Zurück im Einsatz

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Phil, ihr fester Begleiter und Fels in der Brandung während ihrer Genesung, war für eine Fortbildung aus der Stadt, sodass Florentina den Weg zur Wache alleine antrat. Trotz der vielen Wochen, die sie aus gesundheitlichen Gründen gefehlt hatte, fühlte sich der Gedanke, endlich wieder zur Arbeit zu gehen, wie ein Heimkommen an.
Als sie die Rettungswache betrat, spürte sie sofort die herzliche Atmosphäre. Ihre Kollegen waren begeistert, sie wiederzusehen. Es folgte eine Flut von Umarmungen und warmen Begrüßungen, die sie fast zu Tränen rührten. Sie hatte gewusst, dass sie ein tolles Team hatte, aber dieses Gefühl des Zusammenhalts und der Unterstützung ging ihr wirklich nahe.Der Dienststellenleiter hatte Florentina auf den heutigen Tag vorbereitet und sie zusammen mit Franco eingeteilt, ihrem langjährigen Kollegen und Freund. Franco und sie waren ein eingespieltes Team. Sie hatten viele Einsätze zusammen erlebt, von einfachen Transporten bis hin zu lebensgefährlichen Notfällen. Als sie ihn sah, breitete sich sofort ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.„Wie in alten Zeiten!", sagte Franco begeistert und man konnte die Freude über Florentinas Rückkehr in seinen Augen sehen. Er klopfte ihr leicht auf die Schulter, und es fühlte sich an, als wäre sie nie weg gewesen. Es gab so viele Fragen, die sie beantworten wollte, aber dafür war keine Zeit, denn bereits wenige Minuten nach ihrer Ankunft kam der erste Einsatz rein. Florentina spürte das vertraute Prickeln im Magen, das Adrenalin, das durch ihren Körper schoss – genau das, was sie so vermisst hatte.„Gestürzte Frau, wohl auf Eis ausgerutscht", gab die Leitstelle durch. Die Meldung war kurz und knapp, aber Florentina hatte sofort die Vermutung, dass es sich um eine Fraktur des Oberschenkelknochens, des Femurs, handeln könnte. Ein Sturz auf Eis bedeutete oft schwere Verletzungen, insbesondere bei älteren Menschen.„Das klingt nach einer Femurfraktur", murmelte sie, als sie und Franco in den Rettungswagen stiegen und mit Sirenen zum Einsatzort fuhren. Während der Fahrt bemerkte Franco, wie Florentinas Augen glänzten. Das Adrenalin, die Aufregung, die Verantwortung – alles war wieder da. „Du genießt es, wieder zurück zu sein, oder?", fragte er mit einem wissenden Lächeln.Florentina nickte nur. Es war nicht notwendig, etwas zu sagen. Die Arbeit als Rettungssanitäterin war ihr Leben. Sie liebte es, Menschen zu helfen, und nach allem, was sie durchgemacht hatte, fühlte sie sich mehr denn je mit diesem Beruf verbunden.Am Unfallort angekommen, sahen sie sofort die ältere Dame, die auf der eisigen Straße lag. Ihre Schmerzen waren offensichtlich, sie konnte kaum sprechen, da jede Bewegung ihr Schmerzen bereitete. Florentina und Franco handelten routiniert, als hätten sie keine Pause gehabt. Sie überprüften den Zustand der Frau, legten ihr eine Schiene an, um das verletzte Bein zu stabilisieren, und brachten sie vorsichtig auf die Trage.„Jep, sieht für mich auch nach einer Fraktur des Femur auf dexter aus", bestätigte Florentina ihre Vermutung, während sie der Frau beruhigend über die Hand strich. Sie schafften es, die Patientin schnell und schonend in den warmen Rettungswagen zu bringen, wo Florentina ihr weitere Untersuchungen abnahm. Der Zustand der Frau war stabil, aber eine Operation schien unvermeidlich.Während Franco das nächste Krankenhaus ansteuerte, leistete Florentina der Patientin Gesellschaft. Sie sprach ruhig mit ihr, hielt Blickkontakt und stellte sicher, dass sie sich in Sicherheit fühlte. Das war ein Teil ihrer Arbeit, den sie besonders liebte – nicht nur die körperliche Behandlung, sondern auch die psychologische Unterstützung, die oft genauso wichtig war.Im Krankenhaus angekommen, übergab sie die Patientin an den diensthabenden Arzt. Sie schilderte präzise den Vorfall und ihre Diagnose, bevor sie sich mit einem freundlichen Nicken verabschiedete. Der Einsatz war abgeschlossen. Florentina war erleichtert, dass alles gut verlaufen war und dass die Patientin nun in guten Händen war.Als sie zurück zum Rettungswagen ging, wartete Franco bereits auf sie. Er grinste sie breit an. „Du bist wieder voll in deinem Element. Als wärst du nie weg gewesen!", sagte er stolz und klopfte ihr begeistert auf die Schulter. Florentina konnte nicht anders als zu lächeln. Ja, es fühlte sich gut an, wieder da zu sein. Der erste Einsatz war geschafft, und es war, als hätte sie nie gefehlt.Zurück auf der Wache hatten ihre Kollegen immer noch viele Fragen. Sie wollten wissen, wie es ihr nach dem Unfall ergangen war, wie sie die lange Zeit der Genesung überstanden hatte und wie es für sie war, jetzt wieder im Dienst zu sein. Florentina beantwortete die Fragen geduldig, aber immer wieder betonte sie, dass sie es nicht ohne die Unterstützung von Phil geschafft hätte. Er war ihr in den dunkelsten Stunden beigestanden, und dafür war sie ihm mehr als dankbar.Die nächsten Stunden verliefen ruhig. Sie und Franco hatten Zeit, sich zu unterhalten, über alte Zeiten zu lachen und die Pause zu genießen, bevor der nächste Einsatz kam. Es war für Florentina fast wie eine Wiedergeburt – nach so langer Zeit zurück in ihrer gewohnten Umgebung zu sein, mit Menschen, die sie schätzte, und einer Arbeit, die sie liebte. Alles fühlte sich richtig an.In diesen Momenten wusste Florentina, dass sie das Richtige tat. Die Rückkehr in den Einsatz hatte ihr gezeigt, dass sie stärker war, als sie jemals gedacht hatte. Der Unfall und die Monate der Genesung hatten ihr Leben verändert, aber sie hatten ihr auch gezeigt, wie viel Kraft und Ausdauer in ihr steckten. Und egal, was noch kommen würde – sie war bereit.

Herzschlag der Stille // ASDS Fanfiction //Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt