Zwischen Dunkelheit und Licht

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Florentina wirft einen schnellen Blick auf ihren geschundenen Körper und spürt sofort den Schmerz und die Realität ihrer Situation. „Es ist wirklich passiert...", murmelt sie, während sie ihre Hände prüfend über die Verbände streicht. Dann richtet sie ihren Blick auf Phil, ihre Augen voller Unsicherheit. „Was ist passiert?", fragt sie, ihre Stimme schwach, als sie versucht, die Puzzleteile zusammenzusetzen.

Phil atmet tief ein, seine Gedanken rasen. „Ich... ähm... an was kannst du dich noch erinnern?", fragt er sanft und versucht, ihr die Zeit zu geben, sich zu sammeln. Florentina strengt sich an, doch die Erinnerungen sind verschwommen und fragmentiert. Schließlich huscht ein kleines Lächeln über ihr Gesicht, als sie einen vertrauten Moment zurück ins Gedächtnis ruft. „Ich erinnere mich, dass wir joggen waren. Es war schön, anstrengend, aber schön."

Phil nickt und lächelt kurz, während er weiterhin ihre Hand hält, doch Florentina fährt fort. „Und dann wollte ich mein Motorrad in die Garage stellen, es für den Winter fertig machen. Ich stand an einer roten Ampel, als plötzlich alles schwarz wurde...", sagt sie, ihre Stirn in Falten, als sie versucht, mehr herauszufinden. Ihre Augen treffen Phils, und in ihnen spiegelt sich die Frage wider: Was ist danach passiert?

Phil schluckt, nimmt ihre Hand fester und spricht mit einer sanften, aber ernsten Stimme. „Du wurdest angefahren, von einem betrunkenen Herrn. Zeugen haben berichtet, dass er dich von hinten erfasst hat. Du wurdest mitgeschleift, als sein Auto dich mitriss, bis er schließlich zum Stillstand kam." Er macht eine Pause und ringt um Fassung, die Emotionen übermannen ihn. Die schrecklichen Bilder des Unfalls sind noch frisch in seinem Kopf. „Franco und ich waren im Dienst an diesem Tag. Wir waren direkt vor Ort... Du hattest großes Glück, aber..." Seine Stimme bricht ab. Er kann die Tränen nicht länger zurückhalten. „Ich hatte solche Angst, dich für immer zu verlieren...", fügt er leise hinzu, während ihm Tränen über die Wangen laufen.

Florentina sieht ihn an, erkennt den Schmerz, den er durchlebt hat, und plötzlich kommt die Erinnerung zurück. Da war ein harter Aufprall, das schrille Kreischen von Bremsen, und dann viele Stimmen, alles verschwamm, bevor es ruhig wurde. Diese tiefe Stille, die fast Frieden brachte. „Ich bin noch hier. Es geht mir gut. Du wirst mich nicht verlieren, Phil. Ich bleibe bei dir!", sagt sie mit einer Überzeugung, die sie selbst überrascht, und lächelt ihn beruhigend an. Doch tief in ihrem Inneren weiß sie, dass dies nur der Anfang eines langen Weges der Heilung ist. Sie wird eine Weile ausfallen, das ist ihr klar. Und ebenso weiß sie, dass ihre Narben nun offengelegt sind – sowohl die äußeren als auch die inneren.

„Warst du die ganze Zeit hier?", fragt sie schließlich, als sie realisiert, wie lange sie bewusstlos gewesen sein muss.

„Jeden Tag... ja", antwortet Phil, ohne zu zögern. Seine Hingabe ist in seinen Augen zu erkennen.

Florentina ist überwältigt von dieser Antwort. Sie hätte nie gedacht, dass jemand so lange bei ihr bleiben würde. Schließlich weiß sie, wie anstrengend Phils Job als Notarzt ist. Nach den langen Schichten sind die meisten Kollegen oft zu erschöpft, um irgendetwas anderes zu tun, geschweige denn die Nacht in einem Krankenhaus zu verbringen. Doch Phil war bei ihr geblieben – die ganze Zeit.

„Danke, Phil...", sagt sie leise, ihre Stimme von tiefer Dankbarkeit durchdrungen. Sie nimmt seine Hand, schwach, aber fest. „Aber wie lange war ich weg?", fragt sie schließlich, ihre Augen forschend.

Phil wird still. Wie sollte er ihr das erklären? Eine ganze Woche im Koma klingt vielleicht nicht wie viel, angesichts ihrer schweren Verletzungen. Doch Florentina hatte bereits Schlimmeres erlebt. Während ihrer Zeit im Militär war sie mehrfach schwer verletzt worden, und ihre Erinnerungen an die Zeit im Krankenhaus sind von schmerzhaften Verlusten und Trauer überschattet – besonders der Verlust ihres Adoptivvaters Alex, der bei einem Angriff getötet wurde. Phil befürchtet, dass die Antwort nur negative Erinnerungen in ihr wecken könnte.

Er nimmt einen tiefen Atemzug und spricht vorsichtig. „Eine Woche... Du warst eine Woche bewusstlos, Florentina." Er beobachtet sie genau, sucht in ihren Augen nach einer Reaktion. Doch Florentina bleibt ruhig, ihre Gedanken arbeiten. 

Herzschlag der Stille // ASDS Fanfiction //Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt