Zwischen Chaos und Leidenschaft

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Als Florentina im Auto saß, fuhr ihr das warme Gefühl durch den Körper, das Phil bei ihr auslöste. Seine Nähe und die Art, wie er sie ansah, berührte sie tief. Sie spürte eine Verbindung, die weit über den beruflichen Alltag hinausging. Das leichte Lächeln auf ihren Lippen wollte gar nicht verschwinden, während sie langsam nach Hause fuhr.


Sie parkte vor ihrem Wohnhaus und blieb für einen Moment still sitzen. Der Tag war lang gewesen, aber ihre Gedanken kreisten nicht um die Routine des Dienstes oder die Erschöpfung. Nein, sie waren bei Phil. Sie dachte an seine sanfte Stimme, wie er sich um sie kümmerte, auch wenn sie das oft abwimmelte. Und jetzt, wo die Arbeit vorbei war, kamen die Emotionen, die sie sonst so fest in sich verschloss, an die Oberfläche. Im Dämmerlicht des herbstlichen Abends machte sich eine angenehme Stille breit. Florentina trat aus dem Auto und zog den Reißverschluss ihrer Jacke hoch, während die kühle Brise durch die Straßen wehte. Sie warf einen Blick auf ihr Motorrad, das noch vor dem Haus stand. Es war ihre große Leidenschaft, seit sie denken konnte. Schon als junges Mädchen hatte sie von Freiheit und Geschwindigkeit geträumt. Ihr Motorrad war ein Symbol für genau das: Freiheit. Sie liebte es, über leere Landstraßen zu gleiten, den Wind im Gesicht zu spüren und für einen Moment alles zu vergessen, was sie belastete.


Doch der Winter rückte näher, und sie wusste, dass es Zeit war, es bald in die Garage zu stellen. Ein Anflug von Wehmut durchströmte sie. Die Vorstellung, für mehrere Monate nicht mehr fahren zu können, machte sie immer etwas melancholisch. Doch sie wusste, dass der nächste Sommer kommen würde, und mit ihm die unendlichen Kilometer auf der Straße.Als sie die Wohnung betrat, fühlte sie sich wieder einmal mit ihren Gedanken allein. Sie zog sich langsam aus, hing die Jacke auf und warf einen Blick auf den Kalender, der in der Küche hing. Eine Woche noch, dann musste sie ihr Motorrad winterfest machen. Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen und seufzte. Alles schien so geordnet, so geplant, und doch fühlte sie sich in letzter Zeit oft verloren. Nicht, weil sie ihre Arbeit nicht liebte – im Gegenteil. Sie lebte für die Tage im Rettungsdienst, für das Gefühl, Menschen zu helfen. Aber innerlich fühlte sie sich zerrissen zwischen der harten Realität ihrer Vergangenheit und den zaghaften Schritten in eine ungewisse Zukunft.


Nach einer Weile stand sie auf und öffnete das Fenster, um etwas frische Luft hereinzulassen. Der Wind war kühl, aber sie genoss es. Er half ihr, den Kopf frei zu bekommen. Sie dachte wieder an Phil. Die Art, wie er sie heute angesehen hatte, ließ ihr Herz schneller schlagen. Konnte es wirklich sein, dass zwischen ihnen mehr war als nur Kollegialität? Florentina war sich unsicher, und Unsicherheit war etwas, das sie nicht gut ertrug. Sie war es gewohnt, die Kontrolle zu haben, alles zu planen, keine Überraschungen zuzulassen. Doch bei Phil fühlte es sich anders an. Er ließ sie sich sicher fühlen, aber gleichzeitig brachte er sie auch dazu, sich selbst in Frage zu stellen. Sie überlegte, ob sie ihm eine Nachricht schreiben sollte. Doch was sollte sie schreiben? Sie wollte nicht zu aufdringlich wirken, aber die Gedanken an ihn ließen sie einfach nicht los. Stattdessen entschied sie sich, eine lange heiße Dusche zu nehmen. Das warme Wasser auf ihrer Haut half ihr oft, sich zu entspannen. Die Schmerzen in ihrem linken Bein waren heute besser, aber sie wusste, dass sie nicht verschwinden würden. Die Narben, die sie trug – physisch und emotional – würden sie immer begleiten.Nach der Dusche fühlte sie sich etwas erfrischter. Sie zog sich bequeme Kleidung an und setzte sich auf die Couch. Der Fernseher lief, aber sie konnte sich nicht auf das Programm konzentrieren. Ihre Gedanken waren zu laut. Sie dachte an die Therapie, an die Albträume, die sie immer noch jede Nacht heimsuchten. Und sie dachte an ihre Zukunft. Konnte sie sich ein normales Leben vorstellen? Ein Leben, in dem sie nicht ständig auf der Hut war, in dem sie sich nicht ständig fragte, wann die nächste Krise kommen würde?Florentina nahm ihr Handy in die Hand und scrollte durch ihre Kontakte. Es waren nicht viele Nummern gespeichert – nur die wichtigsten Menschen in ihrem Leben. Sie blieb bei Phils Namen hängen. Ohne groß nachzudenken, tippte sie eine Nachricht ein:„Hey, hoffe, du bist gut nach Hause gekommen. Wollte mich nochmal für heute bedanken, war irgendwie schön, dich zu sehen. Gute Nacht!"Sie schickte die Nachricht ab, bevor sie es sich anders überlegen konnte. Ihr Herz klopfte schneller, als sie das Handy zur Seite legte. Was, wenn er nicht antwortete? Oder schlimmer noch – was, wenn er die Nachricht missverstand? Sie atmete tief durch und versuchte, sich zu beruhigen.Einige Minuten später vibrierte ihr Handy. Es war Phil. „Bin gut angekommen, danke! Freut mich, dass es dir wieder besser geht. Und ja, war schön, dich zu sehen. Schlaf gut, Florentina."Ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Seine Antwort war kurz, aber sie beruhigte sie. Es war nicht viel, aber es war genug, um ihr Herz ein wenig höher schlagen zu lassen.Florentina ließ sich zurück in die Couch sinken und starrte an die Decke. Es gab so viele offene Fragen in ihrem Leben, so viele Dinge, die sie noch klären musste. Doch in diesem Moment war sie einfach nur dankbar für die kleinen Momente, in denen sie sich wieder normal fühlte. Sie wusste, dass der Weg zur Heilung noch lang war, aber vielleicht, nur vielleicht, war Phil ein Teil dieses Weges.Sie nahm eine Decke und kuschelte sich ein. Der Tag war lang gewesen, und die Müdigkeit machte sich nun bemerkbar. Ihre Augen wurden schwer, und bevor sie es wusste, war sie eingeschlafen, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und der leisen Hoffnung, dass der morgige Tag genauso friedlich sein würde wie dieser.Die Kälte des kommenden Winters konnte warten. Jetzt zählte nur der Moment – und die Möglichkeit, dass das Leben ihr vielleicht doch noch ein paar schöne Überraschungen bereithielt.

Herzschlag der Stille // ASDS Fanfiction //Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt