Ein Neuanfang auf leisen Sohlen

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Der Herbstwind spielte mit den bunten Blättern, die auf dem Parkplatz verstreut lagen, und die Sonne begann langsam, hervor zu kommen. Es war diese magische Zeit des Tages, wenn die Welt in ein warmes, goldenes Licht getaucht wird, das jede Begegnung ein wenig bedeutungsvoller erscheinen lässt.

Florentina und Phil standen sich gegenüber, beide mit einem Lächeln im Gesicht, das mehr bedeutete, als es auf den ersten Blick schien. Die Stille zwischen ihnen war nicht unangenehm, sondern voller unausgesprochener Worte, die sie beide nicht auszusprechen wagten. Florentina genoss diesen Moment – eine kleine Pause zwischen dem Alltag und dem  Tag. Doch gleichzeitig fühlte sie ein leichtes Ziehen in ihrer Brust. Morgen würde sie frei haben, aber Phil hatte Dienst. Das bedeutete, dass sie sich erst in ein paar Tagen wiedersehen würden – es sei denn, sie würden sich zufällig beim Joggen über den Weg laufen. Und genau das war es, was Phil jetzt ansprach.

"Magst du morgen mitkommen zum Joggen?" fragte er, und seine Stimme durchbrach sanft das Schweigen. Florentina hob den Kopf, überrascht von dem Vorschlag, aber sofort begann ihr Gesicht zu strahlen, und ihre Augen funkelten vor Freude. Sie hatte gehofft, ihn bald wiederzusehen, aber dass er sie einlud, gemeinsam Zeit zu verbringen, kam unerwartet.

"Sehr gerne!" antwortete sie sofort, ein Lächeln zog sich über ihre Lippen, das sie nicht zurückhalten konnte. Sie wollte mehr Zeit mit ihm verbringen, aber bis jetzt hatte sich nie die Gelegenheit ergeben, außerhalb der Arbeit miteinander Zeit zu verbringen. Doch jetzt schien sich alles zu ändern.

"Gleiche Zeit wie gestern?" schlug Phil vor und bezog sich auf die Zeit, die sie vor ein paar Tagen zufällig zusammen beim Joggen verbracht hatten. Es war ein ungeplantes Treffen gewesen, aber es hatte sich so natürlich und einfach angefühlt, dass beide sich danach irgendwie näher gekommen waren.

Florentina nickte, die Erinnerung an diesen Tag machte sie warm ums Herz. "Ja, das passt perfekt!" sagte sie und bemerkte, wie sich eine freudige Aufregung in ihr ausbreitete.

"Passt, dann bis morgen!" verabschiedete sich Phil mit einem letzten Lächeln.

"Bis morgen!" antwortete Florentina und konnte die Vorfreude kaum verbergen.

Sie standen einen Moment lang einfach da, beide unsicher, wie sie sich nun voneinander verabschieden sollten. Normalerweise endeten ihre Gespräche vor der Wache mit einem einfachen „Bis dann" oder „Schönen Tag", aber heute war etwas anders. Gerade als Florentina sich umdrehen wollte, um zu ihrem Auto zu gehen, kam Phil noch einmal auf sie zu. Bevor sie wusste, was geschah, hatte er sie in seine Arme gezogen und drückte sie sanft an sich.

Florentina hielt den Atem an. Es war keine lange, umständliche Umarmung, sondern eine, die genau im richtigen Moment kam und genau die richtige Länge hatte. Sie konnte Phils Wärme spüren, und für einen Augenblick vergaß sie alles um sich herum. Ihr Herz klopfte schneller, und als er sich schließlich löste und mit einem Lächeln in sein Auto stieg, blieb sie wie angewurzelt stehen.

Er fuhr davon, winkte ihr noch kurz zu, bevor er um die Ecke verschwand. Florentina stand da, das Lächeln noch auf ihren Lippen, und realisierte gerade, was passiert war. Phil hatte sie einfach umarmt. Ohne Vorwarnung, ohne irgendein Wort. Einfach so. Sie konnte es kaum fassen. Sie hatte schon seit einiger Zeit das Gefühl, dass zwischen ihnen etwas Besonderes war, aber dass er den ersten Schritt gemacht hatte, überraschte sie doch.

„Was hat das zu bedeuten?" fragte sie sich leise, während sie sich langsam zu ihrem Auto begab. Ihre Gedanken rasten, während sie den Schlüssel ins Schloss steckte und schließlich auf den Fahrersitz sank. Noch immer spürte sie die Umarmung auf ihrer Haut, als wäre sie erst gerade passiert.

Mit einem Seufzen startete sie den Motor und fuhr los. Doch anstatt direkt nach Hause zu fahren, nahm sie eine andere Richtung. Sie hatte sich schon vor ein paar Tagen einen Termin bei ihrer Therapeutin geben lassen. Eigentlich hatte sie ihn fast vergessen, doch jetzt erschien er ihr wichtiger denn je. Sie brauchte jemanden, mit dem sie über all das reden konnte – über die Gefühle, die sie für Phil hatte, und über die Unsicherheit, die diese unerwartete Umarmung in ihr ausgelöst hatte.

Als sie bei ihrer Therapeutin ankam, fühlte sie sich leicht nervös. Sie war nicht sicher, ob sie ihre Gefühle richtig interpretierte oder ob sie sich nur etwas einbildete. Konnte es wirklich sein, dass Phil mehr für sie empfand? Und was bedeutete das für ihre Freundschaft?

Die Praxis von Frau Gruber war ein ruhiger Ort. Die Wände in sanften Farben gestrichen, dezentes Licht, und leise Klaviermusik im Hintergrund sorgten für eine beruhigende Atmosphäre. Florentina nahm Platz und wartete, während sie versuchte, ihre Gedanken zu sortieren.

„Florentina, kommen Sie bitte herein", hörte sie schließlich die sanfte Stimme ihrer Therapeutin. Sie stand auf und betrat das vertraute Zimmer, in dem sie schon viele Stunden verbracht hatte, um über ihre Ängste und Sorgen zu sprechen.

„Wie geht es Ihnen heute?" fragte Frau Gruber, als sie sich auf den Sessel setzte.

Florentina atmete tief durch. „Es ist viel passiert", begann sie. „Eigentlich geht es mir gut, aber ich bin auch verwirrt." Sie schilderte ihrer Therapeutin die Ereignisse des Tages, von dem gemeinsamen Dienst mit Phil bis hin zu der überraschenden Umarmung. Während sie sprach, bemerkte sie, wie sich die Knoten in ihrem Inneren allmählich lösten. Es tat gut, all das auszusprechen.

„Es klingt so, als hätten Sie starke Gefühle für Phil", sagte Frau Gruber nachdenklich, als Florentina geendet hatte. „Was denken Sie, wie er sich fühlt?"

„Ich weiß es nicht", antwortete Florentina ehrlich. „Ich habe das Gefühl, dass er mir näherkommen möchte, aber ich bin mir nicht sicher. Vielleicht interpretiere ich auch zu viel hinein."

„Es ist verständlich, dass Sie sich unsicher fühlen", sagte Frau Gruber mitfühlend. „Aber vielleicht wäre es gut, mit ihm darüber zu sprechen, wie Sie sich fühlen. Oft können wir Missverständnisse ausräumen, indem wir offen und ehrlich sind."

Florentina nickte langsam. „Vielleicht haben Sie recht", sagte sie nachdenklich. „Aber ich weiß nicht, ob ich schon bereit bin, diesen Schritt zu gehen."

„Das müssen Sie auch nicht sofort tun", beruhigte Frau Gruber sie. „Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen. Aber vergessen Sie nicht, dass klare Kommunikation oft der Schlüssel ist, um Beziehungen zu vertiefen."

Als Florentina später nach Hause fuhr, fühlte sie sich ein wenig leichter. Der morgige Tag würde spannend werden, nicht nur wegen des Joggens mit Phil, sondern auch wegen der neuen Möglichkeiten, die sich vielleicht auftun würden. Sie war neugierig, wohin dieser Weg sie führen würde, und auch wenn sie noch nicht alle Antworten hatte, war sie bereit, die nächsten Schritte zu gehen.

Herzschlag der Stille // ASDS Fanfiction //Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt