Im Sturm des Lebens

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Die automatische Tür des Krankenhauses glitt lautlos zur Seite, als Phil mit schnellen Schritten in die Notaufnahme trat. Seine Augen suchten nervös den Raum ab, bis er Florentina in einer Ecke sitzen sah, ihren Kopf in die Hände gestützt, mit einem Verband auf der Wange und erschöpften Augen, die zum Boden gerichtet waren. Ein tiefes Gefühl der Erleichterung durchströmte ihn, als er sie sah – sie lebte, sie atmete, sie war da. Aber das war es nicht, was ihn beunruhigte. Es war die Traurigkeit, die er in ihrer Haltung erkennen konnte. Er ging zu ihr hinüber, kniete sich vor sie und nahm ihre Hände sanft in seine. „Hey, wie geht's dir?" fragte er leise, obwohl er die Antwort schon ahnte.Florentina sah auf, ihre Augen glitzerten in der schwachen Beleuchtung der Notaufnahme. „Es geht", murmelte sie, aber ihre Stimme klang brüchig, als ob sie gleich auseinanderbrechen könnte. „Ich bin okay."Phil stand auf und zog sie behutsam auf die Beine. „Komm, lass uns hier raus. Ich hab das Auto direkt vor der Tür geparkt", sagte er, während er ihr den Arm um die Schultern legte. Gemeinsam gingen sie durch die kalten Korridore des Krankenhauses, hinaus in den frostigen Morgen. Die Sonne stand tief am Himmel und schien golden durch die kahlen Bäume, doch die Kälte biss in die Haut und erinnerte daran, dass der Winter in vollem Gange war.Als sie beim Auto ankamen, hielt Florentina plötzlich inne. Ihre Schultern begannen zu zittern, nicht vor Kälte, sondern vor aufkommenden Tränen. Phil öffnete die Autotür, doch bevor sie einsteigen konnte, brach sie plötzlich zusammen. Tränen rollten über ihr Gesicht, und sie schluchzte leise, während sie ihre Hände vors Gesicht schlug. Es war, als ob all der Stress, all die aufgestaute Angst und die Schuldgefühle der letzten Monate in diesem Moment ihren Weg nach draußen fanden.„Ich... ich kann das nicht mehr", stieß Florentina zwischen den Tränen hervor. „Ich fühle mich so schlecht, Phil. Jedes Mal passiert etwas, und jedes Mal musst du dir Sorgen um mich machen. Es tut mir so leid..."Phil stand einen Moment still, bevor er sich neben sie kniete und ihre zitternden Hände in seine nahm. „Florentina, hör mir zu", sagte er sanft, während er ihre Hände festhielt. „Du kannst nichts dafür. Du ziehst solche Situationen nicht absichtlich an, und es liegt nicht an dir, dass diese Dinge passieren. Es ist einfach das Leben, das manchmal härter zuschlägt, als wir es erwarten."Sie schüttelte den Kopf, während die Tränen weiterkullerten. „Aber ich will das alles nicht, Phil. Ich will nicht, dass du immer Angst haben musst, ob ich in Ordnung bin. Du solltest dir keine Sorgen machen müssen, und doch... es passiert immer wieder. Ich will dich nicht belasten."„Belasten?" Phil konnte nicht anders, als den Kopf zu schütteln. „Florentina, du belastest mich nicht. Du bist das Beste, was mir je passiert ist. Natürlich mache ich mir Sorgen, weil ich dich liebe. Das gehört dazu. Liebe bedeutet nicht nur die schönen Momente – es bedeutet auch, dass man sich umeinander sorgt, dass man füreinander da ist, wenn es schwer wird. Und ich werde immer für dich da sein, egal was passiert."Florentina sah ihn an, und für einen Moment schien es, als ob die Welt stillstehen würde. Der Wind um sie herum war kalt, aber die Wärme in Phils Stimme, in seinen Worten, füllte die Leere, die sie so lange in sich gespürt hatte.„Aber...", begann sie zögernd, „was, wenn es nie aufhört? Was, wenn ich immer wieder in solche Situationen komme? Ich will nicht, dass du ständig Angst um mich haben musst."Phil zog sie fest an sich, so fest, dass sie spüren konnte, wie sein Herz gegen ihre Brust schlug. „Es wird nie aufhören, dass ich mir Sorgen um dich mache. Das ist Liebe, Florentina. Aber das heißt nicht, dass du allein bist. Wir gehen durch alles zusammen. Egal, was kommt."Florentina schloss ihre Augen und lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter. Sie spürte den warmen Atem von Phil an ihrem Haar und das sanfte Drücken seiner Arme um ihre Taille. Ein Moment der Ruhe, der Geborgenheit – ein Moment, der sie daran erinnerte, dass sie nicht allein war. Und das, obwohl ihre Gedanken sich oft wie ein Sturm in ihrem Inneren anfühlten.Nach ein paar Minuten löste Phil sich vorsichtig von ihr und sah sie an. „Lass uns nach Hause fahren. Du brauchst Ruhe."Florentina wischte sich die letzten Tränen aus den Augen und nickte, stieg dann ins Auto. Der Weg nach Hause war still, doch es war eine stille Verbundenheit, keine bedrückende Stille. Beide wussten, dass sie sich aufeinander verlassen konnten, egal wie turbulent ihr Leben manchmal war.Zuhause angekommen, half Phil ihr aus dem Auto und führte sie hinein. Florentina fühlte sich erschöpft, körperlich und seelisch, aber sie wusste, dass sie in Phils Gegenwart heilen konnte. „Du solltest dich hinlegen und ausruhen", sagte Phil bestimmt, als er die Tür hinter ihnen schloss.„Ich weiß", antwortete Florentina mit einem schwachen Lächeln, „aber ich muss mich auch für den Nachtdienst fertig machen."Phil blieb stehen und sah sie ernst an. „Florentina, du solltest wirklich eine Pause machen. Du hattest genug für heute. Lass mich das übernehmen. Du brauchst Ruhe."Doch sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich kann das nicht. Es ist unser Job, und ich möchte ihn genauso ernst nehmen wie du. Ich will stark bleiben. Wenn ich jetzt nachgebe, fühlt es sich an, als würde ich aufgeben."Phil seufzte und legte ihr eine Hand auf die Wange. „Es ist okay, sich auszuruhen. Das ist kein Aufgeben. Aber wenn du wirklich unbedingt arbeiten willst, dann gehen wir zusammen. Ich will aber, dass du mir versprichst, dass du auf dich aufpasst."Florentina lächelte ihn an. „Versprochen."Gemeinsam bereiteten sie sich für den kommenden Nachtdienst vor. Trotz der Erschöpfung und der noch frischen Wunden auf ihrem Gesicht fühlte sich Florentina dank Phils Unterstützung ein Stück stärker. Die Welt um sie herum konnte stürmen, aber solange sie Phil an ihrer Seite hatte, wusste sie, dass sie nicht allein war.

Herzschlag der Stille // ASDS Fanfiction //Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt