Der Einsatzmarathon beginnt

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Die Tage vor Weihnachten waren für Phil und Florentina so anstrengend, wie sie es in den letzten Jahren erlebt hatten. Der Dezember hatte das Rettungsteam voll gefordert. Einsätze häuften sich, Menschen waren gestürzt, hatten sich bei den Vorbereitungen für das Fest verletzt oder waren beim Dekorieren gefallen. Es schien, als ob die Weihnachtszeit mit ihrer Freude und Hektik mehr Unfälle verursachte als jede andere Zeit im Jahr.

Weihnachten

Endlich war der 24. Dezember gekommen. Weihnachten. Auf der Wache herrschte eine feierliche Stimmung, trotz der vielen Einsätze der letzten Tage. Der Rettungsdienstleiter hatte ein Weihnachtsessen organisiert, und das Team versammelte sich, um zumindest für einen Moment den Geist der Feiertage zu genießen. Auch Phil und Florentina, die den Nachtdienst vom 24. auf den 25. Dezember übernommen hatten, fühlten sich trotz ihrer Müdigkeit von der festlichen Stimmung getragen.In der Wache war alles festlich dekoriert. Ein großer Weihnachtsbaum schmückte den Aufenthaltsraum, Lichterketten hingen von den Wänden und in der Küche duftete es nach den köstlichen Gerichten, die der Rettungsdienstleiter für das Team organisiert hatte. Die Feiernden lachten, während sie sich unterhielten und sich über die festliche Dekoration freuten.Florentina stand jedoch nicht mit den anderen am Tisch, sondern draußen im Schnee. Sie hatte eine kleine Kerze entzündet und hielt sie in der Hand, während sie in die klare Nacht hinausblickte. Der Himmel war voller funkelnder Sterne, und der Schnee, der leise fiel, verstärkte das Gefühl von Stille und Besinnlichkeit. Sie zog tief die kalte, klare Luft ein und spürte die Kälte auf ihrer Haut.Plötzlich trat Phil neben sie. „Was machst du da?", fragte er neugierig und blickte auf die Kerze in ihrer Hand.Florentina lächelte sanft und schaute auf das flackernde Licht. „Es ist eine kleine Tradition von mir. Jedes Jahr zu Weihnachten zünde ich eine Kerze an, um an alle Kameraden zu erinnern, die wir verloren haben. Es ist mein Weg, ihnen Respekt zu zollen und sie nicht zu vergessen." Ihre Stimme war ruhig, fast ehrfürchtig.Phil legte den Arm um sie und zog sie näher an sich. „Das ist eine schöne Tradition, Florentina. Es ist wichtig, solche Dinge am Leben zu halten, vor allem in unserem Beruf." Er küsste sie sanft auf die Stirn.Die beiden standen eine Weile schweigend nebeneinander, beobachteten die Sterne, die hell am Himmel funkelten, und lauschten dem leisen Rascheln des Schnees, der unter ihren Füßen knirschte. Es war einer dieser seltenen Momente im Rettungsdienst, in denen Ruhe einkehrte und man die Möglichkeit hatte, zu reflektieren.Sie sahen sich an, lächelten und küssten sich zärtlich, während der Schnee um sie herum fiel. Es war ein kurzer Augenblick der Stille und der Besinnlichkeit, den sie beide inmitten des hektischen Arbeitsalltags zu schätzen wussten.


Doch wie so oft im Rettungsdienst war die Ruhe nur von kurzer Dauer. Kurz nachdem sie wieder ins Warme zurückgekehrt waren und sich an den Tisch zu den anderen setzen wollten, ertönte bereits der nächste Einsatzalarm.„Das war's dann wohl mit dem ruhigen Weihnachtsabend", murmelte Florentina und griff nach ihrer Jacke, während Phil die Einsatzdetails auf dem Display las. Ein Notruf nach dem anderen kam rein. Innerhalb weniger Minuten hatten sie gleich mehrere Meldungen erhalten.Es folgten sechs aufeinanderfolgende Einsätze, ohne eine einzige Pause dazwischen. Zuerst war es ein Mann, der beim Aufhängen der Weihnachtsbeleuchtung vom Dach gefallen war. Dann eine Frau, die in der Küche einen tiefen Schnitt erlitten hatte, während sie das Weihnachtsessen vorbereitete. Anschließend stürzte ein älterer Herr auf dem vereisten Gehweg vor seiner Haustür und erlitt dabei einen schweren Hüftbruch.Einsatz für Einsatz rasten Phil und Florentina durch die verschneiten Straßen der Stadt. Jeder Einsatz erforderte volle Konzentration und körperlichen Einsatz. Der letzte war besonders belastend: Eine ältere Frau war in ihrer Wohnung im sechsten Stock gestürzt und hatte sich das Bein gebrochen. Es gab keinen Fahrstuhl, also mussten Florentina und Phil sie mit vereinten Kräften vorsichtig die schmalen Treppen hinuntertragen.„Ich kann nicht mehr", stöhnte Florentina, als sie endlich unten ankamen und die Patientin im Rettungswagen sicher verstaut hatten. Ihr Arm und ihre Schulter pochten vor Schmerz. Seit ihrem Unfall war sie nicht mehr so stark belastet worden, und nun forderte ihr Körper seinen Tribut.Phil war ebenfalls erschöpft, aber er sah, wie sehr Florentina litt. „Wir sind fast am Ende unserer Schicht, aber du solltest es nicht übertreiben."Florentina lächelte schwach und nickte. „Ich weiß, aber wir haben es geschafft. Die Patientin ist sicher im Krankenhaus und das ist alles, was zählt."Es war kurz vor fünf Uhr morgens, als sie endlich zur Wache zurückkehrten. Ihre Müdigkeit war überwältigend. Phil war erschöpft, Franco sah nicht besser aus, und auch Florentina spürte, wie jeder Muskel ihres Körpers schmerzte. Doch trotz der Müdigkeit hatten sie das Gefühl, dass sie heute einen wertvollen Dienst geleistet hatten.Auf der Wache angekommen, ließ sich Phil auf das Sofa fallen. Florentina setzte sich neben ihn und lehnte sich müde an seine Schulter. Ohne ein weiteres Wort schliefen die beiden eng aneinandergelehnt ein. Auch Oliver und Paul, die ebenfalls erschöpft von ihren Einsätzen zurückgekehrt waren, schliefen in den Sesseln, die im Aufenthaltsraum standen.


Der Morgen brach langsam an, und durch die Fenster der Wache drang das schwache Licht des beginnenden Tages. Der Schnee fiel immer noch leise, und die Welt draußen schien in eine friedliche Stille gehüllt. Im Inneren der Wache herrschte ebenfalls eine ungewöhnliche Ruhe. Das Team war erschöpft, doch der weihnachtliche Frieden, den sie verspürt hatten, war ihnen trotz der Anstrengungen geblieben.Florentina öffnete die Augen und bemerkte, dass sie immer noch an Phil gelehnt war. Er schlief tief und fest, ein sanftes Lächeln auf den Lippen. Sie sah zu ihm auf und fühlte, wie viel ihm dieser Tag bedeutet hatte, trotz der vielen Herausforderungen. Sie war dankbar, dass sie diesen Moment mit ihm teilen konnte.Es war eine harte Nacht gewesen, doch es war auch ein erfüllender Tag gewesen. Sie hatten Menschen geholfen, ihr Leben gerettet und trotz der Müdigkeit das Gefühl, etwas Sinnvolles geleistet zu haben.Langsam löste sie sich von Phil und legte eine Decke über ihn, bevor sie hinaus in den Aufenthaltsraum ging. Franco und Oliver schnarchten leise in ihren Sesseln, und Paul saß immer noch in seinem Sessel neben dem Fernseher, tief in den Schlaf versunken.Florentina trat ans Fenster und blickte hinaus auf die verschneite Stadt. Es war Weihnachten, und obwohl sie die Nacht im Einsatz verbracht hatten, war sie dankbar für das, was sie hatte – ihre Arbeit, ihre Kameraden, und vor allem Phil. Es war ein ungewöhnliches Weihnachten gewesen, doch genau solche Momente machten es für sie zu etwas Besonderem.In Gedanken versunken, drehte sie sich um, als Phil plötzlich hinter ihr stand und sie sanft in die Arme nahm. „Frohe Weihnachten!", flüsterte er ihr ins Ohr und küsste sie auf die Wange.„Frohe Weihnachten, Phil", erwiderte sie lächelnd. „Ich könnte mir keinen besseren Partner für diesen Tag vorstellen."

Herzschlag der Stille // ASDS Fanfiction //Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt