Kein Entkommen vor dem Abenteuer

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Der Morgen brach klar und kühl an, als Florentina und Phil sich für ihren zweiten Tag in den Bergen bereitmachten. Die Sonne warf goldene Strahlen auf die schneebedeckten Gipfel, und die frische Luft, die durchs offene Fenster der Berghütte hereinströmte, erfrischte die beiden. Nach dem ereignisreichen gestrigen Tag und der überwältigenden Wanderung zum Gletscher waren sie voller Vorfreude auf neue Abenteuer. Heute hatten sie eine kleinere Tour geplant, nicht ganz so anspruchsvoll, aber dafür mit der Möglichkeit, die Schönheit der Natur in vollen Zügen zu genießen.„Bereit für Runde zwei?", fragte Phil lachend, während er seine Wanderschuhe schnürte. Florentina grinste. „Immer bereit, solange ich dich an meiner Seite habe." Sie küsste ihn leicht auf die Wange, bevor sie sich ihren Rucksack über die Schultern warf. Gemeinsam verließen sie die Hütte und machten sich auf den Weg, die morgendliche Stille der Berge auf sich wirken lassend.Der Pfad führte sie durch dichte Wälder und entlang sanfter Hügel, immer wieder mit atemberaubenden Aussichten auf die schneebedeckten Gipfel in der Ferne. Der Wind war frisch, aber nicht unangenehm, und das Lachen der beiden hallte durch die stille Berglandschaft. Während sie sich weiter in Richtung eines beliebten Aussichtspunktes bewegten, hörten sie plötzlich ein lautes Geräusch, das die idyllische Ruhe unterbrach. Es klang wie ein Schrei, gefolgt von dem dumpfen Aufprall von Steinen, die den Hang hinunterrollten. Sofort blieben beide stehen, lauschten angespannt und versuchten, die Quelle des Lärms auszumachen.„Das klang nicht gut", sagte Florentina besorgt und sah Phil an, der bereits seinen Rucksack ablegte und die Umgebung absuchte. „Es muss jemand abgestürzt sein", mutmaßte Phil. „Wir sollten nachsehen."Ohne zu zögern machten sie sich auf den Weg, dem Geräusch nachzugehen. Es dauerte nicht lange, bis sie einen Mann entdeckten, der etwa zwanzig Meter unter ihnen auf einem steilen Felsen lag. Sein Kletterseil war gerissen, und er bewegte sich kaum. Er hatte offensichtlich einen schweren Sturz erlitten.„Da ist er!", rief Florentina und zeigte auf den Verunglückten. „Das sieht ernst aus." Sofort rannte Phil den steilen Hang hinunter, während Florentina über Handy den Notruf absetzte. „Hier ist ein Kletterer abgestürzt, wir brauchen dringend Hilfe!", gab sie an die Leitstelle durch. Während sie auf die Bestätigung der Rettung wartete, war Phil bereits bei dem Mann angekommen.„Hey, können Sie mich hören?", fragte Phil laut, als er den Verletzten erreichte. Der Kletterer stöhnte leise, eine Hand schlaff auf dem Felsen liegend. Florentina kam ebenfalls schnell den Hang hinunter und kniete sich neben den Mann, um die Situation einzuschätzen. Er blutete stark aus einer Kopfwunde und hatte vermutlich multiple Knochenbrüche.„Er atmet noch", stellte Phil erleichtert fest, während Florentina das Erste-Hilfe-Set aus ihrem Rucksack holte. Sie legte dem Mann einen provisorischen Verband an, um die Blutung zu stoppen, und überprüfte dabei seine Vitalzeichen. „Das sieht nach einer schweren Kopfverletzung und möglicherweise nach einem Wirbelsäulenbruch aus", sagte sie ernst. „Wir müssen ihn so stabil wie möglich halten, bis die Rettung eintrifft."Phil nickte zustimmend. „Keine unnötigen Bewegungen. Wir brauchen den Rettungshubschrauber so schnell wie möglich."Während Florentina den Kopf des Kletterers vorsichtig fixierte, griff Phil erneut zum Handy, um den genauen Standort durchzugeben und den Zustand des Mannes zu schildern. Die Minuten vergingen zäh, aber sie blieben ruhig und fokussiert, während sie sich um den Schwerverletzten kümmerten.Der Kletterer öffnete irgendwann die Augen, murmelte unverständliche Worte und versuchte sich zu bewegen, doch Florentina sprach beruhigend auf ihn ein. „Bleiben Sie ganz ruhig, wir sind bei Ihnen. Die Rettung ist unterwegs."Der Hubschrauber, den sie angefordert hatten, war schließlich am Horizont zu hören. Florentina und Phil atmeten erleichtert auf, als der markante gelbe Rettungshubschrauber über den Baumwipfeln auftauchte und sich auf die Landung vorbereitete. Der Wind von den Rotoren wirbelte Schnee und kleine Steinchen auf, als der Hubschrauber in der Nähe des Kletterers landete.„Sie kommen!", rief Florentina, die ihre Augen mit der Hand abschirmte und auf das medizinische Rettungsteam zeigte, das mit einer Trage und Ausrüstung auf sie zulief. Zwei Rettungssanitäter und ein Arzt stiegen aus und eilten zu ihnen.„Was haben wir hier?", fragte der Arzt, als er neben dem verletzten Kletterer kniete.„Schwerer Sturz, Kopfverletzung, möglicher Wirbelsäulenbruch, Atem stabil, aber er ist immer wieder bewusstlos", fasste Phil die Lage knapp zusammen. Die Retter nickten, während sie ihre Ausrüstung bereiteten. Florentina und Phil halfen ihnen, den Mann vorsichtig auf eine Trage zu legen und ihn für den Transport zu stabilisieren. Der Arzt überprüfte noch einmal die Vitalwerte, gab ihm Sauerstoff und eine Schmerzmedikation, bevor sie ihn vorsichtig in den Hubschrauber brachten.„Gute Arbeit", sagte einer der Sanitäter zu Phil und Florentina, als sie die Übergabe abgeschlossen hatten. „Ohne eure erste Hilfe hätte es schlecht für ihn ausgesehen."Phil und Florentina sahen sich an, ein Hauch von Erschöpfung und Erleichterung auf ihren Gesichtern. „Wir tun nur unsere Arbeit", sagte Phil bescheiden und winkte ab, als der Hubschrauber sich langsam wieder in die Lüfte hob und in Richtung des nächsten Krankenhauses flog.Als der Lärm des Hubschraubers allmählich verstummte, standen Phil und Florentina noch eine Weile da, sahen dem Rettungsteam nach und ließen die Situation auf sich wirken. Sie sahen sich an und mussten schließlich beide lachen.„Selbst im Urlaub können wir nicht entkommen", sagte Florentina kopfschüttelnd. „Es scheint, als wäre die Arbeit immer mit uns."„Ja", stimmte Phil zu, „aber es fühlt sich gut an, dass wir da waren, um zu helfen."„Das tut es", sagte Florentina nachdenklich, während sie die Stille um sich herum wieder wahrnahm. Sie sah Phil in die Augen und lächelte. „Komm, lass uns zurückgehen. Wir haben uns den Abend mehr als verdient."Später, als sie wieder in der gemütlichen Berghütte ankamen, waren sie beide erschöpft, aber zufrieden. Nach einem heißen Abendessen und einer warmen Dusche lagen sie gemeinsam im Bett, kuschelten sich unter die dicken Decken und sahen durch das große Fenster auf die schneebedeckten Berge, die im Licht des aufgehenden Mondes glitzerten.„Weißt du", sagte Florentina leise, während sie in Phils Armen lag, „ich hätte nie gedacht, dass unser Urlaub so abenteuerlich wird. Aber ich bin froh, dass wir zusammen waren."Phil drückte sie sanft an sich. „Ich auch. Egal, was passiert – ob wir uns entspannen oder Kletterer retten – solange wir zusammen sind, bin ich glücklich."Florentina lächelte und küsste ihn leicht. „Ich auch. Du machst mich glücklich."Sie lagen noch eine Weile da, sprachen über ihre Träume und ihre Zukunft, während die kühle Bergluft durch das Fenster wehte und den Raum mit einem leichten Duft nach Kiefern und frischem Schnee erfüllte. In diesem Moment war alles perfekt – die Welt draußen, die Herausforderungen des Lebens – all das schien fern. Hier, in den Bergen, hatten sie nur sich und den Augenblick, und das war alles, was zählte.

Herzschlag der Stille // ASDS Fanfiction //Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt