Zwei Striche, ein neuer Anfang

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Florentina starrte auf die beiden Schwangerschaftstests vor sich, ihr Herz klopfte bis zum Hals. Zwei Striche. Beide waren positiv. Sie blinzelte heftig und schaute erneut hin, als könnte sie so das Ergebnis ändern oder als wäre es ein Irrtum. Doch die Striche blieben, fest und unverändert.„Das kann doch nicht wahr sein", murmelte sie leise vor sich hin. Florentina ließ sich auf den Rand der Badewanne sinken, immer noch mit den Tests in der Hand. Sie spürte, wie ein unaufhaltsamer Strom von Gedanken durch ihren Kopf schoss. Sie und Phil hatten immer aufgepasst. Sie wollten irgendwann Kinder, das war klar, aber doch noch nicht jetzt! Das Letzte, was sie jetzt brauchte, war mehr Stress. In nur wenigen Tagen stand ihre Abschlussprüfung zur Notfallsanitäterin an, der Höhepunkt von allem, worauf sie so lange hingearbeitet hatte. Und jetzt das – sie war schwanger. Wie sollte sie das alles gleichzeitig bewältigen? Und vor allem: Wie sollte sie es Phil sagen?Sie dachte an Phil und seinen tiefen Kinderwunsch. Sie wusste, wie sehr er sich auf den Tag freute, an dem sie Eltern werden würden. Schon oft hatte er erwähnt, wie er sich darauf freute, ein kleines Bündel in seinen Armen zu halten, das beide ihr Leben bereichern würde. Doch sie hatten sich darauf geeinigt, dass es noch Zeit hatte. Erst wollte Florentina ihre Ausbildung abschließen und ein paar Jahre Berufserfahrung sammeln, bevor sie das Abenteuer Familie angehen würden.Und nun? Nun zeigte der Test, dass diese Pläne eine Wendung genommen hatten.Florentina hörte plötzlich, wie die Schlüssel im Schloss der Wohnungstür drehte. Panik erfasste sie, als sie die Tests hastig in eine Schublade legte und eilig ins Schlafzimmer zurückkehrte. Gerade noch rechtzeitig warf sie sich unter die Decke, als die Tür leise aufging. Phil trat in den Raum, sah erschöpft und ausgebrannt aus. Seine Schultern hingen müde nach unten, und die Dunkelheit unter seinen Augen sprach von einer langen, anstrengenden Nachtschicht.Trotz seiner Müdigkeit zauberte ihm der Anblick von Florentina ein Lächeln auf die Lippen. „Hey", sagte er leise, zog sich schnell um und kuschelte sich neben sie ins Bett. „Es tut gut, endlich zu Hause zu sein."Florentina erwiderte das Lächeln schwach, ihre Gedanken schwirrten noch immer um die zwei Striche. „Ja, ich bin auch froh, dass du da bist", flüsterte sie und strich ihm sanft über den Arm. Er legte einen Arm um sie, drückte sie an sich, und kurz darauf war er bereits eingeschlafen. Sein Atem wurde tief und gleichmäßig, während sie in seinen Armen lag, wach und voller Gedanken.In dem Moment, als sie Phil so friedlich daliegen sah, schoss ihr die Frage durch den Kopf: Sollte sie es ihm jetzt sagen? Jetzt, wo er so ausgelaugt war? Nein, das konnte sie nicht. Sie musste es selbst erst einmal verarbeiten, bevor sie es ihm erzählen konnte. Außerdem wollte sie sicher sein. Florentina schlich sich aus dem Bett, so leise wie möglich, um Phil nicht zu wecken. Sie nahm ihr Handy und ging ins Wohnzimmer, wo sie sich in die Couch setzte. Ihre Finger zitterten leicht, als sie die Nummer ihrer Frauenärztin eintippte. Sie warf einen letzten Blick auf die Uhr – es war noch früh am Morgen, aber die Praxis hatte bereits geöffnet.„Frauenarztpraxis Dr. Schneider, guten Morgen", meldete sich die freundliche Stimme der Empfangsdame. Florentina zögerte einen Moment, bevor sie antwortete: „Guten Morgen, hier ist Florentina Meier. Ich... ich glaube, ich bin schwanger. Können Sie mir bitte einen Termin geben?"Die Stimme am anderen Ende klang ruhig und gelassen. „Natürlich. Wann passt es Ihnen denn am besten?"Florentina fühlte sich wie in einem Traum. „So schnell wie möglich, bitte. Vielleicht heute?"Die Empfangsdame schaute im Kalender nach. „Ja, heute um 15 Uhr hätten wir noch einen freien Termin."Florentina atmete erleichtert auf. „Das ist perfekt. Vielen Dank."Nachdem der Termin bestätigt war, legte sie auf und ließ sich zurück in die Couch sinken. Ihr Herz hämmerte immer noch, aber nun fühlte sie sich etwas klarer. In ein paar Stunden würde sie Gewissheit haben, ob die Tests wirklich richtig waren.Sie kehrte leise ins Schlafzimmer zurück und legte sich wieder neben Phil. Er schlief tief und fest, nichts ahnend von den Neuigkeiten, die Florentina beschäftigten. Sie sah ihm einen Moment lang zu und lächelte schwach. „Wie werde ich dir das nur sagen?", fragte sie sich lautlos.
Die Stunden zogen sich endlos hin, bis es endlich Zeit war, zur Frauenärztin zu fahren. Phil schlief noch immer, als Florentina leise die Wohnung verließ und sich auf den Weg machte. Sie fuhr mit der Straßenbahn, denn sie wollte die Gelegenheit nutzen, um ihre Gedanken zu ordnen. Immer wieder griff sie in ihre Tasche, wo die beiden Tests verstaut waren, als wollte sie sich vergewissern, dass sie noch da waren.In der Praxis angekommen, musste sie nicht lange warten. Die Empfangsdame begrüßte sie freundlich und führte sie kurz darauf ins Untersuchungszimmer. Dr. Schneider, eine erfahrene und sympathische Frau Mitte 50, lächelte ihr beruhigend zu. „Schön, dass Sie da sind. Sie sagten, Sie vermuten eine Schwangerschaft?"Florentina nickte nervös und holte tief Luft. „Ja, ich habe zwei Tests gemacht, und beide waren positiv."Dr. Schneider nickte verständnisvoll. „Das ist schon ein deutlicher Hinweis. Aber lassen Sie uns sicher sein." Sie bat Florentina auf die Liege, und nach einem kurzen Ultraschall wurde es Gewissheit. „Herzlichen Glückwunsch", sagte Dr. Schneider mit einem Lächeln, als sie den winzigen Punkt auf dem Monitor zeigte. „Sie sind tatsächlich schwanger, etwa in der sechsten Woche."Florentina starrte auf den Bildschirm und spürte, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten. Es war echt. Sie war wirklich schwanger. „Danke", flüsterte sie und strich sich über den Bauch. „Danke."
Als sie später nach Hause kam, war Phil bereits wach und saß mit einer Tasse Kaffee am Küchentisch. „Da bist du ja", sagte er lächelnd. „Wo warst du denn?"Florentina spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte.

Herzschlag der Stille // ASDS Fanfiction //Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt