Wieso sollte es anders sein? Ich sollte mich hier nicht von etwas runter ziehen lassen, was von Anfang an klar war. Und schließlich hatte ich mich eigentlich ja auch noch nicht mal verliebt.
__
„Das kann doch nicht sein Ernst sein", ruft Tamara aufgeregt, nachdem ich ihr von den Neuigkeiten zwischen Blake und Clara erzählt habe. „Will der uns eigentlich komplett verarschen?", beschwert sie sich weiter, „da macht der einen auf besten Freund am Wochenende und jetzt schiebt der so eine Nummer. Was denkt der denn, wer er ist?"

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Knicklichter
Roman d'amour"Das heißt, dass wir es lassen sollten", sage ich, auch wenn es mich traurig macht. "Weil wir in einer Stufe sind", stellt Blake fest. Unmerklich schüttel ich den Kopf: "Und weil du du bist und ich nicht damit klarkomme, wenn du mich nochmal verle...