Kapitel 23 - Teil 2

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Röchelnd komme ich neben dem General und Ash zum Stehen. Dem General scheint meine Erschöpfung völlig gleichgültig zu sein, denn er weist uns an, uns zu dehnen, noch während ich auf meine Knie gestützt um Atem ringe. Die meisten Dehnübungen habe ich mir über die letzten Tage glücklicherweise einprägen können, weshalb General Revinger etwas weniger Grund zum Brüllen hat als sonst. Leider dehnen wir uns nicht die ganze Trainingszeit über. Schon an dem schiefen Mundwinkel des Generals, der erschreckende Ähnlichkeiten zu Ridges bösen Lächeln hat, weiß ich, dass mir das kommende nicht gefallen wird.

„So, dann haben wir das Aufwärmen abgeschlossen. Jetzt kommen wir zu spannenderen Teil", die freudige Erwartung steht in seinem kalten Blick geschrieben. „Wir simulieren eine Kampfsituation. Ihr kämpft ohne Waffen, eure Gaben dürft ihr natürlich einsetzen. Ashrian", er wendet sich Ash zu, „halte dich etwas zurück, der König braucht die Eterin lebendig. Und du", er deutet mit seinem Kinn auf mich, „du kannst auch versuchen wegzurennen, falls dir das gelingt. Allerdings endet der Kampf erst, sobald einer von euch besiegt ist. Aufgeben ist nicht gestattet." Der Blick, mit dem der General mich bedenkt, ist abschätzig, so als erwarte er, dass ich ohne zu zögern aufgeben werde. Ich würde gerne fragen, was es bedeutet, besiegt zu sein – muss ich dafür am Boden liegen oder mich bewusstlos schlagen lassen? – allerdings wage ich es nicht, die Frage zu stellen, aus Furcht, die Antwort könnte schlimmer sein, als das, was ich mir vorstelle. Ich mustere Ash aus meinem Augenwinkel. Er wirkt keineswegs überrascht, sondern scheint genau zu wissen, was seine Aufgabe ist. „Jawohl, General", salutiert er und ich wiederhole seine Worte, allerdings nicht annähernd so überzeugend wie er.

„Geht einige Schritte auseinander und nehmt eure Kampfposition ein", weist er uns an. Mit zittrigen Knien folge ich dem Befehl des Generals. Ash steht etwas von mir entfernt. Sein intensiver Blick ist auf mich gerichtet und seine Lippen verziehen sich zu einem schmalen Grinsen. Ich hebe meine geballten Fäuste schützend vor mich, so wie es mir über die letzte Woche andauernd eingeschärft wurde.

„Gut. Ihr könnt beginnen", die Stimme des Generals dringt mir bis ins Mark und lässt meine Knochen vibrieren. Unangenehme Nervosität legt sich plötzlich über meinen Körper. Ash der mich immer noch mustert wie eine Raubkatze einen Hasen, leckt sich über seine vollen Lippen. Dann täuscht er einen Angriff an. Ich kann nicht anders, als panisch zurückzuweichen. Ash muss meine Reaktion vorhergesehen haben, denn er hat sich nicht wirklich vom Fleck bewegt, sondern beobachtet mich einfach nur lächelnd. „Und was machst du jetzt?", ruft er und hebt seine dunklen Augenbrauen. „Du hast zwei Möglichkeiten und nur eine davon ist eine schlaue Wahl", fügt er immer noch grinsend hinzu. Verdammt. Was soll ich jetzt machen? Ich habe keine Ahnung, ob Ash im Kampf genauso gut ausgebildet ist wie Caelan. Soll ich versuchen, ihn anzugreifen oder wie der General meinte, wegrennen, solange ich dazu fähig bin? Ich blicke mich hilflos um. Die verschiedenen Abschnitte der Gärten strahlen in allen Farben, aber eine Idee, wie mir das helfen soll, Ash zu besiegen, kommt mir dadurch nicht.

Vom plötzlichen Mut getrieben – oder ist es eine Mischung aus Verzweiflung und Dummheit? – mache ich einen Schritt auf Ash zu. Meine Hände immer noch vor meinem Körper, um mich vor einem Angriff schützen zu können. Seine erhobenen Augenbrauen zeigen mir, dass er diese Reaktion nicht von mir erwartet hätte. Davon angestiftet, wage ich einen weiteren Schritt. Ash beobachtet jede meiner Bewegungen genau, bleibt allerdings reglos stehen. Dann fasse ich meinen ganzen Mut zusammen und stürme los. Kurz bevor ich bei ihm bin, hole ich mit meiner rechten Faust aus. Ich ziele auf seinen Bauch und für einen klitzekleinen Moment glaube ich sogar, dass ich treffe. Doch dann weicht Ash einen Schritt zur Seite aus. Meine Faust geht ins Leere. Dann spüre ich eine Hand auf meinen Rücken, ohne viel Kraft drückt sie gegen mich, sodass ich mein Gleichgewicht verliere. Ich stolpere nach vorne und lande mit einem Gesicht vorwärts im Gras. Der Schlag, mit dem ich auf dem Boden aufkomme, hallt durch meinen Körper und lähmt mich für einen Augenblick. Obwohl Ash den Kampf in diesem Moment mit Leichtigkeit gewinnen kann, sieht er mir nur grinsend dabei zu, wie ich mich aufrapple. „Das war nicht die schlaue Wahl", kommentiert er schmunzelnd und ich muss meine Zähne zusammenbeißen, um ihm nicht auch noch eine schnippische Antwort entgegenzuwerfen.

Das letzte Juwel - die Chroniken von KryniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt