Die Ankunft von Noah und Luna

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Die letzten Monate waren für Florentina und Phil eine Zeit der Vorfreude und des Wartens gewesen. Ihr neues Zuhause war inzwischen vollkommen eingerichtet, jedes Zimmer liebevoll gestaltet und dekoriert. Am meisten hatten sie sich jedoch auf die Fertigstellung des Kinderzimmers gefreut. Es war ein heller, freundlicher Raum mit sanften Grüntönen, Holzregalen, die bereits mit Büchern und Plüschtieren gefüllt waren, und einem gemütlichen Sessel in der Ecke, auf dem Florentina oft saß, während sie über die bevorstehende Geburt nachdachte.Der Name für ihren Sohn hatte ihnen lange Kopfzerbrechen bereitet. Sie hatten unzählige Vorschläge durchgegangen, Listen erstellt, wieder verworfen, aber nichts hatte sich richtig angefühlt – bis eines Abends der Name "Noah" plötzlich im Raum stand. Beide hatten sofort gewusst, dass es der richtige war. Noah Funke – der kleine Prinz, der ihr Leben bald vollkommen auf den Kopf stellen würde. Florentina konnte es kaum erwarten, ihn in ihren Armen zu halten.Mittlerweile war sie im Mutterschutz, und die Tage vergingen langsam. Ihr Körper war schwer geworden, jede Bewegung eine kleine Herausforderung. Sie verbrachte viel Zeit damit, sich auszuruhen, lange Spaziergänge durch den Garten zu machen und sich mental auf die Geburt vorzubereiten. Auch wenn die Vorfreude auf Noah riesig war, fühlte sie gleichzeitig eine leise, beständige Nervosität in ihrem Inneren. Die Ungewissheit, was kommen würde, war erdrückend und aufregend zugleich.Phil hingegen arbeitete nach wie vor viel. Seine Schichten bei der Feuerwehr waren lang und oft unvorhersehbar. Er liebte seinen Job, das wusste Florentina, aber in letzter Zeit hatte sie ihn oft vermisst. Sie verstand, dass er seine Arbeit wichtig nahm, besonders in den letzten Wochen, in denen er versuchte, so viel wie möglich zu erledigen, bevor er seine Vaterschaftszeit antreten würde. Dennoch waren die Abende, an denen sie allein auf der Couch saß und auf das leise Ticken der Uhr lauschte, manchmal einsam. In diesen Momenten sehnte sie sich danach, dass Phil da war, um die letzten Wochen der Schwangerschaft gemeinsam mit ihr zu erleben.An einem Abend, als der Regen sanft gegen die Fenster prasselte, war es wieder einmal spät geworden. Florentina saß im Wohnzimmer, die Beine hochgelegt, eine Tasse Tee in der Hand, und lauschte dem gleichmäßigen Rauschen des Regens. Es war ein ruhiger, fast friedlicher Abend, aber sie konnte nicht aufhören, auf die Uhr zu schauen. Phil war seit Stunden unterwegs, und obwohl sie wusste, dass er oft spät von der Arbeit kam, fühlte sie sich in der Dunkelheit und Stille des Hauses doch etwas unruhig.Plötzlich hörte sie, wie die Haustür geöffnet wurde. Leise Schritte hallten durch den Flur, und dann sah sie Phil, nass vom Regen, wie er ins Wohnzimmer trat. Doch etwas stimmte nicht – er hatte nicht nur sich selbst mitgebracht. Auf seinem Arm, eingewickelt in eine alte Decke, lag ein winziges, zitterndes Bündel.Florentina setzte sich sofort auf. "Phil! Was ist das?" fragte sie mit großen Augen.Phil lächelte erschöpft, doch in seinem Blick lag ein zärtlicher Ausdruck, den sie selten sah. "Ich... habe etwas mitgebracht," sagte er und hielt das Bündel ein wenig höher. Die Decke verrutschte, und darunter kam das kleine Gesicht eines Katzenbabys zum Vorschein, die Augen weit geöffnet, das Fell nass und zerzaust."Eine Katze?" Florentina starrte ihn ungläubig an. "Woher hast du die?"Phil setzte sich neben sie auf die Couch und seufzte. "Es war heute ein langer Tag. Wir wurden zu einem Gebäudebrand gerufen – ein altes Haus am Stadtrand. Zum Glück war niemand der Besitzer da, aber wir wussten das zuerst nicht. Während die Feuerwehr das Haus durchsucht haben, haben sie dieses kleine Ding hier entdeckt. Es war in einer Ecke unter einem Schrank versteckt und hätte fast das Feuer nicht überlebt."Florentina blickte auf die kleine Katze in seinen Armen. Sie sah so zerbrechlich aus, so hilflos. Ihr Herz schmolz sofort. "Oh Gott, Phil... das arme Ding. Und wo ist die Mutter? Weiß man das?"Phil schüttelte den Kopf. "Keine Spur von der Mutter. Die Besitzer sind nicht auffindbar, und bevor sie ins Tierheim gebracht werden sollte, habe ich sie mitgenommen. Ich dachte, vielleicht können wir ihr hier ein Zuhause geben."Florentina war sprachlos. Sie hatte sich nicht vorstellen können, dass Phil eines Tages mit einer Katze nach Hause kommen würde – und schon gar nicht mitten in ihrer Schwangerschaft, kurz vor der Geburt. Doch sie konnte dem kleinen, zitternden Wesen in Phils Armen nicht widerstehen. Sie streckte die Hand aus, und als ihre Finger das weiche Fell berührten, schnurrte die kleine Katze leise. Florentina spürte ein warmes Gefühl in ihrem Herzen. „Du hast ein Leben gerettet, Phil", sagte sie leise und sah ihn mit liebevollen Augen an. „Und ich glaube, sie ist uns jetzt schon ans Herz gewachsen."
Die kommenden Tage waren eine Mischung aus Freude und Aufregung. Florentina und Phil beschlossen, die kleine Katze zu behalten und gaben ihr den Namen "Luna", da sie sie in einer regnerischen Nacht unter dem Mondlicht zu sich geholt hatten. Luna erholte sich erstaunlich schnell von den Strapazen, die sie durchgemacht hatte. Sie war zutraulich, folgte Florentina überall hin und schnurrte, sobald sie die Nähe der werdenden Mutter spürte.Für Florentina war Luna ein Geschenk. Während Phil weiterhin lange Arbeitszeiten hatte, war Luna ihre ständige Begleiterin. Sie legte sich oft auf Florentinas Schoß und schien instinktiv zu wissen, wann Florentina Ruhe und Gesellschaft brauchte. Die letzten Wochen vor der Geburt waren eine Herausforderung. Florentinas Bewegungen wurden immer langsamer, und selbst einfache Aufgaben wie das Aufstehen aus dem Bett oder das Treppensteigen fühlten sich wie eine gewaltige Anstrengung an.Doch Luna war immer da, schnurrend und tröstend. Manchmal fragte sich Florentina, ob Luna spürte, dass bald ein neues Familienmitglied hinzukommen würde. Es war fast so, als würde die kleine Katze sich bereits darauf vorbereiten, Noah zu beschützen.
Es war ein kühler, regnerischer Abend – fast eine Wiederholung des Abends, an dem Phil Luna nach Hause gebracht hatte. Florentina lag auf der Couch, Luna zusammengerollt neben ihr, als plötzlich ein stechender Schmerz durch ihren Bauch zog. Sie zuckte zusammen und hielt sich den Bauch, während eine Welle von Unbehagen über sie hinwegrollte.„Oh Gott... ist es schon soweit?" Florentina atmete tief durch, versuchte, ruhig zu bleiben, aber der Schmerz war intensiv. Sie rief nach Phil, der sich im Arbeitszimmer aufhielt. „Phil!" Ihre Stimme klang angespannter, als sie wollte, und sofort kam er angerannt.„Was ist los?" fragte er besorgt und kniete sich neben sie.„Ich glaube... ich glaube, es geht los", sagte Florentina mit einem nervösen Lächeln, während ein weiterer Schmerz durch ihren Körper zog. Sie schnappte nach Luft und griff nach Phils Hand.Phil schaltete sofort in den Modus des Feuerwehrmanns, der in Notsituationen ruhig und kontrolliert handelt. „Okay, tief durchatmen. Ich hole die Tasche, und wir fahren sofort ins Krankenhaus."Florentina nickte, und während Phil sich hektisch um die letzten Vorbereitungen kümmerte, sah sie hinunter auf Luna, die sie mit großen, neugierigen Augen ansah. „Es wird alles gut, kleine Luna", flüsterte sie, streichelte die Katze noch einmal sanft und richtete sich dann so gut es ging auf.Der Weg ins Krankenhaus war verschwommen – Florentina konzentrierte sich nur auf ihre Atmung und die wachsenden Schmerzen. Phil hielt ihre Hand, fuhr schnell, aber sicher durch die nassen Straßen, während der Regen unablässig gegen die Windschutzscheibe prasselte. Es fühlte sich wie ein Traum an – ein seltsamer, unwirklicher Moment, in dem sich alles um sie herum beschleunigte.Als sie das Krankenhaus erreichten, ging alles schnell. Florentina wurde in den Kreißsaal gebracht, und die nächsten Stunden waren ein Mix aus Anspannung, Schmerz und intensiver Konzentration. Phil wich keinen Moment von ihrer Seite, hielt ihre Hand fest und flüsterte ihr immer wieder beruhigende Worte zu. „Du machst das großartig", sagte er, während Florentina sich durch die Wehen kämpfte. „Bald ist er da."Schließlich, nach Stunden des Kampfes, kam der Moment, den sie beide so lange erwartet hatten. Ein letzter, kraftvoller Stoß, und plötzlich erfüllte der Raum das schrille, wunderschöne Weinen eines Neugeborenen. Florentina ließ sich erschöpft in die Kissen sinken, Tränen der Erleichterung und Freude in den Augen, während der Arzt ihr den kleinen, warmen Körper ihres Sohnes auf die Brust legte.„Noah", flüsterte sie sanft und strich ihm über den kleinen Kopf. Er war perfekt – klein, zart und schon voller Energie.

Herzschlag der Stille // ASDS Fanfiction //Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt